Dechant des Dekanats Siegburg/Sankt Augustin Fred Schmitz: "Vielfalt ist Ausdruck von Leben"

SANKT AUGUSTIN · Am Sonntag wird Pfarrer Fred Schmitz (66) aus Menden offiziell in sein neues Amt als Dechant eingeführt. Über seine neue Aufgabe, seine Ziele und seine Leidenschaft für die Texte Loriots sprach er im GA-Interview.

 Eine seiner Wirkungsstätten: Dechant Fred Schmitz vor der Katholischen Kirche in Menden.

Eine seiner Wirkungsstätten: Dechant Fred Schmitz vor der Katholischen Kirche in Menden.

Foto: Holger Arndt

Was bedeutet es, Dechant zu sein, und was sind Ihre Aufgaben?
Fred Schmitz: Ein Dechant leitet das Dekanat, wozu hier die Seelsorgebereiche Siegburg, Sankt Augustin und Lohmar gehören. Regelmäßig versammele ich alle Seelsorger, um mit ihnen den Austausch zu suchen und inhaltliche Akzente im Dialog zwischen Kirche und Gesellschaft zu setzen. Gleichzeitig bin ich auch Mitglied des Priesterrates im Erzbistum und kann so die Dinge, die uns hier wichtig sind, auf die Ebene des Erzbistums bringen.

Haben Sie als Dechant auch eine Kontrollfunktion gegenüber den Pfarrern Ihres Dekanats?
Schmitz: Ich habe als Dechant keinen Dienstvorstand. Darum sehe ich mich auch nicht als Aufseher oder Kontrolleur. Ich bin einer unter vielen und will eine offene und faire Kommunikation. Eine gemeinsame Linie unserer Arbeit soll durch den Austausch entstehen und nicht durch Anordnung.

Seit September 2012 sind Sie Pfarrvikar in Menden, vorher waren Sie elf Jahre lang leitender Pfarrer in Lohmar. Warum sind Sie aus Lohmar weggegangen?
Schmitz: Ich bin im letzten Jahr 65 Jahre alt geworden und wollte in dem Alter aus der Leitungsverantwortung heraus. Ich wollte zurück in die Seelsorgearbeit.

Fiel der Wechsel nach der langen Zeit dann nicht schwer?
Schmitz: Die Entscheidung war absolut richtig. Jedoch war der Abschied emotionaler als ich gedacht hatte. Man lässt nach der langen und nicht immer einfachen Zeit vieles zurück.

Warum sind Sie dann nach Menden gegangen?
Schmitz: Ich habe den Anspruch in meiner Arbeit, dass die Seelsorge immer an erster Stelle kommt. Hier konnte ich die Ehrenamtlichen bei der Caritas und bei weiteren sozialen Projekten begleiten, ebenso die Augustiner Tafel. Als Nächstes will ich mich den Wohnsitzlosen, vor allem im Bauhof, widmen. Hier ist eine intensive Arbeit nötig.

Wie wird man Dechant?
Schmitz: Ich war vorher stellvertretender Dechant unter Pfarrer Weiffen. Als die Stelle dann durch seinen Wechsel nach Köln frei wurde, ist man auch an mich herangetreten. In den jeweiligen Seelsorgebereichen wurden Kandidaten aufgestellt, die Liste mit dem Bischof abgestimmt und dann gewählt.

Was sind Ihre Ziele als neuer Dechant?
Schmitz: Als Reaktion auf die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche wurde der Dialogprozess "Im Heute glauben" gestartet. Hier müssen wir auch in unserer Region sehen, wie wir wieder neues Vertrauen nach den katastrophalen Entwicklungen aufbauen können.

Wie soll dies gelingen?
Schmitz: Wir müssen den Dialog zu den Menschen suchen. Auch zu Menschen, die nicht an die Kirche gebunden sind. Ich finde es spannend, mit jemandem in Kontakt zu treten, der einen ganz individuellen Blick auf Kirche und Glauben hat. Es gilt, Verschiedenheiten kennenzulernen, gelten zu lassen, um dann den Dialog zu suchen. Vielfalt ist Ausdruck von Leben, da ist Moralisieren nicht angebracht.

Sie sind ein großer Freund des Humors Loriots. Hilft dieser Humor manchmal auch bei der Arbeit?
Schmitz: Loriots Texte sind einfach wunderbar. Sein Humor ist nie verletzend oder moralisierend. Sein Blick auf die Dinge des Lebens, seine Beobachtungsgabe - das ist einzigartig. Gerade dieser Punkt hilft natürlich. Ich beobachte ähnlich, nehme viele Dinge dadurch schneller auf. Es ist wichtig, sich am Leben und dem spontanen Humor, den das Leben immer wieder bietet, zu erfreuen.

Der Einführungsgottesdienst von Fred Schmitz als Dechant und Bonifatius Müller als Stellvertreter findet am Sonntag, 10. März, um 16 Uhr in der Klosterkirche der Steyler Missionare, Arnold-Janssen-Straße 30, in Sankt Augustin statt.

Zur Person
Fred Schmitz ist seit September 2012 Pfarrvikar im Seelsorgebereich Sankt Augustin. Zuvor war er als leitender Pfarrer in Lohmar tätig. Von Joachim Kardinal Meisner wurde er mit Wirkung vom 1. Februar 2013 zum Dechanten des Dekanats Siegburg/Sankt Augustin benannt. Er lebt im Pfarrhaus Sankt Augustinus in Menden.

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