Neue Heimat von oben entdeckt Junge Geflüchtete sehen die Region aus der Vogelperspektive

Sankt Augustin · Die Fliegergemeinschaft am Flugplatz Hangelar lädt 29 junge Geflüchtete zum Rundflug über die Region ein. Spaß macht es allen, und für manche von ihnen geht damit sogar ein Traum in Erfüllung.

Insgesamt 29 Kinder und Jugendliche sowie die Mitglieder der Fliegergemeinschaft warten gespannt auf den gemeinsamen Rundflug.

Insgesamt 29 Kinder und Jugendliche sowie die Mitglieder der Fliegergemeinschaft warten gespannt auf den gemeinsamen Rundflug.

Foto: Paul Kieras

Mutter Assita Claire Zerbo und Tochter Alice Ramata Zerbo Traore, aus Burkina Faso geflüchtet, strahlen über das ganze Gesicht. „Es war super und hat Spaß gemacht“, kommentieren sie einen rund 20-minütigen Rundflug, von dem sie gerade wieder sicher auf dem Flugplatz Hangelar gelandet sind. Zu dem hatte die Fliegergemeinschaft Hangelar die beiden sowie weitere 27 Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern am ersten Adventssonntag eingeladen.

Sieben Maschinen mit jeweils vier Sitzplätzen hoben bei idealen Wetterbedingungen nacheinander ab und drehten eine Runde über der Region Bonn und das Siebengebirge. Ausgesucht hatte die Teilnehmer der Bonner Verein „Ausbildung statt Abschiebung“ (AsA) sowie die Flüchtlingshilfe Bonn. „Es handelt sich um allein geflüchtete Jugendliche, die alle die Berufsschule besuchen oder eine Ausbildung machen und sich sehr engagiert haben“, berichtet Mona Gerlach vom AsA. Sie freut sich für die Jugendlichen über die Einladung zum Freiflug, denn die Wahrnehmung von Freizeitangeboten sei aufgrund von Kosten oft nicht oder nur eingeschränkt möglich.

Zu den Teilnehmern gehörte auch die 18-Jährige Yasmin aus Somalia, die vor zwei Jahren nach Deutschland kam, fließend Deutsch spricht und einmal im Rettungsdienst arbeiten möchte. Über ihre Flucht aus der Heimat will sie aber nichts erzählen. Die beiden 17-Jährigen Jugendlichen aus Afghanistan, Ahmad Zaid und Ahmad Salar, sind ebenfalls alleine geflohen, haben einiges erlebt. Der eine möchte einmal in der IT-Branche arbeiten, der andere als Architekt. Beide fühlen sich hier wohl, aber sie vermissen ihre Familien.

Ein Wunsch wird wahr

Trotz intensiver Bemühungen ist es ihnen nicht geglückt, Eltern und Geschwister nachzuholen. Das Verfahren sei sehr kompliziert und mit der Volljährigkeit würden die Voraussetzungen zum Familiennachzug noch schwieriger, erklärt Mona Gerlach. Die Hoffnung geben die jungen Männer nicht auf, haben zumindest regelmäßigen Telefonkontakt zu den Angehörigen. Für den einen Ahmad geht mit dem Flug „in einem kleinen Flugzeug ein Traum in Erfüllung“, als „wunderschöne Zeit“ beschreibt ihn der andere.

„Mit der Aktion wollen wir zeigen, dass sich der Flugplatz und die Piloten sozialpolitisch engagieren, den Jugendlichen möchten wir neben einem großartigen Erlebnis auch Ziel- und Berufsperspektiven aufzeigen“, so Dirk Wittkamp, Vorstand der Fliegergemeinschaft Hangelar. Und Kathrin Kaiser, Pilotin und Mitglied der Fliegergemeinschaft Hangelar, die treibende Kraft hinter dem sozialen Engagement des Flugplatzes ist, betont: „Mir ist es wichtig, zu zeigen, dass Piloteninnen und Piloten niemanden ausgrenzen und jungen geflüchteten Menschen Perspektiven aufzeigen, egal woher sie kommen.“ Jeder wisse, dass wir geflüchtete Menschen integrieren und zu einem Teil unserer Gesellschaft machen müssten.

Fliegen ist mehr, als sich in der Luft fortzubewegen

„Fliegen ist viel mehr als eine Fortbewegungsart. Fliegen fördert Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit und soziale Kompetenz“, ist Wittkamp überzeugt. Er weist darauf hin, dass Deutschland eine Luftfahrtnation mit über 800.000 Beschäftigten, und damit mehr als in der Automobilindustrie, sei. Sein Wunsch wie auch der von Kathrin Kaiser: „Vielleicht findet ja die eine oder der andere Jugendliche zum Beispiel über den Segelflug den Weg ins Cockpit“ oder entscheide sich für eine berufliche Laufbahn in einem der vielen Tätigkeitsfelder der Luftfahrt.