Casting in Sankt Augustin Dem Traum von der großen Bühne näherkommen

Sankt Augustin · Nach coronabedingter Bühnenabstinenz meldet sich Hotti on Stage zurück. Der Theater-Fachbereich des Sankt Augustiner Vereins sucht Laiendarsteller für Cornelia Funkes „Tintenherz“.

 Wollen die Jury überzeugen: Lukas Müller (v.l.), Jonas Kölmel, Mara Giersberg, Johanna Hoppstock, Isabella Dechanto und Claudia Kummer.

Wollen die Jury überzeugen: Lukas Müller (v.l.), Jonas Kölmel, Mara Giersberg, Johanna Hoppstock, Isabella Dechanto und Claudia Kummer.

Foto: Paul Kieras

Nach einem coronabedingten Theaterjahr ohne Aufführung zieht es den Fachkreis Theater des Sankt Augustiner Vereins Hotti zurück auf die Bühne. Dafür hat „Hotti on Stage“ am Wochenende in einem generationsübergreifenden Casting im Haus Menden nach Darstellern gesucht. Gespielt wird „Tintenherz“ nach Cornelia Funkes erfolgreichem Roman, Premiere soll im Januar 2022 sein. Das Interesse war groß: 62 Laienschauspieler – angefangen bei Vierjährigen bis hin zu 69-Jährigen – haben sich beworben und hoffen auf eine der begehrten Rollen.

„Wir haben dieses Mal bewusst ein Stück mit nur wenigen Darstellern ausgesucht, damit wir die Proben unter den Coronaauflagen durchführen können“, erklärt Projektleiterin Eva Protzek. Jeweils in Gruppen von fünf beziehungsweise sechs Mitgliedern fand das Auswahlverfahren statt.

Gruppen stellen sich Auswahverfahren

Zur ersten Gruppe gehörte auch der elfjährige Jonas Kölmel, für den es sein erstes Casting war. Entsprechend aufgeregt war er. „Ich glaube, dass ich gut schauspielern kann“, erklärte Jonas, warum er zum Casting gekommen ist. Wenn es nicht klappen sollte, wäre er schon „ein wenig enttäuscht“.

Johanna Hoppenstock gab sich gelassen, Angst vor Leuten zu spielen, habe sie nicht, räumte die Achtjährige ein. Begleitet wurde sie von Vater René, der aber nicht am Casting teilnehmen wollte. „Ich würde aber einspringen, wenn noch jemand benötigt wird“, sagte er.

Claudia Kummer aus der gleichen Gruppe gab an, dass sie „einmal etwas Neues ausprobieren“ und sich „einen kleinen Traum erfüllen“ wolle. Auch sie hat kein Problem damit, vor Publikum zu spielen. „Ich arbeite in einer IT-Firma und stehe beruflich öfter vor Leuten“, so die Begründung der 59-Jährigen. Im Gegensatz zu ihren beiden jüngeren „Kollegen“ hat sie Funkes Buch bereits gelesen.

Aufwärm- und Lockerungsübungen zum Einstieg

Auf der Bühne standen als erstes „Aufwärm- und Lockerungsübungen“ an. Auf Zuruf hieß es, spontan einen Begriff schauspielerisch umzusetzen. „Schwimmbad“ lautete der, und nach einem Moment des Nachdenkens wurden die Fünf kreativ. Vom Sprung vom Drei-Meter-Brett über Ausruhen auf der Liegewiese bis zum Eincremen reichten die Ideen. Die Juroren Eva Protzek, Regisseur Marcel Schupp und der für Layout und Maske verantwortliche Sebastian Kremer machten sich erste Notizen und zeigten sich angetan vom Einsatz der Gruppe.

Dann wurde es anspruchsvoller. Alle Teilnehmer hatten im Vorfeld eine Szene des Stücks zugesandt bekommen. Der Text sollte zwar nicht auswendig gelernt werden, aber jeder sollte sich schon einmal mit ihm beschäftigen. Die Rollen wurden am Castingtag verteilt und untereinander gewechselt. Nach und nach wich bei den Akteuren die Nervosität, die Stimmen wurden lauter und bestimmter, alle fanden in ihre Rollen, wie Protzek lobend feststellte. Dann wurde von jedem noch ein Foto für die Kartei gemacht, und die nächste Gruppe stand schon bereit.

Vorstand zeigt sich zufrieden

Eine erste Zwischenbilanz zog Pascal Ritz, Vorstand des Vereins, am frühen Samstagnachmittag. Nach seinen Worten sei man bisher sehr zufrieden mit den einzelnen Kandidaten. Beeindruckt zeigte er sich vor allem, dass „die Kinder auftauen und sich etwas trauen“. Entschieden war da natürlich noch nichts. Denn das Casting dauerte bis Sonntagnachmittag. „Ob wir bereits am Sonntagabend eine Entscheidung fällen, ist ungewiss“, sagte Ritz am Samstag. Auf jeden Fall werde man die für die einzelnen Rollen Ausgesuchten zeitnah telefonisch oder per E-Mail benachrichtigen. Für die 15 Akteure beginnen dann schon bald die Proben. Jonas Kölmel weiß, dass dann viel Textlernen auf ihn zukommen würde. Aber das gehört ja zum Theaterspielen, sagte er.

Letzte Aufführung im Januar 2019

Im Januar 2019 konnte der Theaterkreis noch ein Stück von Erich Kästner sechsmal vor insgesamt 900 Zuschauern aufführen, dann war wegen der Coronaeinschränkungen Schluss. Nun hoffen alle Beteiligten, dass keine weitere Coronawelle das Theaterspiel erneut verhindert. „Die Theatergruppe möchte ein gemeinsames Theaterspiel von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen verwirklichen. Alle Theaterstücke werden daher unbedingt von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen besetzt“, erläutert Eva Protzek das pädagogische Konzept. Sie betont, bislang sei innerhalb des Sankt Augustiner Stadtgebietes keine weitere Gruppierung bekannt, die gleichermaßen Theater für die verschiedenen Altersgruppen in gemeinsamer Aufführung anbiete.

Der Fachkreis investiert aber auch viel Zeit in perfektes Theater. „Hinter den Kulissen werden die unsichtbaren Fäden gesponnen, die für das Gelingen auf der Bühne so wichtig sind“, so Ritz. Man sei immer bestrebt, die richtigen Kostüme zu finden, Programmhefte und Plakate zu gestalten, Kulissen zu bauen sowie Licht- und Tonanlagen zu installieren. „Nur mit viel Mühe und Liebe zum Detail kann jede Aufführung zum Erlebnis werden“, betonte er.

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