Fall aus Sankt Augustin Männer stehen nach brutalem Überfall vor Bonner Gericht

Bonn/Sankt Augustin · Drei Männer stehen wegen besonders schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung in Sankt Augustin-Meindorf vor dem Bonner Landgericht. Sie sollen einen 46-Jährigen wegen Drogen in dessen Wohnung angegriffen haben.

Das Landgericht in Bonn. (Archivfoto)

Das Landgericht in Bonn. (Archivfoto)

Foto: dpa/Daniel Naupold

Der Plan sah wohl etwas anders aus: Anstatt mit einer größeren Menge Kokain, verließen die fünf Männer die Wohnung ihres Opfers nämlich nur mit einer Lederjacke, einer Armbanduhr und einer alten Videokamera als Beute. Wegen besonders schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung müssen sich nun drei der mutmaßlich Beteiligten trotzdem vor dem Bonner Landgericht verantworten.

„Ihr seid eine Bande, die den Leuten einfach nur weh tut“, sagte das Überfallopfer am Dienstag bei seiner Vernehmung im Zeugenstand aus und schaute die ihm gegenüber sitzenden Angeklagten vorwurfsvoll an. Der 46-Jährige, der auch als Nebenkläger auftritt, schilderte seine Sicht der Dinge sehr emotional. Der Türke habe ein paar Wochen vor der Tat einen Landsmann kennengelernt, man habe sich verstanden und so habe er sich nicht gewundert, als er am Tatabend einen Anruf erhielt: „Bist du zu Hause?“, habe der neue Bekannte gefragt und ob er mit einem weiteren Freund vorbeikommen dürfe.

Weil ein wichtiges Fußballspiel im Fernsehen übertragen wurde, habe er sich auf den Besuch gefreut. Dass man Kokain konsumiere, hätten beide voneinander gewusst, und er habe sogar seine letzte „Line“ mit dem Gast geteilt. Der mitgebrachte Bekannte habe aber nichts genommen; mit ihm habe er nett geplaudert, während sein Landsmann zur Toilette gegangen sei.

Wie er von dort zurückgekehrt sei, habe er nicht mehr gesehen. Stattdessen habe er plötzlich einen Schlag mit einem Eisenwerkzeug auf die linke Seite seines Kopfes gespürt. Als nächstes habe er gesehen, wie der Landsmann ihm einen rostigen Schraubenzieher an den Hals gehalten und ihm mit den Worten „Ich bringe dich um“ gedroht habe. Dann seien drei weitere maskierte Täter in seine Wohnung eingedrungen.

Tat mithilfe einer DNA-Spur nachgewiesen

Einer von ihnen habe ihn noch in den Rücken getreten, bevor alle Beteiligten sein Zuhause offenbar auf der Suche nach Drogen durchsucht hätten. Erst als sein Nachbar – offenbar durch die Geräuschkulisse aufmerksam geworden – an der Türe klopfte, verließen die Täter fluchtartig das Haus. Der Mann erlitt bei dem Überfall unter anderem eine Fraktur des linken Augenbodens und musste vier Tage lang stationär behandelt werden. Er bestritt nachdrücklich, jemals selber mit Drogen gehandelt zu haben. „Ich war nur Konsument“, sagte er mehrfach.

Die Tat selbst geschah bereits am 21. Juli 2014 in Sankt Augustin Meindorf, den Tätern auf die Spur zu kommen, nahm aber einige Zeit in Anspruch. Dem ersten Angreifer konnte die Tat schließlich mithilfe einer DNA-Spur nachgewiesen werden, die er an einem Wasserglas seines Opfers hinterlassen hatte. Jahre später hatte sich der heute 28-Jährige in Augsburg nämlich an einer weiteren Straftat beteiligt: Als falsche Polizisten hatten er und seine dortigen Komplizen einen Rentner um 45 000 Euro betrogen. Bei einem Abgleich kam dann dank der gesicherten DNA-Probe heraus, dass der Mann auch an dem Überfall beteiligt sein könnte.

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