Übung am Flugplatz Hangelar Was die Feuerwehr macht, wenn zwei Flugzeuge zusammenstoßen

Sankt Augustin · Vier Einheiten der Feuerwehr Sankt Augustin, zwei Rettungswagen der Malteser – insgesamt übten am Samstag 81 Menschen auf dem Flugplatz in Hangelar den Ernstfall. Sie demonstrierten anschaulich, was zu tun ist, wenn zwei Flugzeuge zusammenstoßen.

Feuerwehrleute proben den Ernstfall
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Feuerwehrleute in Sankt Augustin proben den Ernstfall

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Samstag, 10.45 Uhr: Endlich ist auch der zweite Verletzte aus seinem Flugzeug geborgen. Das Flugzeug ist kein Flugzeug und der verletzte Pilot muss nicht ins Krankenhaus – die Feuerwehr Sankt Augustin probt den Ernstfall. Das Szenario, die „Lage“ in der Sprache der Feuerwehrleute: Auf dem Flugplatz in Hangelar sind zwei Flugzeuge kollidiert, in jedem wartet ein verletzter Pilot darauf, dass Rettungswagen und Feuerwehr kommen.

Die ersten am Unfallort sind im Ernstfall die Männer von der Betriebsfeuerwehr des Flugplatzes. Sie schauen nach den Piloten, beruhigen sie, bis der erste Feuerwehrwagen auf den Flugplatz fährt. Nach und nach treffen vier Einheiten ein: aus Hangelar, Menden, Menden, Mülldorf und Niederpleis. „Acht bis elf Minuten darf das dauern“, erläutert Pressesprecher Daniel Schriek, „und das schaffen wir auch praktisch immer“. Anders als bei echten Einsätzen ist er dieses Mal der erste Feuerwehrmann vor Ort.

Ein Blick auf die Uhr zeigt, dass er richtig liegt. Innerhalb von wenigen Minuten füllt sich der Platz rund um die Unfallstelle mit Rettungswagen und -sanitätern ebenso wie mit den vier Löschzügen, die alles an Bord haben, was möglicherweise gebraucht werden könnte.

Verletzte werden in jeder Beziehung stabilisiert

Der erste Blick gilt den Piloten, sie sind von nun an nicht mehr allein, „auch nicht für Sekunden“, wie Schriek betont. Die beiden werden von vielen helfenden Händen beruhigt und stabilisiert, nicht nur im mentalen, sondern auch im wörtlichen Sinn. Keine noch so kleine Erschütterung soll weitere Verletzungen auslösen können.

Schnell ist klar: Einer der beiden Verletzten kann problemlos aus dem kleinen Flugzeug herausgeholt werden, der andere muss befreit werden. Eine erste Lagebesprechung dient vor allem dazu, einen ersten Überblick zu geben. Wer von den Feuerwehrleuten schließlich welche Aufgabe hat, wird dabei nicht besprochen. „Das ist schon vorher klar“, sagt der Pressesprecher. „Die bringen ihre Aufgaben praktisch mit.“

81 Menschen im Einsatz zählt einer der Feuerwehrmänner. Die arbeiten ruhig Hand in Hand – sie sind weder hektisch noch laut. „Bei einem echten Einsatz könnte das auch anders sein“, räumt Schriek ein, betont aber, dass es im Grunde darum gehe, genau das zu üben: ruhig zu bleiben und zu tun, was nötig ist. Bei der abschließenden Besprechung gibt‘s genau dafür auch ein Lob von Herbert Maur, dem Leiter der Sankt Augustiner Feuerwehr. Dass alle, die gerade nicht gebraucht wurden, ruhig bei ihren Wagen stehen geblieben sein, hebt er besonders hervor.

Die aufwendigste Aufgabe bis dahin ist es, einen der Verletzten aus seinem Flugzeug zu befreien. Das Flugzeug ist in dem Fall kein echtes, sondern ein Kleinwagen. Vorher wird er ebenso wie der andere Pilot unter anderem mit einer Halskrause stabilisiert, während das Dach des Wagens abgeschnitten wird, ist er durch eine Decke vor Schnittverletzungen geschützt. Überdimensionales Klebeband sorgt dafür, dass möglichst keine Splitter in den Wagen und auf das Unfallopfer fallen, mit einem Gerät, das aussieht wie eine riesige Blechschere, befreit ein Feuerwehrmann den Wage von seinem Dach.

40 Minuten nach Übungsbeginn ist das Unfallopfer befreit

Jetzt kann der Verletzte geborgen und aus dem Wagen gehoben werden. Dafür benutzen die Feuerwehrleute etwas, das aussieht wie eine große Plastikschiene, aber eine Spezialtrage ist und Spineboard heißt. 40 Minuten nach dem Übungsalarm ist auch dieses Unfallopfer im Rettungswagen der Malteser. Nach einer kurzen Lagebesprechung räumen die Feuerwehrleute der vier Sankt Augustiner Einheiten alles wieder ein, was sie vorher an Geräten einsatzfertig gemacht hatten. Eine Stunde nach dem Alarm erinnern nur noch ein kleines Flugzeug und ein aufgeschnittener roter Kleinwagen an den Übungseinsatz.

Die beiden Piloten sind inzwischen ebenso unverletzt wie zu Beginn aus dem Rettungswagen gekommen. Sie wurden von der Jugendfeuerwehr zu dieser Aufgabe delegiert. „Die Halskrause war ziemlich unangenehm“, sagt der 13-jährige Christoph Ziel, aber auch, dass er beim nächsten Mal wieder dabei sein will. Der 16-jährige David Hoffmann, das Unfallopfer, das aus dem Wagen geschnitten werden musste, fand seinen Einsatz „interessant“, auch er will wieder mitmachen. „Aber beim nächsten Mal wäre ich gern auf der anderen Seite“, sagt er.

Zwei- bis dreimal pro Jahr gibt es für die Sankt Augustiner Feuerwehrleute solche groß angelegten Übungen, sagt ihr stellvertretender Leiter Christian Reinprecht, der die Übung vorbereitet hat. Wichtig sei es dafür, im Vorfeld alle Beteiligten zu koordinieren, erläutert er. Neben den verschiedenen Einheiten der Feuerwehr gehörten dazu in diesem Fall der Rettungsdienst und der Flugplatzbetreiber dazu, ebenso die Polizei. Bei der Überlegung, was geübt werden soll, spielten natürlich tatsächlich passierte Unfälle aus der Vergangenheit eine Rolle, sagt Reinprecht und verweist auf den Flugzeugabsturz unmittelbar in der Nachbarschaft des Flugplatzes im vergangenen Frühling.

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