Die Hohenzollernbrücke von Hangelar Ein Liebesschloss am Haus der Nachbarschaft

SANKT AUGUSTIN · Am 13.Juli knallten für Ingulf und Angie Kersten zunächst in Niederpleis Sektkorken, dann donnerte, dröhnte und hupte es für kurze Zeit in halb Sankt Augustin, ehe es am Ende in Hangelar einmal laut "klickte". Nein, Letzteres waren nicht etwa Handschellen, sondern ein echtes Liebesschloss, mit dem das Paar die unendliche Liebe für alle sichtbar besiegelt hat. Das Schloss hatte das frisch vermählte Paar, das als aktives Gespann bei den Bikern in der Bundespolizei über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist, am Tag seiner Hochzeit aufgehangen. Und das nicht etwa in Köln auf der Hohenzollernbrücke, sondern mitten im Herzen von Hangelar.

 In Hangelar hängt das erste Liebesschloss. Ingulf und Angie Kersten (Mitte) haben es im Beisein von Klaus und Nicole Schumacher gleich nach ihrer Hochzeit angebracht.

In Hangelar hängt das erste Liebesschloss. Ingulf und Angie Kersten (Mitte) haben es im Beisein von Klaus und Nicole Schumacher gleich nach ihrer Hochzeit angebracht.

Foto: privat

Nach der Trauung in der Niederpleiser Mühle war das Paar in Begleitung von befreundeten Motorradfahrern aus ganz Nordrhein-Westfalen "in einer kleinen Prozession", wie Kersten mit Augenzwinkern sagt, zum Haus der Nachbarschaft gefahren. Eine Hochzeit ohne Motorrad wäre für das Paar nicht drin gewesen, hatten sich Ingulf und Angie doch vor drei Jahren auf einem Bikertreffen in Stuttgart kennengelernt. In Hangelar wurde bis in den Abend gefeiert - und ein Liebesschloss geschlossen.

"Die Sache mit dem Schloss war eine ganz spontane Idee. Was es in Köln gibt, sollte es in Hangelar auch geben," war die Idee der Kerstens. So seien die Hangelarer stolz auf ihre "Domplatte" vor der Pfarrkirche St. Anna, ihren Gürzenich im Nachbarschaftshaus und ihre "Kö", sagt Ingulf Kersten, "auch wenn die genau genommen im Kölner Vorort, dieser verbotenen Stadt, liegt."

Ein Ort für das erste Liebesschloss im Ort hatten die beiden Motorradfahrer mit Leib und Seele schnell gefunden. Und vor dem Nachbarschaftshaus, dessen Verwaltung Angie Kersten zum 1.Juli übernommen hatte, fand sich ein massiver Zaun, der Tragkraft und Platz für viele weitere Schlösser bietet und auf den man in den vergangenen Wochen oft genug bei einer der Arbeitspause geguckt hatte. Viel Zeit hatte das Paar noch vor der Hochzeit im Nachbarschaftshaus verbringen müssen: Räume wurden renoviert, umgestaltet und für kleinere Veranstaltungen nutzbar gemacht. Auch hat Angie Kersten den Saal mit einer mobilen Wand abtrennbar und für kleinere Feiern gemütlicher machen lassen.

Gerade weil viele Hochzeiten im Nachbarschaftshaus gefeiert werden, kam den Kerstens die Idee, die ausdrücklich allen Hangelarern zugänglich sein soll, betont Ingulf Kersten: "Jedes Paar, das will, darf gerne sein Schloss mit dazuhängen. Es dürfte aber nicht lange dauern, bis sich der Zaun füllt." Das mag auch daran liegen, dass Paare, die im Nachbarschaftshaus feiern, ein graviertes Liebesschloss geschenkt bekommen. Auch eine Lösung für den fehlenden Rhein, in dem die Schlüssel in Köln traditionell versenkt werden, haben die Kerstens parat: "Wir sammeln die Schlüssel in unserer schweren Schatztruhe. Darin bleiben sie gut unter Verschluss. Wenn überhaupt, dann kommt man da nur mit schriftlichem Antrag und Scheidungsurkunde dran."

Liebesschlösser
Woher der Brauch der Liebesschlösser genau kommt, ist bis heute unbekannt. Vermutlich waren es die Absolventen der Sanitätsakademie Florenz, die den Brauch begründeten. Nach Abschluss der Akademie befestigten sie die nicht mehr benötigten Vorhängeschlösser ihrer Spinde an der Vecchio-Brücke. In Rom übernahmen verliebte Paare den Brauch an der Milvischen Brücke. Durch zwei Bücher und eine Verfilmung populär gemacht, schwappte der Brauch zunächst nach Serbien und Ungarn, seit etwa 2008 auch nach Köln über. Auch in München, Helsinki, Moskau, New York, Paris oder Salzburg sind Liebesschlösser an Brücken zu finden.

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