Widerspruch gegen neue Kita in Sankt Augustin Die „Frischlinge“ spüren Gegenwind der Anwohner

Sankt Augustin · Nachbarn in Sankt Augustin wehren sich gegen den Standort eines geplanten Waldkindergartens. Das Projekt stößt bei Eltern aber auf großes Interesse.

 Eltern und Anwohner informierten sich in Niederpleis über den geplanten Waldkindergarten.

Eltern und Anwohner informierten sich in Niederpleis über den geplanten Waldkindergarten.

Foto: Holger Arndt

Die Interessen prallten aufeinander bei der Vorstellung des Waldkindergartens durch die Elterninitiative Niederpleiser „Frischlinge“ in der Grundschule am Pleiser Wald. Auf der einen Seite waren viele junge Eltern, teils mit ihren Kindern, der Einladung gefolgt, um mehr zu diesem in Sankt Augustin neuen Konzept und den Chancen einer Aufnahme ihrer Kinder zu erfahren. Auf der anderen Seite fanden sich fast ebenso viele Nachbarn aus der Siedlung, die an den Wald angrenzt, ein. Ihre Befürchtung: Ein Großteil der Wiesen zwischen Wald und Bebauung könnte für die beiden großen Bauwagen und die Stellplätze versiegelt werden, der Verkehr in der Siedlung werde zunehmen, und die Eltern könnten beim Bringen und Abholen ihres Nachwuchses chaotische Verkehrsverhältnisse in den schmalen Anwohnerstraßen produzieren.

Skeptisch wertete Uwe Kippenberg das Vorhaben und den Standort. Er verwies auf die teils marode Spielfläche vor der Waldschule als möglichen Standort, der besser angefahren werden könnte und keine neue Versiegelung notwendig mache. Auch Klaus Wolf machte seinem Ärger Luft: „Die Eltern werden durch die Wohnstraßen fahren und dort rangieren“, prophezeite er. Dietmar Czanderna ärgerte sich, dass er erst vor drei Tagen von dem Ansinnen erfahren habe und dass kein Vertreter der Stadt bei der Veranstaltung anwesend sei. „Ohne Baurecht wird hier nichts passieren“, kündigte er an.

Eltern sind begeistert von der Idee

Auf Begeisterung stieß das Projekt hingegen bei den anwesenden Eltern. Deborah Schäfer, stellvertretende Vereinsvorsitzende, erläuterte, was die Elterninitiative im Pleiser Wald vorhat. „Wir sind vier Sankt Augustiner Familien, die festgestellt haben, dass es dieses Kita-Konzept in der Stadt noch nicht gibt“, sagte Schäfer. Die Unterstützung der Verwaltung seit der Vereinsgründung im Mai dieses Jahres bezeichnete sie als vorbildlich. Drei Fachkräfte sowie zwei Zusatzkräfte zuzüglich der Praktikanten und Freiwillige sollen die zu Beginn maximal 15 Kinder von zwei Jahren bis zum Schulbeginn betreuen.

Das Konzept beinhalte zum einen den Wald als „idealen Ort für kreatives Spiel“, zum anderen soll den Kindern, entsprechend des beziehungsorientierten Ansatzes, auf Augenhöhe begegnet werden – bei klaren Regeln und Strukturen. „Dieser Ansatz soll auch für die Mitarbeiter, die Eltern und die Nachbarschaft der neuen Kita gelten“, so Schäfer weiter. Mit Blick auf den Interessenskonflikt mit den Anwohnern und deren Bedürfnis nach Ruhe stellte Schäfer in Aussicht, dass die Eltern angehalten werden, ihre Kinder mit dem Fahrrad zu bringen oder Fahrgemeinschaften zu bilden.

Das sieht die Stadt ähnlich. „Wir gehen von sehr geringem Bring- und Holverkehr aus“, so Pressesprecherin Eva Stocksiefen auf GA-Anfrage. Mehrere Standorte für die Bauwagen seien untersucht worden, und die Wiese gleich neben dem Wald sei als bestmöglicher Standort übrig geblieben. Für die Kita-Mitarbeiterinnen gebe es ohnehin auf dem Grundstück der Waldkita eigene Stellplätze. Das Grundstück vor der Grundschule passe hingegen nicht, weil es sich nicht in direkter Waldnähe befinde und das Gelände mit Altlasten verschmutzt sei. Zudem sei es nicht üblich, dass Vertreter der Stadt bei Elterninformationen der Träger anwesend seien.

Nadine Smukal aus Birlinghoven ist begeistert und überzeugt, dass dieser Kindergarten genau der richtige für ihren aktuell noch zweijährigen Sohn Bjarne ist. „Das Konzept ist super und beinhaltet die Werte, die wir unserem Sohn vermitteln wollen“, freut sie sich.

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