Ostern in der Region Das Licht vertreibt die Dunkelheit

Rhein-Sieg-Kreis · Wie feiern Katholiken die Osternacht? Ein Überblick am Beispiel Sankt Augustins.

Einen besonders festlichen Gottesdienst feiern die katholischen Christen in der heutigen Osternacht. Doch was macht diesen Gottesdienst so außergewöhnlich? Welche Besonderheiten hat er, welche Symbole? Anhand der katholischen Kirchengemeinden in Sankt Augustin beantwortet der General-Anzeiger die wichtigsten Fragen.

Warum ist die Osternacht so besonders?

In der katholischen Kirche bezeichnet man sie auch als Nacht der Nächte. In jener Nacht gedenken die Gläubigen der Auferstehung von Jesus Christus von den Toten. „Es ist schon eine gewisse Vorfreude da, weil es etwas außergewöhnlich ist“, sagt die 17-jährige Oberministrantin Sara Würbel aus der Kirchengemeinde Sankt Martinus in Niederpleis.

Die Messe ist der Abschluss des „Triduum Sacrum“, der heiligen drei Tage. Am Gründonnerstag (Abendmahl) und Karfreitag (Kreuzigung) gedenkt man der Leiden Christi, zum Abschluss des Gottesdienstes am Donnerstag verstummen die Kirchenglocken, es bleibt still bis zur Auferstehung Jesu. Die katholische Kirche versteht diese heiligen drei Tage als eine einzige Feier und somit als einzigen Gottesdienst, deshalb verzichtet sie in den einzelnen Liturgien, also der Gottesdienstgestaltung, auch auf Schlusssegen und Begrüßungsworte.

Wann findet die Osternachtmesse statt?

Es ist wichtig, dass es dunkel ist. Aus diesem Grund beginnen die Messen entweder am Samstagabend nach Beginn der Dämmerung oder am Sonntagfrüh vor Sonnenaufgang. „Die Feiern am Abend sind traditionell etwas beliebter, aber es ist auch ein besonderer Augenblick am frühen Morgen, wenn der erste Sonnenstrahl auf das große Kreuz in der Kirche fällt“, sagt Marcus Tannebaum, Pastoralreferent im katholischen Seelsorgebereich Sankt Augustin.

Warum muss es dunkel sein?

Weil die Gottesdienste mit der Lichtfeier beginnen, sie ist eine von insgesamt vier Feiern während der Messe. Hinzu kommen der Wortgottesdienst, die Tauffeier und das Abendmahl.

Was ist die Lichtfeier?

Vor der Kirche brennt ein Osterfeuer, der Priester segnet es, bevor er daran die Osterkerze entzündet. Anschließend trägt er die Kerze in die dunkle Kirche, dabei ruft er dreimal „Lumen Christi“, die Gläubigen antworten: „Deo gratias“. Übersetzt heißt das: „Christus, das Licht – Dank sei Gott.“ In der Kirche zünden schließlich alle Gemeindemitglieder ihre Kerzen an der Osterkerze an, dabei helfen ihnen die Messdiener. „Ich mag den Moment besonders, wenn wir mit der Osterkerze in die dunkle Kirche kommen und das Feuer an die Menschen verteilen. Für mich ist das am Schönsten“, sagt Sara Würbel. Die dunkle Kirche wird so nach und nach heller erleuchtet, das elektrische Licht bleibt aber noch einige Zeit aus.

Wofür steht die Osterkerze?

Sie ist das Symbol für den gekreuzigten und auferstandenen Jesus und besteht zumindest zu einem Teil aus Bienenwachs, in Sankt Augustin in diesem Jahr zu zehn Prozent. Auf ihr steht die aktuelle Jahreszahl, zudem versieht der Priester sie mit Wachsnägeln, so erinnert er an die Kreuzigung. Ein Symbol ist ebenfalls darauf zu sehen, eine Taube etwa steht für den heiligen Geist oder den Frieden. Der erste und letzte Buchstabe des griechischen Alphabets, Alpha und Omega, symbolisieren Anfang und Ende des Lebens von Jesus Christus.

Wie läuft der Wortgottesdienst ab?

An die Lichtfeier schließt sich der Wortgottesdienst an, auch dabei ist die elektrische Beleuchtung zunächst ausgeschaltet. Der reinen Lehre nach folgen sieben Lesungen aus dem Alten Testament und zwei aus dem Neuen. In vielen Gemeinden ist es aber üblich, auf drei Lesungen aus dem Alten Testament zu reduzieren, insgesamt gibt es so also meistens fünf Stück. Dadurch wird der Gottesdienst verkürzt, dennoch ist er deutlich länger als üblich und kann bis zu zwei Stunden dauern.

Zwischen den Lesungen beten und singen die Gottesdienstteilnehmer. Vor der Lesung der Passagen aus dem Neuen Testament kommt der Gloria-Gesang, er beendet die am Gründonnerstag begonnene Stille und Dunkelheit: Die Glocken spielen, das Licht geht an. Das bedeutet: Jesus ist auferstanden. Dann folgt die Predigt.

Wie ist das Prozedere der Tauffeier?

Zunächst segnet der Priester das Taufwasser und besprenkelt die Gemeindemitglieder mit dem sogenannten Osterwasser, sie erneuern so ihr Taufversprechen. Das übliche Glaubensbekenntnis entfällt deshalb später. In einigen Kirchen lassen sich in der Osternacht auch tatsächlich Menschen taufen, es handelt sich zumeist um eine Erwachsenentaufe.

Gibt es Besonderheiten beim Abendmahl?

Nein, es läuft ab wie immer. Der Priester und die Kommunionhelfer reichen den Gläubigen das Brot, es steht für den Leib Christi.

Wie klingt die Osternacht aus?

Die sogenannte Agape-Feier findet zumeist in den Pfarrheimen statt, dort trifft sich die Kirchengemeinde und isst Brot, Kuchen oder Ostereier und trinkt Rotwein oder Traubensaft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort