Kommentar Ein zu hoher Preis

Sankt Augustin · Mit Ausnahme der Söhne Mendens sind viele Männergesangvereine überalter und verlieren Mitglieder. Ihre Existenz steht auf dem Spiel. Und teilweise sind die Vereine selbst schuld daran. Ein Kommentar.

Die Sankt Augustiner Männergesangvereine kämpfen ums Überleben. Mit Ausnahme der Söhne Mendens sind viele überaltert und verlieren Mitglieder. Ihre Existenz steht auf dem Spiel. Und teilweise sind die Vereine selbst schuld daran: Denn wenn sie nicht mit der Zeit gehen wollen, läuft ihre Zeit eben ab. So einfach ist das.

Bester Beweis ist der Männergesangverein Mülldorf: Er löst sich im Oktober auf - nach 147 Jahren. Ein Zusammenschluss mit den Kollegen aus Menden kam für einige der verbliebenen Sänger nicht infrage. Alte Rivalitäten spielten dabei eine Rolle, heißt es. Das bedeutet: Die Männer geben ihr Hobby, das sie möglicherweise fast ihr ganzes Leben gepflegt haben, lieber auf, als es mit anderen zu erhalten. Das ist unverständlich - zumal sie damit jene Vereinskameraden bestrafen, die sich einer Fusion nicht verweigern.

Natürlich können die Chöre nichts dafür, dass die Gesellschaft sich individualisiert, Vereine an Anziehung verlieren. Und es ist sicher ein hehres Anliegen, die Tradition bewahren zu wollen. Aber Tradition hin oder her: Mittlerweile geht es nicht mehr darum, ob die Chöre englische oder deutsche Lieder singen, ob sie Frauen zulassen oder nicht. Nein, es geht allein um die Existenz. Das muss in die Köpfe der Vorstände - und in die ihrer Mitglieder. Sich einfach nur jeder Neuerung zu verweigern, ist zwar eine Möglichkeit. Aber dann sterben die Männergesangvereine aus. Und das ist ein hoher Preis. Ein zu hoher.

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