Vom Kommissar zum Schriftsteller Ex-Polizist Dirk Breitenbach verfasst Kriminalromane

Sankt Augustin · Der in Sankt Augustin lebende Dirk Breitenbach war 28 Jahre als Polizeibeamter auch im Rhein-Sieg-Kreis tätig und hat zahlreiche Einsätze erlebt - schreckliche ebenso wie skurrile. Heute schreibt er Kriminalromane.

 Die Erlebnisse in seiner Zeit als Polizist verarbeitet Dirk Breitenbach zu spannenden Geschichten.

Die Erlebnisse in seiner Zeit als Polizist verarbeitet Dirk Breitenbach zu spannenden Geschichten.

Foto: Thomas Kölsch

Krimiserien im Fernsehen? Da ist Dirk Breitenbach immer besonders skeptisch. „Was dort dargestellt wird, hat häufig mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun“, sagt er. „Es wäre wirklich schön, wenn man zum Beispiel einen Fingerabdruck einscannen könnte und sofort auf dem Monitor den Täter angezeigt bekommt, aber leider sieht Polizeiarbeit heute immer noch anders aus.“

Breitenbach muss es wissen. 28 Jahre lang war er als Polizist tätig, zunächst bei der Bundespolizei, später dann als Kommissar der Landespolizei Nordrhein-Westfalen im Rhein-Sieg-Kreis. Zahlreiche Einsätze hat er erlebt, schreckliche ebenso wie skurrile: Morde und tragische Unfälle, aber auch den Notruf einer Frau, die behauptete, von Außerirdischen entführt worden zu sein, oder die Schwierigkeiten eines muslimischen Mannes, seine drei bildhübschen Frauen zufrieden zu stellen. Und das alles in der Nachbarschaft.

„Die Realität schreibt eben immer noch die besten Geschichten“, erzählt der in Sankt Augustin lebende Breitenbach und lacht. Davon profitiert er nun. Nachdem ihn ein Dienstunfall Ende 2013 in den unfreiwilligen Ruhestand befördert hatte, bringt er seine Erfahrungen als Polizist zu Papier. Zwei Bücher hat er schon veröffentlicht, erst im April diesen Jahres erschien „Wolfsmord“. Und wenn man ihn so reden hört, hat er noch genug Material für weitere.

„Viele Menschen glauben ja, dass bei ihnen so etwas niemals passieren könnte“, sagt Breitenbach. „Doch das Problem ist, dass die spannendsten Geschichten in der Regel hinter verschlossenen Türen stattfinden. Als Polizist geht man aber jeden Tag durch diese hindurch.“ Aber selbst dann sind Szenen, die unter anderem aus dem Film „Highlander“ stammen könnten, nur schwer zu glauben. „Für mich wird es ja gerade dann spannend, wenn ich die Leser überraschen kann“, sagt der 50-Jährige.

„Alle meine Geschichten basieren auf wahren Erlebnissen. Natürlich habe ich mir gewisse Freiheiten genommen, habe alle auftretenden Personen und Fälle verfremdet, damit keiner in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt wird, oder habe verschiedene Einsätze zusammengelegt – aber passiert ist das alles.“ Und das meiste davon im Rhein-Sieg-Kreis. „In einer meiner Lesungen saß mal eine Kollegin, die sich zuerst nicht zu erkennen gab. Als später dann eine Frau fragte, ob ich nicht ein bisschen flunkern würde, ist sie aufgestanden und hat amüsiert bestätigt, dass solche Szenen mitten aus dem Leben eines Polizeibeamten stammen.“

Schon Breitenbachs Vater war Polizist

In gewisser Weise sind die Breitenbach-Krimis auch eine Art Therapie. „Als ich damals meinen Dienstausweis abgeben musste, war das schon ein schwerer Schlag für mich“, gesteht der Autor. „Schon mein Vater war Polizist, und mir ist nie in den Sinn gekommen, irgendetwas anderes machen zu wollen. Nicht mehr in diesem Beruf arbeiten zu können, das war, als würde mir ein Teil meiner Identität fehlen. Das Schreiben hat mir sehr geholfen, mit der neuen Situation klarzukommen.“

Vermisst er seine frühere Arbeit? „Ich sage zumindest immer noch 'wir', wenn ich von der Polizei spreche“, gesteht Breitenbach. Und das trotz einiger Vorfälle, die er nur zu gerne vergessen würde. „In 'Wolfsmord' beschreibe ich einen Unfall, bei dem eine Familie bei lebendigem Leibe in ihrem Fahrzeug verbrennt. Wir standen daneben, mit zahlreichen Rettungskräften, und konnten alle nichts tun. Diese Hilflosigkeit ist eigentlich das Schlimmste. Ich wünschte, ich könnte die Eindrücke von damals aus meinem Gedächtnis löschen. Aber es geht einfach nicht.“ Also erzählt er davon. „Ja“, sagt er, „und jedes Mal, wenn ich diese Passage bei einer Lesung vortrage, geht es an die Substanz.“

Auch wenn der Aufwand vor allem für die Vermarktung der Bücher enorm ist, genießt Breitenbach die Begeisterung, die ihm bei seinen Lesungen entgegenschwappt. „Schön war auch ein Anruf, den ich vor kurzem erhalten habe“, erzählt er. „Ich hatte mal einer befreundeten Buchhändlerin gesagt, dass ich wirklich glücklich wäre, wenn zum ersten Mal ein Kunde zu ihr in den Laden kommt und fragt, ob der neue Breitenbach-Krimi schon da wäre. Jetzt war es wohl soweit. Das macht mich natürlich schon stolz.“

Also wird er weitermachen? „Sicherlich“, sagt er. „Das reine Schreiben geht bei mir schnell, ich brauche nur ein paar Wochen, um alles aufs Papier zu bringen. Die wirkliche Arbeit, das Überarbeiten, Redigieren und Layouten, kommt danach. Die frisst sehr viel Zeit. Aber die Geschichten an sich sind schon alle in meinem Kopf. Ich muss mir schließlich nichts mehr ausdenken. Es ist ja schon alles passiert.“

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