Streit um Buslinen in Hangelar Ein Taxibus könnte die Lösung sein

Sankt Augustin · Mehr als 100 Hangelarer klagen über zu viele Busse in den engen Straßen und kämpften bei einer Bürgerinformation um weniger Busverkehr in ihrem Ortsteil. Linie 518 soll zu bestimmten Zeiten mit einem Taxibus bedient werden.

 Am runden Tisch im Großformat nahmen mehr als 100 Hangelarer Bürger im Haus der Nachbarschaft Platz, um sich über den Busverkehr im Ort zu informieren.

Am runden Tisch im Großformat nahmen mehr als 100 Hangelarer Bürger im Haus der Nachbarschaft Platz, um sich über den Busverkehr im Ort zu informieren.

Foto: Martina Welt

Vielen Bürgern merkte man die Anspannung an, die sie aufbringen mussten, um die Fassung nicht zu verlieren, angesichts der aktuellen Busfahrpläne in Hangelar. Die sollen sich im nächsten Jahr ändern, deshalb war Eile geboten. Am Mittwoch trafen sich Betroffene und Fachleute zum zweiten Workshop, und am Donnerstagabend hatte die Stadt zu einem Runden Tisch im XXL-Format ins Haus der Nachbarschaft eingeladen. Nun wird die Verwaltung Vorlagen erarbeiten, die Politiker werden in den Fraktionen beraten, und im Umwelt-, Planungs- und Verkehrsausschuss (UPV) am 23. Mai soll in öffentlicher Sitzung eine möglichst nachhaltige Variante beschlossen werden.

„Gäbe es heute eine Abstimmung, wüssten wir alle, wie sie ausgegangen wäre“, resümierte Sankt Augustins Erster Beigeordnete Rainer Gleß nach der zweistündigen, teils emotionalen Debatte zwischen Verkehrsplanern, Politikern und Bürgern. Dort feierte der Sprecher der Bürgeraktion Hangelar (BAH), Dieter Bendowski, geradezu eine neue Alternative, die der Verkehrsplaner des Rhein-Sieg- Kreises, Christoph Groneck, bei dem Workshop einen Tag zuvor vorgeschlagen hatte. Danach würde die Linie 636 den Niederberg anbinden. Die Linie 518 fungiere als Schulbus während der Schulzeiten im Hangelarer Ortskern. An den übrigen Zeiten könne ein Kleinbus als Taxibus zu den üblichen Fahrzeiten angefordert werden.

„Herr Groneck hat uns gestern eine fantastische Lösung vorbereitet“, wertete Bendowski diesen Vorschlag. Weitaus weniger euphorisch zeigte sich Sigrid Bohlscheid, die an der Seite Bendowskis für die Änderung des Busfahrplans gekämpft hatte. „Der Vorschlag der Bürgeraktion hat schon im Januar vorgelegen, aber niemanden interessiert“, kritisierte sie den Umgang mit den Bürgern. „Unser Vorschlag ist gut, würde aber weiterhin bedeuten, dass Geisterbusse durch Hangelar fahren.“ Dieses Problem gebe es mit dem Taxibus nicht mehr.

Null bis vier Fahrgäste außerhalb des Schulverkehrs

Die Fahrgastzahlen, die belegen, dass die Linie 518 nur im Schülerverkehr überfüllt ist, ansonsten null bis vier Fahrgäste durch Hangelar transportiert, waren noch druckfrisch und nur den Workshop-Teilnehmern bekannt.

Für einige Bürger war überhaupt nicht nachvollziehbar, warum die Fachleute nicht schon längst auf den aktuellen Taxibus-Vorschlag, der mit der Linie 636 den Niederberg anbindet, gekommen waren. Stattdessen kämen Vorschläge, die bereits 2005 abgelehnt wurden, erneut auf den Tisch.

„Es ist unglaublich, was die Anwohner ungefragt erleiden müssen“, formulierte es ein Hangelarer Bürger. Die Bürger drängten schließlich auch die Politiker, sich zu positionieren. Georg Schell, CDU-Fraktionschef und Hangelarer, ließ sich immerhin dazu hinreißen, das für ihn eine Haltestelle und Linienführung durch die Albert-Sonntag-Straße oder die Bachstraße nicht in Frage komme. „Die Straßen in Hangelar sind für diese Mengen an Bussen nicht ausgelegt“, gab er den Bürgern recht. Wolfgang Köhler (Aufbruch), Carsten Willnecker (FDP), Martina Metz (Grüne) und Andreas Nettesheim (SPD) hingegen verwiesen auf die demokratischen Prozesse. Man sei hier, um die Anregungen der Bürger mit in die Fraktionen zu nehmen. Entschieden werde dann im Planungs- und Verkehrsausschuss.

Diese Antworten veranlassten Bendowski nochmals zu kritischen Äußerungen: „Es ist nicht so, dass Sie erst seit heute wissen, wie die Bürger hier ticken.“ Dafür erntete er Applaus und verwies auf die „gewaltigen Probleme beim Kommunikationsfluss“.

Mutmaßungen, dass die Entscheidung schon gefallen sei, widersprach Gleß. Er sicherte zu, zeitnah eine Verwaltungsvorlage zu erstellen, in der alle Varianten bewertet würden. „Wir werden die Varianten auf ihre Konsequenzen überprüfen, die Entscheidung muss die Politik treffen.“ Gleß lobte die Diskussionskultur. „Es ist gut, dass Sie Luft abgelassen und dabei keine Grenzen überschritten haben.“ Moderiert wurde die Debatte von Verkehrsplaner Jörg Thiemann-Linden aus Köln.

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