Aktionswoche der Kreisfeuerwehr Falschparker behindern Einsatzfahrzeuge

RHEIN-SIEG-KREIS · Es ist kurz vor Mitternacht, als der Anruf in der Leitstelle eingeht: In einem Siegburger Wohngebiet brennt die Dachgeschosswohnung eines Mehrfamilienhauses. Ein Anwohner meldet starke Rauchentwicklung und sorgt sich um die in der Wohnung lebende Familie mit drei Kindern.

 Endstation Falschparker: Das Einsatzfahrzeug der Feuerwehr kommt nicht weiter.

Endstation Falschparker: Das Einsatzfahrzeug der Feuerwehr kommt nicht weiter.

Foto: Holger Arndt

Mehrere kurze Telefonate folgen, Pieper werden alarmiert, zwei Minuten später macht sich ein erstes Löschfahrzeug auf den Weg. Knapp fünf Minuten soll die Fahrt dauern, und es sieht gut aus - bis das Löschfahrzeug an eine Kreuzung kommt: Ein Auto steht außerhalb der Parkmarkierung und verengt so die Straßeneinmündung. Damit das Feuerwehrauto abbiegen kann, muss es erst zurücksetzen und einen größeren Bogen einschlagen. Ein kurzes Dirigat und weitere zwei Minuten später sind die Helfer endlich am Einsatzort.

Die Feuerwehr hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren immer öfter mit vergleichbaren Situationen zu kämpfen: "Wir sind zu jeder Tages- und Nachtzeit einsatzbereit, um im Ernstfall schnelle Hilfe leisten zu können. Doch leider bremsen uns manche Bürger durch falsches Verhalten im Straßenverkehr des Öfteren aus", so Kreisbrandmeister Walter Jonas zum General-Anzeiger.

Deshalb will der Kreisfeuerwehrverband Rhein-Sieg die Bevölkerung nun für das Thema sensibilisieren. Unter dem Motto "Freie Fahrt für schnelle Hilfe" startete gestern eine Aktionswoche, bei der die Feuerwehren in Zusammenarbeit mit den Ordnungsämtern der Kommunen bekannte kritische Straßen zu unterschiedlichen Tageszeiten gezielt kontrollieren.

Heute Abend soll die erste Kontrollaktion stattfinden. "Wir wünschen Ihnen, dass morgen nicht Sie warten!" steht auf den Flyern, die Falschparker dann an ihren Autos vorfinden werden. Die Jagd auf Verkehrssünder ist nach Aussage der Feuerwehr nämlich nicht Ziel der Aktion, sie wolle nur auf die Problematik aufmerksam machen.

Gerade durch Falschparker entstünden oft ausweglose Sackgassen, berichtet Walter Jonas, und wertvolle Zeit ginge verloren, weil schweres Rettungsgerät aufgrund verstellter Zufahrten plötzlich getragen werden müsse.

Im fiktiven, aber laut Feuerwehr durchaus realistischen Szenario schlagen mittlerweile Flammen aus dem Dach des Hauses. Und die Wehrleute erleben die nächste negative Überraschung: Ein Kleinwagen parkt so ungünstig, dass der unter ihm liegende Hydrant nicht aus der Straße gezogen werden kann. Bis ein anderer Hydrant gefunden ist und der erste Wasserstrahl fließt, vergehen erneut zwei wichtige Minuten. Im letzten Moment kann die Familie mit schweren Rauchvergiftungen gerettet werden.

Dass die Ursache für ein solches Verhalten jedoch keineswegs in Ignoranz oder gar Böswilligkeit zu suchen ist, weiß Georg Burmann: "Bei vielen Leuten herrscht leider einfach eine Unkenntnis über die Dimensionen von Rettungsfahrzeugen", so der Vizechef der Siegburger Feuerwehr. Zwar habe er selbst es noch nicht erlebt, dass durch derartige Verzögerungen jemand zu einem schweren gesundheitlichen Schaden oder gar zu Tode gekommen sei, doch: "Die Frage ,Was wäre gewesen, wenn?' stellt sich uns immer wieder."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort