Auf Jobsuche auf dem Unternehmenstag in Sankt Augustin Der erste Eindruck zählt

Sankt Augustin · „Du hast Bock auf Karriere?“ Mit dieser Frage lockt die Karrieremesse am Campus Sankt Augustin junge Leute. Auch unsere freie Mitarbeiterin Selina Stiegler, die gerade kurz vor dem Abschluss ihres Technikjournalismus-Studiums steht. Wie kommt solch ein Angebot tatsächlich an? Sie macht den Versuch beim 21. Unternehmenstag der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, an dem 148 Aussteller mit Stellenangeboten teilnehmen.

 Beim 21. Unternehmenstag nahmen 148 Aussteller mit allerlei Stellenangeboten teil.

Beim 21. Unternehmenstag nahmen 148 Aussteller mit allerlei Stellenangeboten teil.

Foto: Selina Stiegler

Direkt am Eingang hat sich eines der bekanntesten Unternehmen in der Region aufgebaut: RTL. Für eine baldige Absolventin des Studiengangs Technikjournalismus an der H-BRS eine perfekte Anlaufstelle, um auf Jobsuche zu gehen. Nach einem zweiminütigen Gespräch nannten die Recruiter die ersten journalistischen Stellenangebote, nach drei Minuten gab es die erste E-Mail-Adresse, um bei Interesse an einer Stelle direkt dem Recruiter schreiben zu können. Das Gespräch lief auf Augenhöhe ab, und am Ende hatte ich das Gefühl, wichtige Kontakte geknüpft zu haben.

Seit 2001 findet die größte Karrieremesse der Region am Campus Sankt Augustin statt. Interessante Unternehmen, Vorträge rund um Karriere und Bewerbung und ein Rahmenprogramm erwarten die Jobsuchenden am Mittwoch und Donnerstag. Tatsächlich lassen sich viele Unternehmen von sogenannten Recruitern vertreten. Das sind in der Regel Selbstständige, die im Auftrag eines Unternehmens passgenaue Kandidaten für offene Jobs suchen und vermitteln.

Was sich zu Beginn wie Anfängerglück anfühlte, stellte sich im Laufe der Messe als gängige Praxis heraus. Die BWL-Studentin und Messebesucherin Maja hat dieselbe Erfahrung gemacht: „Die Menschen an den Ständen geben einem ihre Visitenkarten und sagen, man solle ihnen direkt schreiben und in der Bewerbung auf die bereits gemachte Bekanntschaft verweisen.“ Die Aussteller seien stets interessiert gewesen und fragten Maja und ihre Kommilitonen nach deren Studienschwerpunkte, woraufhin passende Stellenangebote genannt wurden.

Wirkliches Interesse

Tatsächlich hatte auch ich immer das Gefühl, dass die Unternehmen wirklich Interesse an uns jungen Leuten haben. Der IT-Dienstleister Conet bot Technikjournalisten allerdings nur eine Werkstudentenstelle an, weshalb angehende Absolventen wohl in der Regel eher ablehnten. Doch nach einem kurzen Gespräch mit der dortigen Recruiterin fragte sie mich nach einer Bewerbung und stellte mir eine Zusammenarbeit in Aussicht. Wie diese aussehen könnte, ob als freie Mitarbeiterin oder in Festanstellung, blieb allerdings ungewiss. Das müsse im Unternehmen erst noch geklärt werden, hieß es. Die Recruiterin des Herstellers des Hochleistungskunststoffs Igus hingegen notierte sich meine Kontaktdaten, um mir eine freie Stelle im Marketing zukommen zu lassen.

Andere Unternehmen hatten Listen ausgelegt, in denen sich die Besucher eintragen konnten, um später passende Stellenangebote zu erhalten. „Es fühlt sich echt gut an, dass Unternehmen aktiv auf mich zugehen, indem sie mir ein Jobangebot zuschicken wollen“, freute sich der Elektrotechnikstudent Felix. Der Masterstudent fand die Karrieremesse insgesamt ein tolles Angebot: „Ich kann hier mit vielen Leute reden. Super finde ich, dass viele Fachrichtungen auf einem so kleinen Raum zusammengeführt werden.“ Am ersten Tag seien indes hauptsächlich IT-Unternehmen vertreten gewesen.

Der erste Eindruck zählt

Die Versicherungsgruppe Debeka versuchte neben der Werbung neuer Mitarbeiter herauszufinden, wie sinnvoll es für ein großes Unternehmen überhaupt noch ist, auf Karrieremessen zu gehen. „Wir müssen als Arbeitgeber nicht mehr zwingend auf uns aufmerksam machen, aber haben dennoch auf solchen Messen die Möglichkeit, neue Talente zu entdecken und mit potenziellen Arbeitnehmern persönlich zu sprechen“, so IT-Recruiterin Jana Kneip. Gerade der erste persönliche Eindruck, den ein potenzieller Arbeitnehmer auf einer Messe hinterlasse, könnte jedenfalls eher zu einer Anstellung führen als eine Initiativbewerbung übers Internet. Wie viele neue Mitarbeiter durch Karrieremessen wirklich eingestellt werden, konnte kein Unternehmen konkret benennen. Ralf Stüber arbeitet als Technischer Direktor für das Softwareunternehmen CPA ReDev und sieht in den Karrieremessen vor allem den Vorteil der Sichtbarkeit: „Als kleines Unternehmen haben wir auf Messen die gleiche Präsenz wie größere Unternehmen und können so gleichermaßen auf uns aufmerksam machen.“

Wer die Karrieremesse verließ, tat das zumindest mit einem Rucksack voller Kugelschreiber, Visitenkarten – und vielleicht sogar der Aussicht auf eine Stelle.

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