Ein Jahr in Costa Rica "Die beste Entscheidung in meinem Leben"

Sankt Augustin/San José · Lea Detsch aus Sankt Augustin arbeitete im Freiwiwilligendienst als Lehrerassistentin in Costa Rica mit den Kindern des "Oratorio Don Bosco" in San José. Das mittelamerikanische Land ist mit gut 51.000 Quadratkilometern nur unwesentlich größer als Niedersachsen.

 Ein Jahr lebte Lea Detsch in Costa Rica und betreute Kinder im Oratorio Don Bosco in San José.

Ein Jahr lebte Lea Detsch in Costa Rica und betreute Kinder im Oratorio Don Bosco in San José.

Foto: Lea Detsch

Ein Jahr ist vergangen und somit auch meine Zeit in Costa Rica. Ich habe viele wunderschöne Erfahrungen gemacht, interessante Menschen kennengelernt, neue Freundschaften geschlossen – und natürlich Spanisch gelernt. Ich habe aber auch Deutschland, meine Familie und Wohnsituation sehr zu schätzen gelernt. Denn ich musste auf viele Dinge verzichten, die immer selbstverständlich waren: Fließendes warmes Wasser, einen geordneten Straßenverkehr mit Fahrplänen, ein eigenes Zimmer und auch Schwarzbrot habe ich in Costa Rica sehr vermisst.

Die sehr preiswerten öffentlichen Verkehrsmittel ermöglichen es, das sehr kleine Land intensiv zu bereisen. Das mittelamerikanische Land ist mit gut 51 000 Quadratkilometern nur unwesentlich größer als Niedersachsen. So habe ich viele Regionen kennengelernt mit ihren beeindruckenden Naturschätzen, die von den „Ticos“ sehr gepflegt werden.

In Deutschland ist es in den Städten jedoch viel ruhiger und organisierter als in Costa Rica. Dort sind Staus mit Hupkonzerten an der Tagesordnung. Obwohl ich keinen Unfall erlebt habe, fühle ich mich im Straßenverkehr in Deutschland sicherer, da die Verkehrsregeln meist eingehalten werden.

Als viel ruhiger empfinde ich auch mein deutsches Zuhause. Zum einen habe ich wieder mein eigenes Zimmer, zum anderen gibt es viel mehr Platz, um sich aus dem Weg zu gehen. Allerdings gehe ich manchmal regelrecht auf die Suche nach jemandem aus meiner Familie. Denn das Haus meiner Gastfamilie war sehr klein, wir wohnten mit sechs Personen zusammen und irgendwer war immer zu Hause. Noch kann ich nicht einordnen, welche Variante mir besser gefällt. Es wird noch einige Zeit dauern, mich wieder an die Größe und die Möglichkeit zu gewöhnen, laut Musik zu hören, ohne andere sofort dabei zu stören.

Die Kinder sind dankbar

Von den Kindern des „Oratorio Don Bosco“, die ich betreut habe, fiel mir der Abschied sehr schwer, da ich sie über das Jahr hinweg in mein Herz geschlossen habe. Es war zwar oft sehr anstrengend mit ihnen, aber kleine Erfolgsmomente machten das immer wieder wett. Zum Beispiel, wenn die Kinder nach dem hundertsten Erklärungsversuch die richtige Lösung fanden oder sie mich auf Rechtschreibfehler an der Tafel hinwiesen. Es hat mich immer gefreut, wenn ich es alleine geschafft habe Ruhe in die Klasse zu bringen, da die Mädchen und Jungen mir so ihren Respekt zeigten.

Obwohl viele Kinder benachteiligt sind, weil sie aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommen oder eine Lernschwäche haben, waren manche sehr motiviert. Etwa ein Junge mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche, der immer mehr schwierige Mathematik-Aufgaben einforderte und so sein Mathe-Talent entdeckte.

Die Dankbarkeit der Kinder hat mich an meinem letzten Tag zu Tränen gerührt, denn ein Mädchen schenkte mir zum Abschied ihren Ring, der ihr sehr viel bedeutete. Ein Junge hat sich in einem Abschiedsbrief dafür bedankt, dass ich ihn immer verbessert habe und er durch mich die Motivation fand, sich mehr anzustrengen, um die sechste Klasse zu schaffen. Ich habe mit ihm die Abmachung, dass ich das in zwei Jahren kontrollieren werde und er von mir einen Kuchen bekommt.

Alles in allem war es die beste Entscheidung in meinem Leben, für einen Freiwilligendienst nach Costa Rica zu gehen. Ich habe sehr viel gelernt, viele neue Eindrücke gesammelt und Erfahrungen gemacht, die mich den Rest meines Lebens positiv begleiten werden.

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