Einsatzfähig und gesund bleiben Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis folgen Pandemie-Plan

Rhein-Sieg-Kreis · Mit kleineren Teams und weniger Kontakt begegnen die Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis der Corona-Pandemie. Auch das digitale Home-Office spielt in den Planungen der Einsatzkräfte eine wichtige Rolle.

 Auch und gerade in Krisenzeiten einsatzbereit: Die Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis, hier die Feuerwehr Bad Honnef.

Auch und gerade in Krisenzeiten einsatzbereit: Die Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis, hier die Feuerwehr Bad Honnef.

Foto: feuerwehr bad honnef

„Die Kameraden sollen nicht nur einsatzfähig, sondern auch gesund bleiben“, fasst Sascha Lienesch, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Sankt Augustin, die Pläne zum Umgang mit der Corona-Krise zusammen. Ein vierstufiger Pandemie-Plan des Rhein-Sieg-Kreises macht die Feuerwehren fit für die Krise.

Versammlungen, Übungen, Lehrgänge und andere Treffen gibt es schon seit Anfang März nicht mehr. „Abstand halten“ und „Wir bleiben zu Hause“, das gilt auch für die Feuerwehrleute. Die Feuerwehr in Bad Honnef will auf die Ausbildung dennoch nicht verzichten. Deshalb startete sie mit dem Löschzug Aegidienberg die virtuelle Ausbildung mit einer Online-Übung, erzählt Pressesprecher Björn Haupt. Das soll nun auch auf die anderen Einheiten der Bad Honnefer Feuerwehr ausgeweitet werden.

Digital auf dem Vormarsch

Digital auf dem Vormarsch sieht Lienesch auch die Sankt Augustiner Feuerwehr: Sie findet sich regelmäßig online zu den nötigen Besprechungen zusammen. „Sogar unsere Sturm-Leitstelle kann im Notfall von zu Hause aus arbeiten“, sagt er stolz.

So wenig Begegnungen wie möglich – nach dieser Vorgabe sieht der Pandemie-Plan vor, dass vor allem bei kleineren Einsätzen wie einer Ölspur auf der Straße oder einer brennenden Mülltonne nicht mehr alle Feuerwehrleute gerufen werden. Vor Corona wurden auch zu solchen Fällen alle informiert.

Und wer gerade abkömmlich war, kam zum Einsatzort. Jetzt sind nur noch kleinere Gruppen in Bereitschaft, um auszurücken, wenn sie gebraucht werden. Erst wenn sich zeigt, dass der Unfall oder Brand doch mehr Kräfte erfordert, werden die restlichen Feuerwehrleute gerufen.

In Rheinbach wechseln sich Gruppen von fünf bis acht Feuerwehrleuten im Schichtdienst ab. „Die verschiedenen Schichten sind auf der Wache in Bereitschaft“, berichtet Katarina Knoch, Pressesprecherin der Rheinbacher Wehr. Für diesen Bereitschaftsdienst sind sie von ihren Arbeitgebern freigestellt. Das beschreibt Knoch als unproblematisch – viele Feuerwehrleute seien im Hauptberuf bei der Stadt angestellt. Auch in Rheinbach gilt allerdings: „Wenn sich zeigt, dass der Einsatz mehr Leute braucht, wird der Rest alarmiert“, so Knoch.

Im Alltag begegnen sich nur kleine Teams

Bei den meisten Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis war der Normalfall vor Corona: Wenn es Alarm gibt, kommt jeder, der gerade in der Nähe und einsatzbereit ist. Weil das jedes Mal zu mehr Kontakten als nötig geführt hätte, gibt es nun Einsatzstrukturpläne, nach denen sich im Alltag nur noch kleine, feste Teams von sechs bis acht Feuerwehrleuten begegnen.

Das sei nicht nur in Krisenzeiten sinnvoll, findet Björn Haupt. In Bad Honnef gibt es die Einteilung in kleinere Teams schon länger. „Jetzt in der Corona-Zeit profitieren wir davon, dass wir diese Teams schon vorher hatten“, so Haupt.

Die Feuerwehren sind auch auf den Umgang mit Menschen vorbereitet, die mit dem Coronavirus infiziert sind. Sie versuchen nicht nur, auch im Einsatz soweit wie möglich die derzeitigen Abstandsregeln einzuhalten, sie sind auch ausreichend mit Schutzausrüstung versorgt. Dafür, dass diese Ausrüstung immer da ist, wo sie gebraucht wird – in den Einsatzwagen – sorgen in Rheinbach die Teams, die Bereitschaftsdienst auf der Wache haben.

Sie sorgen auch dafür, dass die Fahrzeuge immer hygienisch einwandfrei sind. Dennoch bittet die Feuerwehr Rheinbach auf ihrer Website um Verständnis dafür, „dass sich die Einsatzkräfte im persönlichen Gespräch physisch distanzieren – zum gegenseitigen Schutz“.

Einsätze sind „kalkuliertes Risiko“

Immer den nötigen Abstand zu halten, fällt den Feuerwehrleuten oft gar nicht so leicht. Sie seien eher gewohnt, sofort zuzugreifen, wenn Hilfe gebraucht wird, beschreibt Lienesch. Als „kalkuliertes Risiko“ bezeichnet er die Einsätze insgesamt. Ausschließen ließen sich Kontakte mit Corona-Infizierten eben nicht. „Wir haben deshalb die Kameraden, die eine Vorerkrankung haben oder schon älter sind, gebeten, zu Hause zu bleiben“, sagt er. Das sei aber keine Vorgabe, sondern nur eine Empfehlung an die Betroffenen.

Der Pandemie-Plan des Kreises funktioniert, darin sind sich die Befragten einig. Die Feuerwehrleute im Kreis seien diszipliniert und hielten sich an die Vorgaben. Zu kurz kommt bei ihnen derzeit allerdings der gesellige Aspekt. In Bad Honnef sind die Besprechungen nach den Einsätzen nach draußen verlegt, mit je zwei Metern Abstand zum Nachbarn. Darauf, anschließend noch auf den gelungenen Einsatz anzustoßen, verzichten derzeit aber alle Feuerwehren.

Auf Lob für ihr Engagement müssen allerdings nicht alle verzichten. Der Rheinbacher Brandinspektor Rainer Girkens fand unter dem Scheibenwischer seines Kommandowagens Süßigkeiten als Dank von einem anonymen Spender. „Wir sind sehr froh über diese Anerkennung unserer Arbeit“, freute er sich.

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