Kinderklinik St. Augustin Die Ronald-McDonald-Oase ist eine Anlaufstelle für Eltern

SANKT AUGUSTIN · Die Weihnachtszeit im Kreis der Familie, mit Geschenken und einem schönen Tannenbaum, was kann es Schöneres geben? Gesundheit. Für Eltern schwererkrankter Kinder in der Kinderklinik ist das meist der größte Wunsch von allen. Die Ruhe vor dem hektischen Klinikalltag finden viele von ihnen in der Ronald-McDonald-Oase im Untergeschoss der Klinik.

Laura Ashworth und Christina Koenen sind zwei der über 30 Helfer, die Eltern mit offenen Armen, offenen Ohren oder auch nur einer Tasse Kaffee empfangen. "Wir haben viele Familien, die drei, vier Monate und auch über Weihnachten hier sind", sagt Laura Ashworth. Es ist kurz nach zehn Uhr, die Cafeteria der Klinik schließt und einige Eltern weichen in die Oase aus.

Da zeigt die 18-jährige Sankt Augustinerin, die nach dem Abitur nun ein Freiwilliges Soziales Jahr macht, auf die Tür und Eltern mit Kaffeetassen in der Hand. "Hier ist es ohnehin schöner, man verliert das Gefühl für die Zeit. Und hier ist kittelfreie Zone." Hier, das ist ein modern und gemütlich eingerichteter, großer Raum mit einer kleinen Küche, die offen ist für jedermann, einer Theke mit Barhockern, bequemen Stühlen an kleinen Tischen sowie mit einer Internet- und auch einer Fernsehecke.

Leer sei die Oase ebenso selten wie richtig voll, sagt Laura Ashworth: Während an einem Tisch gerade eine Familie sich schweigend an Kaffeetassen festhält, wird an einem anderen Tisch laut geredet und gelacht. "Manche Eltern möchten nicht sprechen, sondern kommen rein und schweigen, oder weinen gleich los.

Mit anderen kommt man schnell ins Gespräch, was oben los ist, welche Operation ansteht." Da sein, das sei die einfache wie wichtige Aufgabe der Helfer in der Oase, erklärt die 18-Jährige: "Wir versuchen den Eltern ein schönes Ambiente zu bereiten, durch Dekoration und durch Aktionen zum Mitmachen. Dabei haben wir immer ein offenes Ohr.

Das Schönste ist, wenn Eltern mit einem Lächeln die Oase verlassen." Noch kein Lächeln, aber Verunsicherung und Müdigkeit sind einem Vater ins Gesicht geschrieben, der gerade mit seinem Sohn in die Oase kommt. Er sei neu hier, möchte sich einmal umsehen, nur mal gucken. Laura Ashworth begleitet ihn, zeigt ihm die Oase, die Einrichtung und den angrenzenden Ruheraum.

"Da kann man einfach mal die Tür zumachen, alleine sein und sich in einen der beiden Massagesessel setzen", sagt Christina Koenen, die bislang in der kleinen Küchenzeile und an der Kaffeemaschine für Ordnung gesorgt hat und von Laura Ashworth gern und liebevoll "unser Engel" genannt wird. "Als das Berufsleben zu Ende war, hatte ich die Frage: Was mache ich jetzt?"

Das war vor viereinhalb Jahren. Bis sie auf die Oase aufmerksam wurde. Andere Menschen in schweren Situationen begleiten zu können, ihnen helfen zu können, das sei eine große Bereicherung. "Ob es nur ein Beinbruch oder eine Herz-Operation ist, für Eltern ist das oft ein Ausnahmezustand."

Die Oase helfe da ungemein, sagt Koenen und zeigt auf die mit Dankesworten vollgeschriebenen Gästebücher. Zugleich kommt eine Mutter herein und trägt sich in eine Liste am Empfang ein. "Wer zu uns kommt, füllt einmal eine Aufnahmekarte aus und trägt sich danach nur noch in die Tagesanmeldung ein", erklärt Koenen, denn "Bürokratie und Buchhaltung sind bei der Stiftung wichtig und sehr penibel zu führen."

Die Ronald McDonald-Stiftung, die derzeit ein Haus für Eltern baut, die nahe der Klinik übernachten wollen, statte die Oase gut aus. Spenden machen zusätzliche Anschaffungen möglich. So backen die Helfer, von denen es über 30 an der Zahl gibt, täglich einen Kuchen mit den und für die Eltern. "Und was uns fehlt, bringen wir von zu Hause mit", sagt Christina Koenen und zeigt auf die Spieleecke: "Das ist der Puppenwagen von meinem Enkelkind. Zwar war die Puppe schnell weg, aber jetzt haben wir eine neue."

Plötzlich platzt eine Ärztin mit Kittel, Stethoskop um den Hals mit Handy am Ohr in die Oase, telefoniert mit lauter Stimme mit einer Station, verlangt nach einem Stift und einem Zettel, telefoniert weiter und verschwindet nach zwei Minuten kommentarlos wieder. Das sollte nicht passieren, sind sich die beiden Helferinnen einig. Doch nach wenigen Sekunden ist es wieder ruhig in der Oase.

"Dabei ist hier keine Trauerstimmung", so Koenen. "Als die Fußballeuropameisterschaft war, saßen wir hier gemeinsam vor dem Fernseher und haben mitgefiebert. Hier wird viel gesprochen, gemeinsam gekocht und gebacken und dabei natürlich auch viel gelacht. Wir fragen dabei nie nach, sondern lassen die Eltern erzählen." Wer das nicht möchte, werde in der Oase freilich in Ruhe gelassen, könne hier Zeit verbringen, Kraft tanken, nachdenken - oder auch nur einen Kaffee trinken.

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