Interkommunales Flächenmanagement Erster Beigeordneter in Sankt Augustin plädiert für Zusammenarbeit

Sankt Augustin · „Kooperationen werden immer wichtiger“ ist sich der Erste Beigeordnete der Stadt Sankt Augustin Rainer Gleß sicher. Er sieht viele Vorteile im interkommunalen Flächenmanagement und benennt Fehler der vergangenen Jahre. Außerdem stellte er das Projekt NEILA vor.

 Beispiel für Kooperation: die Kläranlage der Städte Sankt Augustin, Siegburg, Hennef, Königswinter und Neunkirchen-Seelscheid bei Menden.

Beispiel für Kooperation: die Kläranlage der Städte Sankt Augustin, Siegburg, Hennef, Königswinter und Neunkirchen-Seelscheid bei Menden.

Foto: Stadt Sankt Augustin

Sankt Augustin, die Stadt mit der zweitgrößten Bevölkerungsdichte und der zweitkleinsten Fläche im Rhein-Sieg-Kreis, wächst und prosperiert – hat aber auch Probleme. „Attraktiv als Wohnort zu sein, erfordert kommunale Aufgaben, die zu lösen eine starke Gemeinschaft braucht“, sagt der Erste Beigeordnete Rainer Gleß. Am Freitag stellte er gemeinsam mit den Stadtplanern im Rathaus Stefanie Otto und Felix Stiepel das Projekt NEILA vor. Die Abkürzung steht für „Nutzen eines interkommunalen Landflächenmanagements für eine nachhaltige Stadtentwicklung“.

Die Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises, des Kreises Ahrweiler und die Stadt Bonn arbeiten zurzeit mit Partnern aus Wirtschaft und Bildung an einem Siedlungsentwicklungskonzept, um Freiflächen optimal und unter Berücksichtigung verschiedenster Bedürfnisse nachhaltig zu nutzen. Am Ende des Prozesses sollen die Ergebnisse im neuen Regionalplan münden, der die Entwicklung der Kommunen zwischen Aachen und Windeck, zwischen Köln-Chorweiler und Rheinbach für die nächsten 30 Jahre bestimmt.

„Die vom Land bis 2040 prognostizierten Wachstumssteigerungen von sechs Prozent für den Rhein-Sieg-Kreis und zwölf Prozent für die Stadt Bonn erfordern eine intensive Kooperation. Nachhaltige Stadtentwicklung geht über Grenzen hinweg“, so der Erste Beigeordnete. „Kommunale Planung hört an den Grenzen auf, die Probleme aber nicht.“

  • Beispiel Verkehr: Sankt Augustin liegt mitten zwischen den großen Pendlerströmen zwischen Bonn, dem rechtsrheinischen Umland und Köln. Die Infrastruktur ist nicht nur überlastet, sondern vielerorts auch überaltet. Die wachsenden Pendlerströme seien nur zu bewältigen, wenn man übergeordnete Konzepte erarbeitet, ist Gleß überzeugt. „Wir müssen den Öffentlichen Nahverkehr stärken, Radwege ausbauen und überhaupt alternative Mobilitätsmöglichkeiten stärken.“

Dass die Stadt Sankt Augustin vor sieben Jahren mit seiner Ablehnung verhindert hat, dass der Rhein-Sieg-Kreis an einem landesweit ausgelobten Wettbewerb für ein Radschnellwegenetz teilnimmt, bezeichnet Gleß heute als Fehler: „Ich glaube nicht, dass die Entscheidung damals im ausreichenden Maße progressiv gewesen ist“, sagt der Beigeordnete. Umso vehementer verfolgten die Augustiner heute die Radbrücke über die Sieg und die Radpendler-Route Lohmar – Siegburg – Sankt Augustin.

Und dass kommunale Kooperationen gut funktionieren können, zeigten auch andere Beispiele: Das Grüne C etwa, die Einführung eines kommunenübergreifenden Fahrradvermietsystems, oder die große zentrale Kläranlage in Menden an der A 59, an dem auch Siegburg, Königswinter, Hennef und Neunkirchen-Seelscheid beteiligt sind.

  • Beispiel Siedlungspolitik: Während die Bevölkerungsentwicklung in den Kernstädten und den angrenzenden Kommunen steigen, ist sie in ländlichen Regionen rückläufig. Kommunen etwa des östlichen Kreisgebiets haben eher einen Überhang an Freiflächen, andere leiden unter Flächenknappheit. Das ließe sich besser nutzen. Allerdings müssen Kommunen, die Bauland schaffen, auch für die Folgen selbst aufkommen: die Kosten für die entsprechende Infrastruktur von der Kanalisation bis zu Kindergärten und Schulen.

Bis jetzt: „Am Ende des Prozesses soll ein Kostenleistungsausgleichssystem stehen“, erklärt Otto. Zurzeit befindet sich das Projekt in der Phase, in der die vielen Flächen beurteilt werden. Was eignet sich als Wohngebiet, was für Gewerbe? Wo könnten Windräder aufgestellt werden? Gleß: „Für Sankt Augustin wird dabei deutlich, dass sich Lösungen nicht innerhalb der eigenen Gemeindegrenzen finden lassen. Eine gemeinsame, regionale Vorgehensweise wird immer wichtiger.“

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