Interview "Es war schon ganz schön viel los"

Sankt Augustin · Er ist schon seit gut vier Wochen in der Verantwortung. Seinen offiziellen ersten Arbeitstag hat Sankt Augustins neuer Feuerwehrchef allerdings erst heute. Mit dem Hangelarer Herbert Maur sprach Michael Lehnberg.

 Herr über die Geräte: Der neue Sankt Augustiner Feuerwehrchef Herbert Maur.

Herr über die Geräte: Der neue Sankt Augustiner Feuerwehrchef Herbert Maur.

Foto: Michael Lehnberg

Herr Maur, wie waren die ersten Wochen im neuen Job?
Herbert Maur: Sie waren gut. Ich habe den Kameraden einen Infobrief geschrieben, wie ich mir die Arbeit so vorstelle. Das ist gut angekommen. Im Übrigen haben wir schon zahlreiche Einsätze gehabt. Beim Sturmtief und Unwetter im Juni haben wir zwei Mal den Bereitstellungsraum für die Unterstützungskräfte am Aldi-Zentrallager organisiert. Und da gab es den Dachstuhlbrand in Hangelar, bei dem 87 Feuerwehrleute im Einsatz waren. Es war schon ganz schön viel los. Langweilig war es sicher nicht.

Haben Sie lange gebraucht, um sich zu entscheiden, Feuerwehrchef in Sankt Augustin zu werden?
Maur: Ja, das habe ich. Ich war ja schon lange Stellvertreter und hatte einen guten Job bei der Post. Aber dann fand ich die Aufgabe doch reizvoll. Ich möchte auch ein bisschen zurückgeben, was mir die Feuerwehr ermöglicht hat. Ohne sie wäre ich beruflich sicher nicht so weit gekommen. Bei der Post war ich überwiegend für Frauen verantwortlich, nun bin ich das überwiegend für Männer. Meine Konsequenz daraus: Ich möchte mehr Frauen für die Feuerwehr begeistern.

Wie sind Sie eigentlich bei der Stadt angegliedert?
Maur: Ich bin angestellt als Leiter der feuerwehrtechnischen Zentrale in Mülldorf. Dort werden die Gerätschaften sämtlicher Feuerwehren in Sankt Augustin zentral gewartet. Mein Vorgänger Dirk Engstenberg, der Sicherheitsbeauftragter der Stadt war, hat Meilensteine gesetzt in Sankt Augustin. Das möchte ich nachhaltig weiterführen. Es ist für mich auch eine Bereicherung, dass Dirk Engstenberg Kreisbandmeister ist.

Wie ist die Sankt Augustiner Feuerwehr aufgestellt?
Maur: Wir sind technisch sehr gut aufgestellt und verfügen über eine moderne Ausstattung. Wir haben ein neues Gerätehaus in Buisdorf gebaut, die feuerwehrtechnische Zentrale in Mülldorf. Dazu in Niederpleis angebaut, in Meindorf die Stellplätze erhöht, was jetzt auch in Hangelar passiert. Wir haben auch ausreichend Personal, müssen da aber immer am Ball bleiben.

Machen Sie sich Sorgen, dass das mal nicht so ist?
Maur: Sorgen nicht, aber die Tagesverfügbarkeit der Kameraden wird immer schwieriger. Die Arbeitgeber stellen dafür nicht mehr so frei, wie das mal war. Noch ist unser Personal hochmotiviert, und wir haben fünf Mann in der feuerwehrtechnischen Zentrale, die tagsüber immer verfügbar sind. Auch an der Hochschule haben wir ein Fahrzeug stehen.

Das heißt, Sie sind auch immer rechtzeitig am Einsatzort.
Maur: Da haben wir in Sankt Augustin keine Probleme. Unsere sechs Standorte sind geografisch optimal verteilt. Die Zeiten von acht Minuten am Einsatzort bei 80 Prozent der Alarmierungen, wenn Menschenleben in Gefahr sind, schaffen wir ganz locker.

Wie ist es um die Jugendarbeit bestellt?
Maur: Auch das sieht sehr gut aus. Mehr als 100 Mädchen und Jungen sind an den sechs Standorten in den Wehren. Unsere Jugendwarte arbeiten da vorzüglich. Ich selbst komme ja auch aus der Jugendfeuerwehr. Das ist ein ganz wichtiges Standbein für die freiwilligen Wehren. Das wollen wir künftig auch noch mehr bewerben.

Was sind die dringenden Aufgaben in den kommenden Jahren?
Maur: Weiterhin den Brandschutzbedarfsplan umsetzen, der Erhalt der Einsatzstärke, und wir müssen stets auf dem Stand der Technik sein. Erforderlich ist auch der Neubau eines Feuerwehrgerätehauses in Meindorf. Dort parken die Autos hintereinander. Das ist sehr ungünstig. Aber die Umsetzung wird sicher zehn Jahre dauern, zumal die Standortfrage schwierig ist.

Bei einem Einsatz in Niederpleis musste ein Sprungpolster aus Köln angefordert werden. Ist es nicht sinnvoll, selbst eines anzuschaffen?
Maur: Nein, das brauchen wir nicht. Zwei Stockwerke höher, und auch das Sprungpolster aus Köln hätte nicht mehr ausgereicht. Das kleine Sprungpolster, das wir auf der Drehleiter haben, reicht uns aus. Es ist ja auch mit Risiko verbunden, weil es schwierig zu treffen ist. Da ist eine Rettung über den zweiten Rettungsweg in Hochhäusern sinnvoller.

Wie bewerten Sie das Verhältnis der Feuerwehr zu Stadtverwaltung und Politik?
Maur: Wir arbeiten sehr gut zusammen. Das klappt reibungslos. Natürlich wünsche ich mir, dass das auch so bleibt. Ich bin sehr positiv aufgenommen worden und stelle eine große Wertschätzung der Freiwilligen Feuerwehr fest. Das ist schon Gold wert.

Haben Sie spezielle Wünsche?
Maur: Die habe ich so nicht. Schön wäre es aber, wenn mit dem Bau eines neuen Feuerwehrhauses in Meindorf möglichst schnell begonnen werden könnte.

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