Serie Augustiner Köpfe Der Schrottbastler

SANKT AUGUSTIN · Ein paar alte Rücklichter, Dieselkanister und Spaß am Basteln: Modellschreiner Roland Koch aus Sankt Augustin-Buisdorf fertigt Kunstwerke aus allem, was sonst weggeworfen würde.

 Roland Koch aus Buisdorf macht in seiner Werkstatt aus Schrott Kunst.

Roland Koch aus Buisdorf macht in seiner Werkstatt aus Schrott Kunst.

Foto: Holger Arndt

Sein Kopf besteht aus Augen und Maske, es sind die Rücklichter zweier Motorräder plus Fahrradhelm. „Schrobbis“ Rumpf aus den beiden Dieselkanistern kehrt sein Innerstes quasi nach außen, denn sobald es dunkel wird, blinkt das Herz und die Augen leuchten. „Schrobbi“ steht gleich neben der Eingangstür von Ursula und Roland Koch in Buisdorf, er ist das imposanteste und aktuellste Stück aus der Sammlung des 68-jährigen Schrott-Künstlers.

Die Idee, einen Schrott-Roboter zu bauen, schwirrt Koch schon seit ungefähr 20 Jahren im Kopf herum. Jetzt hat er sich einen Traum verwirklicht. Schon seit Jahren schaut der Rentner immer wieder bei einem Kollegen in der Autofirma vorbei und durchsucht dort die Schrottcontainer. „Ich brauche ungefähr dreimal so viel Schrott, wie ich dann am Ende verbaue“, meint er.

Seine Frau Ursula weiß, dass sie genau darauf achten muss, dass es dann nicht zu viel wird mit der Sammelleidenschaft ihres Mannes. Die Garage des Hauses ist sein Revier, dort kann er, wenn es ihn so richtig gepackt hat, auch mal für zehn Stunden am Stück verschwinden – so wie bei der Entstehung seines 1,85 Meter großen Prunkstücks „Schrobbi“. „Ich habe mich oft neben den 'Schrobbi' gestellt, um zu sehen, was denn wo ist“, diente der Erbauer quasi gleich auch als Vorlage für seinen Schrottroboter.

Der steht auch im Sommer in seinen Skischuhen, die Koch mit einem Metallrahmen in die Erde einbetoniert hat. Je länger man den freundlichen Schrottmann betrachtet, desto mehr der liebevollen Details stechen ins Auge. So haben ihm Jäger Patronen überlassen und die aufgewickelte Fischdose am Bauch legt den Turbolader im Inneren des Roboters frei. Was Koch seinem „Schrobbi“ noch einbauen will, ist ein Bewegungsmelder. Vielleicht koppelt er den mit einem Stimmenaufnahmegerät, damit die neuen Gäste der Familie Koch gleich angemessen begrüßt werden.

Nur wenige Meter weiter im Vorgarten leistet Lennard Koudijs dem großen Bruder „Schrobbi“ Gesellschaft. Er ist einem guten Freund, der Berufstaucher ist, nachempfunden. „Der hat ein Foto unseres Vorgarten-Lennard sofort als Profilbild benutzt“, freut sich Koch. Lennards Körper besteht natürlich standesgemäß aus Kohlensäureflaschen, ein Feuerlöscher mit Heineken-Emblem (der Freund stammt aus den Niederlanden) und die Taucherbrille sowie die Fahrradlampe am Helm machen die Taucherausrüstung komplett.

Das nächste Projekt sind Fabeltiere

„Was hier steht, werde ich nicht verkaufen“, ist sich Koch sicher. Genauso will er sich auch nicht von den vielen anderen Kunstwerken in seinem Haus trennen, die alle Erinnerungen an Reisen oder Begegnungen bergen. Seien es die Kerzenständer mit den Kohlenstücken oder dem Sand aus Südengland beziehungsweise den getrockneten Moor. Was Koch auch noch mit Begeisterung macht: Er sammelt ausrangierte Wipptierchen und macht aus mehreren alten Tierchen wieder ein Neues, das er dann an Familien mit Kindern im entsprechenden Alter verschenkt.

Interessant findet seine Frau Ursula, dass Roland Koch auch nach zehn Stunden Arbeit weder Schmerzen in den Füßen noch im Rücken verspürt. Aber sie gönnt ihm seine Leidenschaft, der er mit so großer Begeisterung nachgeht und versorgt ihn gerne mit Kaffee und Plätzchen, die die beiden dann auf der Bank vor dem Haus einnehmen. Der Mann, dem kein Werkzeug, oder Werkstoff fremd ist, ist noch lange nicht am Ende seiner Kreativität. Nicht nur seine Krawatten aus Jeans-Kompositionen – zu kaufen gab es so was nicht – oder die Sessel aus Autoreifen zählen zu seinem kreativen Sortiment. Koch will jetzt gerne Fabeltiere herstellen. Was er dazu braucht sind Autokühler, Bremsscheiben oder Zahnräder. Auch alte Gartenwerkzeuge eignen sich hervorragend, um die Tiere zu charakterisieren.

Inspirieren lässt sich der Rentner auch von den vielen Eindrücken, die er auf seinen Reisen sammelt. Von Holland bis nach Amerika, Afrika, China oder Südostasien hat es ihn schon durch die gesamte Welt getrieben. Wenn es sportlich werden soll, fährt er mit dem Rad, spielt Basketball oder ist mit dem Kanu auf der Lahn, der Mosel oder der Ruhr unterwegs. Fast alles, was andere wegwerfen, kann der Buisdorfer zu Gebrauchsgegenständen machen – sei es die Lampe aus übergelaufenem Guss oder aber der Esskastanienröster, mit dem sich im Winter am offenen Kamin ein herrlicher Duft im Wohnzimmer der Kochs verbreitet.

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