Herr über 13 Chöre Festkonzert zum Chorleiter-Jubiläum von Bernd Radoch

Sankt Augustin · Bernd Radoch ist seit 40 Jahren Chorleiter. Zurzeit ist er Herr über 13 Chöre mit mehr als 360 Sängern. Sein Jubiläum feiert er mit einem großen Konzert in der Klosterkirche der Steyler Misson in Sankt Augustin.

 Voll in seinem Element ist Bernd Radoch bei der Probe mit den Sängern des Werk-Chors HT Troisdorf. FOTO: HOLGER ARNDT

Voll in seinem Element ist Bernd Radoch bei der Probe mit den Sängern des Werk-Chors HT Troisdorf. FOTO: HOLGER ARNDT

Foto: Arndt

Der Mann brennt für seinen Beruf. Immer noch, auch nach 40 Jahren. Wer das von sich behaupten kann, hat den Sechser im Berufslotto gewonnen. Bernd Radoch ist so ein Gewinner. Seit vier Jahrzehnten leitet er mit Leidenschaft Männerchöre. 13 sind es zurzeit, mit insgesamt über 360 Sängern. Am Samstag, 16. Juni, feiert er in der Klosterkirche der Steyler Mission in Sankt Augustin den runden Geburtstag mit einem großen Festkonzert. Auf der Bühne stehen dann alle seine Chöre.

Radoch kennt in der Szene eigentlich jeder. Seit Jahrzehnten ist er als Dirigent, Komponist und Arrangeur bestens bekannt. Und beliebt bei seinen Sängern. „Es macht so viel Spaß, mit ihm zu proben. Es ist nie langweilig, er hat immer einen witzigen Spruch auf Lager“, sagt Helmut Pütz, Vorsitzender des MGV Menden, über den Mann, der den Takt angibt. „Er ist jemand, der nicht die Asche weiterträgt, sondern die Flamme entzündet.“ Es ist diese besondere Begeisterung für die Musik und das Singen, die der 59-jährige Radoch auf andere überspringen lässt.

Das ist auch das Geheimnis seines Erfolges. „Die Begeisterung muss beim musikalischen Leiter anfangen“, sagt er. „Wer dieses Brennen nicht hat, sollte sich ganz schnell einen anderen Job suchen.“ Neben der Freude an der Musik geht es Radoch um Qualität. Und ohne Disziplin gibt es die nicht. Er kann daher auch streng sein: „Manchmal ist es mit der Arbeit eines Zirkusdompteurs zu vergleichen. Bei der Probe stehe ich zwei Stunden unter Strom“, sagt er.

An manchen Tagen gleich mehrfach. Wenn man 13 Chöre leitet, heißt es eben auch mehrere Chorproben an einem Tag. Radoch dirigiert Chöre in Troisdorf, Hennef, Sankt Augustin, Siegburg und Stadt Blankenberg. Für ihn bedeutet das: am Ende der einen Probe rein ins Auto und ab zur nächsten. Mittwochs zum Beispiel bringt er von 16 bis 22 Uhr nacheinander drei Chöre zum Klingen.

"Singen ist mehr als nur Proben"

Von zu viel Stress will er aber nichts hören. Es scheint, er kann gar nicht genug bekommen von seinen Chören. Deshalb geht er auch gerne mit den Sängern auf Reisen. Aktuell organisiert er eine Chorkreuzfahrt, bei der die Teilnehmer in allen Städten, die angefahren werden, Konzerte geben. An solchen Chorreisen nehmen bis zu 250 Sänger aus seinen Chören teil, erzählt Radoch. Die „Radoch-Chöre“ waren unter anderem bereits in Venedig, Mailand, San Francisco, Sydney, Südafrika und China. „Ich habe immer so vier, fünf Sachen am Laufen“, sagt der quirlige 59-Jährige über seine Pläne. „Schließlich ist Singen mehr als einmal in der Woche proben. Es ist auch Kontakte knüpfen und Freundschaften bilden.“

Solche Freundschaften quer über die verschiedenen Männerchöre hinweg sichert nicht zuletzt das Überleben dieser Gemeinschaften. Wo andere Chöre die Segel streichen und sich auflösen, überleben Radochs Chöre. Sein Erfolgsrezept: „Frühzeitig kooperativ arbeiten und sich Neuem öffnen.“ So gingen beispielsweise die Männerchöre aus Meindorf und Menden gegen ihre Nachwuchsprobleme an, indem sie eine Chorgemeinschaft bildeten.

Bernd Radoch ist ein emotionaler Mensch, der den Kontakt zu seinen Sängern und zum Publikum sucht. Der Männerchor sei eine der letzten Ecken, in der Männer Gefühle zeigen dürfen – ja müssen –, findet er.

Das hat er bereits als Junge erlebt, wenn sein Klavierlehrer, selbst auch Chorleiter, ihn mit auf die Bühne nahm, wo er die Noten umblätterte. Dabei konnte er spüren, wie Musik die Herzen bewegen kann. So stand schon früh fest, dass es für ihn keinen anderen Berufsstand als den des Musikers geben könne. Vorher musste er auf Wunsch der Eltern aber erst was „Ordentliches“ lernen. Radoch machte eine Ausbildung zum Sozialpädagogen, bevor er sich voll und ganz der Musik widmete und das Chorleiterdiplom machte.

Als 19-Jähriger gründete er 1978 die Spicher Burgspatzen. Kurze Zeit später nahm er den Taktstock für den Quartettverein Spich in die Hand. Nach seinem ersten Konzert mit den Spicher Sängern nahmen ihn gleich vier weitere Chöre unter Vertrag. Heute kann er von den Erfahrungen seiner Ausbildung profitieren. Der gelernte Diplompädagoge weiß, wie er seine Sänger immer wieder motivieren und zu hohen Leistungen bringen kann. Mit Einfühlungsvermögen, viel Humor und vor allem seiner Leidenschaft für die Sache.

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