Feuerwehr in Sankt Augustin Drohne hilft bei der Personensuche

Sankt Augustin · Die freiwillige Feuerwehr in Sankt Augustin testet einen sogenannten Quadrocopter und setzt auf Unterstützung aus der Luft.

 Unterstützung aus der Luft: Die Sankt Augustiner Feuerwehr testet eine Drohne.

Unterstützung aus der Luft: Die Sankt Augustiner Feuerwehr testet eine Drohne.

Foto: Thomas Heinemann

„Der Kamerad hat sich bewegt.“ Die Feuerwehrleute staunen schmunzeln. Und der „Kamerad“ bewegt sich schnell. Seit einigen Wochen testet die Freiwillige Feuerwehr Sankt Augustin ihre erste eigene Drohne, einen sogenannten Quadrocopter mit eingebauter Kamera. „Es ist die erste Drohne einer Feuerwehr im Rhein-Sieg-Kreis“, sagt Stadtbrandinspektor und Wehrführer Herbert Maur.

Derartige Drohnen gibt es im Handel bereits ab wenige Hundert Euro, die Preise fallen rapide. Ihre Technik ist so simpel wie genial. Anders als bei einem Hubschrauber verfügen Drohnen nicht über einen, sondern über mehrere Hauptrotoren. Sie heben das Fluggerät in die Luft und kommen ohne die komplizierte Flugphysik und Technik eines Hubschraubers aus. Will heißen: Bauart und Technik sorgen dafür, dass derartige Drohnen meist spielend leicht zu steuern sind.

Ein Spielzeug ist die Drohne für die Feuerwehr keineswegs, auch wenn das Außenstehende glauben mögen. „Die Drohne ist absolut feuerwehrtauglich: Sie ist schnell, einfach und unkompliziert und bringt uns viele Vorteile. Es gibt zum Beispiel einen Einsatzplan 'Wasser/Eis' für die Personensuche in Fließgewässern wie der Sieg.

Die Drohne kann die Suche aus der Luft schnell und einfach unterstützen“, sagt Maur. Denn das Fluggerät hat eine ferngesteuerte Kamera an Board, die ein Livebild überträgt. Dieses Bild sieht nicht nur der Pilot am Boden auf einem Smartphone oder Tablet-PC, sondern auch der Einsatzleitwagen, der rollenden Kommandobrücke der Feuerwehr. „Daher können wir die Drohne auch bei Erkundungseinsätzen wie etwa einem Hochwasser einsetzen, wo wir sonst zu Fuß oder mit Fahrzeugen nicht hinkämen“, sagt Maur. Und bei größeren Schadensereignissen wie Großbränden helfe sie, einen schnellen Überblick aus der Luft zu bekommen.

Doch auch wenn Reinhard Mey von grenzenlosen Freiheiten über den Wolken singt, ist der Einsatz der Drohne keineswegs grenzenlos: Einschränkungen beim Luftraum und im Luftverkehr müssen beachtet werden. Viele private Drohnennutzer kümmert das wenig, was derzeit Pilotenverbänden, der Politik und der Luftaufsicht Sorgen bereitet. „Die Feuerwehr kümmert das umso mehr. Wir haben bei der zuständigen Bezirksregierung Düsseldorf sämtliche notwendigen Genehmigungen beantragt. Erst wenn die Genehmigungen vorliegen, kommt die Drohne auch wirklich zum Einsatz“, sagt Maur.

Zu den Genehmigungen gehört auch, überhaupt an Einsatzstellen oder über größeren Menschenansammlungen aufsteigen zu dürfen. „Ohnehin erfolgt der Einsatz ausschließlich nach Absprache mit dem Einsatzleiter. Wenn zum Beispiel ein Rettungshubschrauber im Einsatz ist, bleibt die Drohne natürlich am Boden. Der Luftraum muss auch frei sein, also kein anderer Luftverkehr darf gefährdet werden“, sagt der Wehrführer, der nur ausgewählte Piloten an die Fernbedienung lässt.

Chefpilot Christian Reinprecht und neun weitere Kameraden wurden für den Betrieb des unbemannten Fluggeräts ausgebildet. Sie kennen laut Maur nicht nur die Regeln für den Betrieb, sondern auch die Steuerung des rund 1000 Euro teuren Gerätes genau. „Insgesamt haben wir einschließlich zusätzlicher Akkus und weiterer Technik rund 1600 Euro ausgegeben.

Das klingt viel, ist aber relativ zu sehen: Wenn wir bei einem Gefahrguteinsatz zwei Mann in Chemikalienschutzanzügen zur Erkundung vorausschicken, kostet jeder Anzug rund 3000 Euro. Kommt der Anzug mit Chemikalien in Kontakt, muss er in der Regel entsorgt werden. Die Drohne für ein Luftbild aus sicherer Distanz ist da nicht nur günstiger, sondern auch deutlich schneller im Einsatz“, sagt Maur.

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