Huma in Sankt Augustin Der Kundenmagnet auf der grünen Wiese

SANKT AUGUSTIN · Die Skepsis war groß über das, was 1977 in der kleinen Nachbarstadt von Bonn eröffnete. "Die sind verrückt, die haben einfach mitten auf der grünen Wiese ein Einkaufscenter gebaut", berichtete der Aachener Verkaufsrepräsentant Hans Errens nach einem Besuch des Huma-Markts. Zu groß, zu weit weg von den Städten, kein Flair - so lauteten von Anbeginn die Vorbehalte.

Fest steht: "Einfach" war der Huma damals nicht auf der grünen Wiese gebaut worden. In der damaligen Großgemeinde Sankt Augustin wurde in den frühen 1970er Jahren die Entwicklung des Zentrums mit geplantem "Rat- und Cityhaus" vorangetrieben. 1974 präsentierte die Münchener SU-MA-Firmengruppe dem für die Zentrumsentwicklung zuständigen Sonderausschuss erstmals die Pläne für ihr SB-Warenhaus.

SUMA hieß das schon damals 40.000 Quadratmeter große Münchener SB-Warenhaus, das der Unternehmer Jost Hurler 1964 übernommen hatte. Seine Pläne für Sankt Augustin: 12.000 Quadratmeter Verkaufsfläche sowie ein Möbelhaus und ein Supermarkt mit je 4000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Weitere 6000 Quadratmeter sollten an Einzelhändler vermietet werden. Lange und heftige waren die Diskussionen zwischen Investor und Stadt.

Am 25. Februar 1975 akzeptierte der Sonderausschuss schließlich einstimmig den Vertragsentwurf: Es wurde gebaut. Die Eröffnung im Sommer 1977 war ein großes Spektakel. Huma sei über Nacht zum Kundenmagneten mit regionaler Strahlkraft geworden, sagt Kreiswirtschaftsförderer Hermann Tengler: "Für mich war die Eröffnung des Huma der Grund dafür, dass wir Studenten Sankt Augustin überhaupt erst einmal wahrgenommen haben."

[kein Linktext vorhanden]Aus dem nahen Westerwald, der Voreifel und dem Köln-Bonner-Raum kamen die Menschen. Das Einkaufszentrum habe als Großkaufhaus mit Fachgeschäften für eine neue Philosophie gestanden, erinnert sich der damalige Stadtdirektor Walter Quasten. "Wir wollten ein Einkaufszentrum, das sich zu Marktplatz und Rathaus öffnet. Sankt Augustin war für Hurler damals das erste Projekt dieser Größe."

Dass das Einkaufszentrum so großflächig angelegt wurde, hat auch mit der Entwicklung der Stadt zu tun. In den 70er und 80er Jahren wuchs Sankt Augustin wie kaum eine andere Stadt im Bundesgebiet: 1969 waren es 32.200 Einwohner, 1975 bereits 42.700, 1990 mehr als 56.000.

Doch rund 80 Prozent der beschäftigten Einwohner verließen morgens als Pendler die Stadt. "Dies und der starke Wohnungsbau sorgten dafür, dass die Stadt nicht das Einkaufsflair bekommen hat, wie es sich etwa in Siegburg historisch entwickelt hat", so Tengler. "Das heißt aber auch, dass ein Einkaufszentrum für Sankt Augustin die einzige Möglichkeit ist, Kaufkraft zu binden und eine entsprechende Wohnqualität zu bieten."

Die Pläne für den Neubau des Huma findet der Kreiswirtschaftsförderer in ihrer Tendenz richtig und gut. "Ich glaube, das fügt sich auch ganz gut in die Region ein. Sie lassen den anderen Städten die Möglichkeiten, ihre eigenen Vorteile, über die Sankt Augustin nicht verfügt, auch zukünftig weiter auszuspielen."

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