Radeln in Sankt Augustin Fahren ist auf der Radbrücke tabu

Sankt Augustin · Für Fußgänger und Radfahrer ist die Brücke über den Pleisbach nahe der Niederpleiser Mühle gebaut worden. Es gibt nur einen Knackpunkt: Fahrräder müssen darüber geschoben werden. Denn das Bauwerk ist zu schmal.

Komfortabel führt der Geh- und Radweg durch das idyllische Pleistal zwischen Niederpleis und Birlinghoven. Hunderte Spaziergänger, Radfahrer und Inlineskater sind hier an sonnigen Tagen unterwegs. Viele halten kurz an der Station „Pleisbachtal“ an. Große Tafeln informieren über den Eisvogel, die Mühlen, die Geschichte des Tals. Wohin der abzweigende, kleine Asphaltweg führt, verraten die Tafeln allerdings nicht. Ortsunkundige gehen und fahren daher weiter auf dem Hauptweg. Das mag auch am großen Verbotsschild, dem Verkehrszeichen 250, liegen, das Fahrzeugen aller Art die Durchfahrt auf dem Seitenweg verbietet.

Denn spricht man die Spaziergänger und Radfahrer auf den Weg an, glauben diese an eine Sackgasse oder einen Wirtschaftsweg für Landwirte. Die meisten ahnen und wissen nicht, was keine 150 Meter weiter nach einer kleinen Kurve folgt: Die neue Fuß- und Radwege-Brücke über den Pleisbach. Sie hatte nach langer politischer Diskussion, viel Gegenwind von Bürgern und Einwänden der Umwelt- und Landschaftsschützer im Jahr 2012 doch noch eine knappe politische Mehrheit gefunden. Im Sommer 2013 wurde sie mit einer Feierstunde eröffnet. Ihre Befürworter wollten die Pleistalstraße und das Kulturdenkmal der Niederpleiser Mühle mit den zum „Grünen C“ gehörenden Geh- und Radwegen des Pleisbachs verbinden. Rund 290 000 Euro für den Brücken- und Wegebau sowie 150 000 Euro für den Grunderwerb und den Deckungsbeitrag waren freigegeben worden.

Drei Jahre nach Eröffnung der Geh- und Radwegebrücke ist zumindest das Radfahren über die Brücke tabu. Das Verbotsschild, das ihnen nach der Straßenverkehrsordnung die Durchfahrt untersagt, gestattet aber das Schieben der Velos. Das bestätigt auch die Stadt Sankt Augustin auf Nachfrage beim zuständigen Ordnungsamt. „Die Brücke und auch die Zuwegung auf beiden Seiten sind nur zwei Meter breit“, erklärt Stadtsprecherin Eva Stocksiefen. „Der Eingriff in die Natur sollte damals so gering wie möglich sein.“ Das hatten die Untere Wasserbehörde und die Untere Landschaftsbehörde im Rhein-Sieg-Kreis den Brückenbauern zur strengen Auflage gemacht.

Damit wurden die Wege und auch die Brücke aber zu schmal, um sie als gemeinsamen Geh- und Radweg auszeichnen zu dürfen. Anfangs habe man noch auf das Verbotsschild verzichtet, teilt die Stadt mit. Dann aber hätten zu viele Autofahrer versucht, die Wege Richtung Brücke zu befahren. Weitere Hinweisschilder, die zumindest Fußgänger über den eigens für sie errichteten Brückenbau und die angeschlossenen Wege informierten, gibt es bislang nicht.

Weil die Brücke bei der Vegetation im Sommer aber weder von der Mühle noch vom Pleistal aus erkennbar ist, hat die Stadt Sankt Augustin nun Nachbesserung angekündigt. „Wir werden gemeinsam mit dem Ordnungsamt eine passende Beschilderung überlegen“, kündigt Stadtsprecherin Eva Stocksiefen im Gespräch mit dem General-Anzeiger an. „Das wird kein Verkehrszeichen, auch kein klassisches Hinweisschild, sondern eine kreative Lösung.“

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