Podiumsdiskussion am Flugplatz Hangelar NRW-Wirtschaftsminister Pinkwart setzt auf leisere Luftfahrt

Sankt Augustin​ · Elektrisches Fliegen soll die Luftfahrt leiser und für die regionale Mobilität erschwinglicher machen. Darauf setzt auch NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart, wie er bei einer Podiumsdiskussion am Flugplatz Hangelar betonte.

 Frank Janser von der FH Aachen (rechts) erklärt NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart die Vorzüge und Besonderheiten des Elektroflugzeugs.

Frank Janser von der FH Aachen (rechts) erklärt NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart die Vorzüge und Besonderheiten des Elektroflugzeugs.

Foto: Thomas Heinemann

Ladekabel statt Zapfpistole, Surren statt Brummen: Nach der E-Mobilität auf der Straße gilt die Elektrifizierung der Luftfahrt als einer der großen Megatrends der Forschung und der Wirtschaft. Elektrokleinflugzeuge sollen leiser, nachhaltiger, eventuell sogar autonom am Himmel unterwegs sein und damit die Wirtschaftsräume der vielen kleinen Zentren im Bundesland schnell und sicher vernetzen, sagte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) am Dienstag bei einem Besuch am Flugplatz Hangelar vor Vertretern aus Forschung und Luftrettung bei einer Podiumsdiskussion. „Wir wollen die Emissionen des Fliegens reduzieren, soweit das technisch möglich ist. Aber ganz entscheidend ist, dass der Klimafußabdruck des Fliegens reduziert wird“, so der Minister. „Wenn wir hier damit beginnen können, ist das ein ganz wichtiger Schritt, um zu schauen, inwieweit elektrische Antriebe eine Lösung sein können für die Luftfahrt von morgen.“

Initiiert hatte das Zusammentreffen die Fliegergemeinschaft Hangelar mit Unterstützung der ADAC Luftrettung – neben der Bundespolizei zwei der wichtigsten Akteure am Flugplatz Hangelar. Dorthin war eine der derzeit zertifizierten Elektromaschinen der Fachhochschule Aachen geflogen. Mit dem Projekt „Next Generation Electric-Flight Training“ (NEFT) fördert das Land seit November 2021 die Entwicklung von Elektroflugzeugen und des Flugtrainings an der FH Aachen. 100 Kilometer Flugstrecke in 25 Minuten bei halbem Akkuverbrauch – so lautete die Bilanz von Rob Akron, Pilot, Ausbildungsflugleiter und Maschinenbauingenieur. „Sie fliegt sich ganz normal, wie jedes andere Schulungsflugzeug, man hat aber immer auch die Reserve im Akku im Blick“, sagte Akron.

Herausforderungen für die Forschung

Die Reserve ist im Moment eine der größten Baustellen und aufgrund der physikalischen Grenzen nicht zu lösen, wie Professor Frank Janser von der FH Aachen erklärte. Die Energiedichte der aktuellen Akkutechnologien erreiche nur Bruchteile dessen, was konventionelle Kraftstoffe bieten könnten. „Die Zukunft für die meisten Anwendungen in der Luftfahrt wird daher auf Synthetic Fuels liegen, also auf synthetischen Kraftstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen“, so Janser, der im elektrischen Fliegen spannende Herausforderungen für die Forschung sieht. Allein mit der richtigen Ladetechnik, die in den ersten 100 Flugstunden des Testflugzeugs immer wieder zugunsten der Akku-Lebensdauer optimiert wurde, lasse sich viel erreichen, aber auch durch neue Konstruktionen.

„Aktuell ist es oben eine Leichtbaukonstruktion und unten ein Panzerschrank“, erklärte Luftfahrtexperte und Fachjournalist Sebastian Steinke als Moderator des Podiums die Kombination aus konventionellem Luftfahrtzeug und schwerer Akkutechnologie. Wie beim Elektroauto, bei dem zunächst konventionelle Autos elektrifiziert und dann neu geplant wurden, plane auch die FH Aachen mit dem „Silent Air Taxi“ eine solche Konstruktion, so Forscher Frank Janser, „denn eigentlich muss das komplette Flugzeug anders gebaut sein, um dem Speicher mit seinem Gewicht und der Motorcharakteristik gerecht zu werden“. Das Ziel: ein kleines, enorm energiesparendes und für regionale Mobilität einsetzbares Luftfahrzeug, das auf kurzen Start- und Landebahnen eingesetzt werden kann.

Geräusche sind ein Dauerthema

Eine Botschaft, die Andreas Pinkwart gern hört und fördern will: „NRW ist das Land mit den meisten Hidden Champions mit 690 Firmen, die Weltmarktführer ihrer Branche sind. Aber meist kennt sie niemand, und die Firmen liegen fast alle außerhalb der großen Zentren.“ Meist aber in der Nähe eines Kleinflugplatzes als Sprungbrett zu Kunden und Lieferanten, so Pinkwart. „Diese Firmen wären nie so groß geworden, wenn es nicht einen Flugplatz in ihrer Nähe gegeben hätte.“ Die Elektrifizierung der Fliegerei zur schnellen, staufreien und umweltverträglichen Überwindung kurzer und mittellanger Distanzen sei für die Wirtschaft daher von großer Bedeutung. Deshalb gewännen auch die vielen Kleinflugplätze im Land an Bedeutung.

Ein Dauerthema bleiben die Betriebsgeräusche der Luftfahrzeuge, der Fluglärm. Denn lautlos ist das elektrische Fliegen noch nicht, betonte Pinkwart. „Es wird schon leiser, wir brauchen aber die Wissenschaft nach wie vor, um auch bei Elektroantrieben die Propeller leiser zu machen. Das ist wie beim Elektroauto: Der Motor ist nicht mehr der Lärmfaktor, sondern der Abrieb der Reifen und die Fahrgeräusche.“ Auch daran arbeiten die Forscher aus Aachen mit Unterstützung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, ließ Frank Janser wissen.

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