150 Menschen in Sankt Augustin evakuiert Feuerwehr zieht nach Hochhausbrand in Niederpleis Bilanz

Niederpleis · Feuerwehr im Großeinsatz: Am Dienstagabend brannte es in einem Hochhaus in Sankt Augustin-Niederpleis, 150 Menschen wurden evakuiert.

Die Spuren sind am Tag nach dem Großbrand am Wacholderweg noch deutlich zu sehen. Schwarzer Ruß bedeckt einige Balkone eines Hochhauses und zeugt von der Rauchsäule, die am Dienstagabend von einer Wohnung im neunten Stock in den Himmel stieg. Gegen 21 Uhr war die Freiwillige Feuerwehr Sankt Augustin am Dienstag mit einem Großaufgebot von 120 Einsatzkräften nach Niederpleis ausgerückt. Dort stand eine Wohnung in der neunten Etage des 18-stöckigen Hochhauses in Flammen, das Feuer war bereits Hunderte Meter entfernt sichtbar.

Vermutlich ausgehend von der Küche hatte sich der Brand auf die ganze Wohnung ausgebreitet. Die 67 Jahre alte Bewohnerin konnte die Räume selbstständig verlassen, der Rettungsdienst brachte sie in ein Krankenhaus. Insgesamt wurden sieben Menschen verletzt. Neben der 67-Jährigen musste eine weitere Person im Krankenhaus behandelt werden, fünf wurden ambulant vor Ort versorgt. Acht Rettungswagen und drei Notärzte waren im Einsatz.

Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen zur Brandursache übernommen. Anfänglich hatte die Polizei vermutet, dass das Feuer durch eine Thermoskanne ausgebrochen sein könnte, die versehentlich auf einer heißen Herdplatte abgestellt worden war. Brandsachverständige konnten die Ursache am Mittwoch aber nicht abschließend klären. Hinweise darauf, dass das Feuer mutwillig gelegt worden ist, haben sich laut Polizei nicht ergeben.

Feuer in Hochhaus in Niederpleis
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Feuer in Hochhaus in Niederpleis

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Um die Flammen zu bekämpfen, gingen am Dienstagabend zwei Feuerwehrtrupps unter Atemschutz in die Wohnung. Parallel brachte die Wehr ein weiteres C-Rohr über die Drehleiter in Stellung, um die Brandbekämpfung von außen zu unterstützen. Die Einsatzkräfte kontrollierten alle Wohnungen von der neunten bis in die 18. Etage, teilweise mussten sie die Türen gewaltsam öffnen. Gegen 22 Uhr hatte die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle.

Bewohner wurden in Kita betreut

Während der Löscharbeiten sperrte die Polizei sämtliche umliegenden Straßen ab. Den Grundschutz für das Stadtgebiet Sankt Augustin stellte die Löschgruppe Friedrich-Wilhelms-Hütte der Feuerwehr Troisdorf im Feuerwehrgerätehaus Mülldorf sicher.

Insgesamt gibt es 144 Wohnungen in dem Hochhaus, rund 150 Menschen wurden aus dem Gebäude evakuiert und in Sicherheit gebracht. Mitarbeiter des städtischen Krisenstabs und des Ordnungsamtes öffneten die Kita Wacholderweg und betreuten die Bewohner dort. Ein Versorgungszug des Deutschen Roten Kreuzes organisierte Getränke. Nachdem die Brandetage und die darüberliegenden Stockwerke entraucht worden waren, durften die Bewohner der oberen Geschosse sukzessive in ihre Wohnungen zurückkehren. Den Bewohnern im neunten und zehnten Stock war das nicht möglich. Sie kamen bei Angehörigen unter, zwei brachte die Stadt in städtischen Unterkünften unter.

Am Mittwochvormittag kehrten einige von ihnen zum Hochhaus zurück. So auch ein direkter Nachbar der Brandwohnung. „Zum Glück ging der Rauchmelder an“, berichtete der 49-Jährige, der noch nicht weiß, wann er seine Wohnung wieder nutzen kann. Ein anderer Bewohner des Hauses bekam von dem Feuer zunächst gar nichts mit. „Ich saß mit Kopfhörern vorm Fernsehen“, erzählte er. Plötzlich habe er eine Leiter vor seinem Fenster gesehen. Und als er auf den Balkon gegangen sei, seien ihm bereits Funken entgegen geschlagen. Seine Wohnung sei durch das Löschwasser in Mitleidenschaft gezogen worden.

Die Feuerwehr schaute sich bei einer Nachbegehung das ganze Ausmaß des Brandes an. Das Ergebnis: Die neunte Etage des Gebäude ist weiterhin nicht nutzbar. Das sei aufgrund der giftigen Rauchgase, die noch da seien, gesundheitlich bedenklich, sagte Stadtbrandinspektor Herbert Maur, Leiter des Einsatzes. „Ein Hochhausbrand ist immer ein großes Thema, aber hier gibt es einen abgetrennten Rettungsweg vom Gebäude. Es ist optimal gelaufen“, bilanzierte er. Wie Sankt Augustins Pressesprecherin Eva Stocksiefen mitteilte, sind alle Räume bis auf die Brandwohnung grundsätzlich wieder freigegeben, damit die Bewohner persönliche Gegenstände herausholen können. Die Flure und auch die Wohnungen über und unter der Brandwohnung müssten aber saniert werden, so Stocksiefen weiter.

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