Anzeige aus Sankt Augustin führt zu Betrügern Ermittler lassen Teppichhändler auffliegen

Sankt Augustin · Bei einer Aktion in Köln, Frankfurt und im Rhein-Erft-Kreis haben Polizeibeamte am Dienstag elf mutmaßliche Betrüger festgenommen. Sie sollen in mehr als 20 Fällen zumeist ältere Menschen im Zusammenhang mit dem Handel und der Reinigung von Teppichen um mehr als 370.000 Euro gebracht haben.

 Symbolfoto.

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Foto: Frank Homann

Zum Schlag gegen drei mutmaßliche Drahtzieher betrügerischer Teppichhändler holten Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag aus. Polizeikräfte durchsuchten dabei Wohnungen in Köln, Frankfurt/Main und im Rhein-Erft-Kreis. Den Männern im Alter von 35, 46 und 55 Jahren wird laut Bericht vorgeworfen, in mehr als 20 Fällen zumeist ältere Menschen im Zusammenhang mit dem Handel und der Reinigung von Teppichen um mehr als 370 000 Euro gebracht zu haben. Es besteht der Verdacht, dass sie als Bande Kunden gewerbsmäßig betrogen haben.

Den Teppich im übertragenen Sinn zum Fliegen brachte ein Ehepaar aus Sankt Augustin. Die beiden Senioren hatten sich Ende vergangenen Jahres an die Polizei gewandt und Anzeige wegen Betruges erstattet. Dem Paar war ein Orientteppich unter dem Vorwand unterschlagen worden, diesen gegen eine hohe Vorauszahlung zu reinigen. In kurzer Zeit meldeten sich zwei weitere Geschädigte, die Ähnliches zur Anzeige brachten.

Im Betrugskommissariat der Polizei im Rhein-Sieg-Kreis liefen diese Anzeigen zusammen, und die Ermittler nahmen ihre Arbeit auf. Schnell stellte sich heraus, dass es bundesweit eine Vielzahl ähnlich gelagerter Betrugsdelikte gab. Um den Tätern das Handwerk zulegen, wurde die „Ermittlungsgruppe Hereke“ ins Leben gerufen. Nach mehreren Monaten harter Ermittlungsarbeit im gesamten Bundesgebiet gab es insgesamt elf Tatverdächtige.

Auf bislang ungeklärte Weise sind die mutmaßlichen Betrüger in den Besitz von Kundendaten von Teppichhäusern gelangt, nahmen telefonischen Kontakt auf, gaben sich als Mitarbeiter des Teppichhauses aus und vereinbarten einen Termin für einen Hausbesuch. Dort boten sie dann die Reinigung von Teppichen zu einem oftmals überzogenen Preis an. Sobald die Täter im Besitz eines Teppichs waren, begann die eigentliche Betrügerei.

Den Geprellten wurde suggeriert, dass sich der Teppich nach der Reinigung als besonders wertvolles Stück herausgestellt habe und es dafür vermögende Kaufinteressenten gebe. Mit fiktiven Gebühren für Echtheitszertifikate, Gutachter, Ausfuhrzölle oder Transportversicherungen wurden die Betrogenen immer weiter um ihr Geld gebracht. Ein Verkauf hat tatsächlich nie stattgefunden. In einem Sankt Augustiner Fall wurden die Geschädigten vom Täter sogar noch um Geld für die erlogene Operation eines nahen Angehörigen gebeten, weil er selbst den Betrag nicht aufbringen könne. Das Ehepaar händigte ihm eine fünfstellige Summe in bar aus. 

Ermittler stellen Luxusuhren und Champagner sicher

Mit Unterstützung lokaler Polizeikräfte kam es dann am Dienstagmorgen zu den Durchsuchungen. Vollstreckt wurden insgesamt elf Durchsuchungsbeschlüsse, überwiegend im Rhein-Erft-Kreis. Gegen die drei Haupttäter – zwei Frankfurter und ein Frechener – lagen zudem Haftbefehle vor. Sie wurden in Justizvollzugsanstalten gebracht.

Begleitet wurden die Maßnahmen von Finanzermittlern der Polizei, die richterliche Vermögensarrestbeschlüsse in den Taschen hatten. Sie stellten jegliche Wertsachen der Verdächtigen sicher, darunter Luxusuhren und Kisten mit Champagner. Als Beweismittel fanden die Ermittler weitere Teppiche, Vordrucke für „Echtheitszertifikate“, Kundendaten und Smartphones. Die Auswertung der elektronische Geräte und der Unterlagen dauert noch an. Die sichergestellten Teppiche müssen nun den Opfern der Betrüger zugeordnet werden.

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