Aeroclub Bonn-Hangelar Flieger aus Leidenschaft

SANKT AUGUSTIN · Für Justin Ellmer war eigentlich schon nach dem ersten Segelflug klar, dass das Fliegen seine neue Leidenschaft ist. "Das habe ich direkt beim Start gemerkt. Es ist ein ganz besonderes Gefühl. Man ist mit der Natur verbunden - und gleichzeitig auf sie angewiesen", sagt Ellmer.

 Vor dem Start in Oeventrop sitzt Justin Ellmer in seinem Segelflieger (l.). Bei der Siegerehrung steht er ganz oben auf dem Podium.

Vor dem Start in Oeventrop sitzt Justin Ellmer in seinem Segelflieger (l.). Bei der Siegerehrung steht er ganz oben auf dem Podium.

Foto: Burak/Ellmer

Sein erster Start ist erst gut ein Jahr her, mittlerweile ist der 15-jährige Flieger vom Aeroclub Bonn-Hangelar schon Sieger des landesweiten Jugendvergleichsfliegens in Oeventrop und Teilnehmer des Wettbewerbs auf Bundesebene. Alles begann vor einigen Jahren, als ein Bekannter den Siegburger mit zu einem Flug in einem Motorflugzeug mitnahm. "Es hat einfach Spaß gemacht, mal die Welt von oben zu sehen.

Da habe ich gedacht: Das ist was Feines, das wird dein neues Hobby", erinnert sich Ellmer. Doch er wollte so schnell wie möglich selbst fliegen, selbst die Kontrolle haben. Und nicht auf andere angewiesen sein. Also ging er zum Segelfliegen, weil er dort am schnellsten selbst die Verantwortung für ein Flugzeug tragen darf.

Das war im April des Vorjahres, Ellmer begann den Frühjahrsschnupperkurs des Aeroclubs. Zehn bis zwölf Flüge in einer Woche standen an, doch Ellmer wusste schon nach dem ersten Start, dass er sich verliebt hatte in seine neue Sportart. Also wurde er zum Mitglied und setzte seine Ausbildung fort. "Eigentlich war ich immer freitags, samstags und sonntags dort", erinnert sich Ellmer.

Seinen ersten Alleinflug absolvierte er schließlich an einem für ihn besonderen Tag im August: Im Rahmen eines dreiwöchigen Sommerlagers bei Dresden flog er an seinem 14. Geburtstag das erste Mal ohne Aufsicht. "Das war ein sehr schönes Erlebnis", sagt er.

Dass er noch im selben Jahr am landesweiten Jugendvergleichsfliegen teilnahm, war dann eher Zufall. Ein Fluglehrer habe ihn darauf aufmerksam gemacht, also sagte er spontan zu und belegte Rang sechs unter den Flugschülern und jungen Inhabern der Pilotenlizenz. Dieses Jahr steigerte Ellmer sich, er gewann vergangene Woche den Wettbewerb.

Eine Jury bewertet drei Wertungsflüge der Teilnehmer: Eine möglichst saubere Ausführung steht dabei im Mittelpunkt, auch einige Flugfiguren gehören dazu. "Ich bin im Gegensatz zum Vorjahr ganz gelassen herangegangen und habe nicht auf die Konkurrenz geachtet. Das hat geholfen", sagt Ellmer und ergänzt: "Das Gefühl, gewonnen zu haben, war unglaublich. Damit hatte ich nicht gerechnet."

Als Sieger qualifizierte er sich für den bundesweiten Entscheid. Dort landete er am Wochenende auf Rang 39 von 45 Teilnehmern - auch, weil er seine erfolgreiche Herangehensweise verändert hatte. Das zahlte sich nicht aus. "Die Konkurrenz war sehr hart, und ich habe zu sehr auf die anderen Flieger geachtet", meint Ellmer.

Zudem liege der Platz auf dem Klippeneck am Rande der Schwäbischen Alb auf knapp 1000 Metern über dem Meeresspiegel und sei schwer zu fliegen. "In Hangelar ist alles flach, es gibt keine Hänge. Das war dort anders. Aber ich bin stolz, dass es trotz der schwierigen Bedingungen ganz gut geklappt hat." Ellmer ist nun kurz davor, seine Ausbildung auszuschließen, bald erhält er seine Segelfluglizenz - und sieht die Welt weiter von oben.

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