Sankt Augustin Familie wegen Drogenhandels angeklagt

SANKT AUGUSTIN/BONN · Ein außergewöhnliches Bild bot sich den Richtern der achten großen Strafkammer des Bonner Landgerichts am Dienstag: Auf der Anklagebank saß ein 43-Jähriger aus Sankt Augustin mitsamt seinen beiden Söhnen (20 und 17 Jahre alt).

Der herzkranke ehemalige Bodenleger betrieb laut Anklage zwischen Januar und August 2013 einen schwunghaften Handel mit Marihuana. In diesen soll er seine normalerweise bei seiner Ex-Frau lebenden Söhne hineingezogen haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass im Tatzeitraum 5,7 Kilogramm der Droge (Straßenverkaufswert 60 000 Euro) verkauft wurden. Die Söhne selbst hatten ihren Vater angezeigt und sich dabei selber schwer belastet.

Am ersten Verhandlungstag blieben sie dabei, dass sie beim Vater mit dem Kiffen angefangen hätten. Zunächst hätte der 43-Jährige ihnen Joints gegeben, ohne dass sie dafür etwas hätten bezahlen müssen. "Irgendwann sagte er dann: Es geht nicht mehr, es kostet mich ja auch Geld", so der 17-Jährige. Mehrere Monate lang will der jüngere Sohn seinem Vater in der Folgezeit Marihuana abgekauft und dieses dann weiterverkauft haben, um seinen eigenen Konsum zu finanzieren. In seinem Freundeskreis hätten immer mehr mit dem Kiffen angefangen: "Da hat es sich relativ gelohnt", so der Jugendliche, der angab, bis zu 70 Gramm Marihuana in der Woche umgesetzt zu haben.

Den älteren Sohn soll der Vater hingegen mit abgepackten Mengen des Betäubungsmittels zu seinen Abnehmern geschickt haben. "Er wurde angerufen, ich wurde runtergeschickt", so der 20-Jährige, der eine Zeit lang bei seinem Vater wohnte, nachdem die Mutter ihn rausgeschmissen hatte. Beide Söhne bekamen nach eigenen Angaben mit, wie der Vater in seiner Wohnung des Mehrfamilienhauses mit Drogen beliefert wurde.

Die gesamten Vorwürfe stritt der 43-Jährige gestern vehement ab. Der Vater, der sich in den Verhandlungspausen stets fern seiner Söhne aufhielt, behauptete, die Brüder hätten alles frei erfunden. Dies könne er sich nur damit erklären, dass er den 20-Jährigen verdächtigt habe, dass dieser im Dezember 2013 bei ihm eingebrochen sei und Sachen gestohlen habe, während er in einer Rehabilitationsklinik war. Dass er selber regelmäßig Marihuana konsumiert, räumte der Vater ein. Er rauche abends ein bis zwei Joints - allerdings nur, um seine Schmerzen zu bekämpfen.

Mithilfe zahlreicher Zeugen muss das Gericht im weiteren Verlauf nun herausfinden, ob es den behaupteten Drogenhandel wirklich gegeben hat.

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