Finanzielle Rücklagen schwinden Für Sara geht es ums Überleben

SANKT AUGUSTIN · Sara wurde in Ägypten geboren, ist 54 Zentimeter groß und wiegt 4200 Gramm. Diese Werte bringt so manch neugeborener Säugling mit - aber Sara ist schon sechs Monate alt. Warum sie so klein und leicht ist, dafür gibt es eine Erklärung.

Saras Herz weist Fehlbildungen auf. Sie wurde mit einem sogenannten "artrioventrikulären Septumdefekt" geboren. Das bedeutet, dass bei ihr ein großer Teil der Kammer- und der Vorhofscheidewand fehlen. Zusätzlich gibt es nur eine gemeinsame große Herzklappe, die das Blut jeweils in die rechte und linke Herzkammer leitet.

"Die Operation am Herzen ist für Sara überlebenswichtig", schreibt Professor Boulos Asfour, Direktor des Kinderherzzentrums, in seiner Bescheinigung für Spendenorganisationen. Bei der bevorstehenden Operation in Sankt Augustin sollen sowohl der Herzkammer- als auch der Vorhofscheidenwanddefekt verschlossen werden. Gleichzeitig wird die große Herzklappe in zwei separate Herzklappen geteilt. Weiter heißt es in dem Schreiben des Professors, dass der Herzfehler im Alter von spätestens sechs bis acht Monaten korrigiert werden sollte, um das Überleben des Kindes zu gewährleisten. Ohne die Korrekturoperation litten die Kinder an schwerer Herzinsuffizienz. Im schlimmsten Fall wäre nur noch durch eine Transplantation von Herz und Lunge das Überleben des kleinen Mädchens möglich.

Schon allein aus finanziellen Gründen ist das für Sara keine Option, denn bereits die jetzige Operation kostet knapp 52 000 Euro. Die hat Karin Köhler, eine enge Bekannte der Familie, über Stiftungen für Sara gesammelt. "Ich habe von Ägypten aus 278 Organisationen angeschrieben und relativ schnell 22.000 Euro zusammen bekommen", berichtet sie. Danach sei es schwierig geworden und sie sei kurz vor dem Aufgeben gewesen. In Luxor habe Sara jedoch keine Überlebenschance, denn neben ihrem Herzfehler hat sie auch Trisomie 21. Kinder mit diesem genetischen Defekt würden in Ägypten nicht operiert, erzählt die 60-Jährige dem GA.

Man sieht es ihr nicht unbedingt an, und natürlich hoffen die Eltern ebenso wie Karin Köhler, dass das kleine, schon jetzt so charmante und fröhliche Mädchen nur eine leichte Form des Downsyndroms hat. In Ägypten habe man sie nach ihrer Geburt am 8. Februar als kerngesund entlassen, berichtet Köhler. Zu Hause angekommen, litt Sara aber unter immer wiederkehrenden Infektionen, fieberte, und die Augen entzündeten sich. Erst der Wechsel des Kinderarztes brachte die Diagnose Downsyndrom.

"Weitere Untersuchungen wurden daraufhin dennoch nicht gemacht." Gott habe sie so gebracht und werde sie auch beizeiten wieder so holen, versucht Köhler das Selbstverständnis der Ägypter zu Behinderungen zu verdeutlichen. Sowohl Saras Eltern als auch Karin Köhler, die seit sieben Jahren in Ägypten lebt, wollten sich jedoch mit dem Todesurteil für Sara nicht abfinden.

Die Deutsche hat "für die kleine Maus" ihre Rücklagen aufgebraucht, um dem Vater und seiner Tochter den Flug nach Deutschland zu ermöglichen. Schon seit drei Wochen wohnen die beiden zunächst in einer nahe gelegenen Wohnung und mittlerweile im Hotel. Jetzt schwinden die letzten Rücklagen dahin und die aktuelle erneute Verschiebung der Operation, die ursprünglich für den heutigen Freitag vorgesehen war und nun wegen zahlreicher Notfälle auf Mittwoch verlegt wurde, bringen den Vater Yasser Abdeldaim Mohamed (42) und Karin Köhler in immer größer werdende finanzielle Nöte.

Auch nach der Operation werden die beiden mit Sicherheit noch drei Wochen in Deutschland bleiben müssen, schätzt Köhler. Für Abdeldaim ist der Aufenthalt ohnehin nicht finanzierbar. Er arbeitet seit rund zehn Jahren im Service des Hilton Hotels in Luxor und verdient dort umgerechnet rund 200 Euro im Monat. Das reiche in Ägypten gerade so, um seine Familie mit seiner Ehefrau Ghada (35) und den Zwillingen Mina und Nada (4) sowie Sara zu ernähren. Rücklagen gibt es da nicht, und auch Karin Köhler hat ihr Erspartes in Saras Operation investiert. "Ich tue das gerne für dieses wunderbare Mädchen", sagt sie lächelnd. Sara strahlt und schaut sie mit großen Augen an.

Spenden für Sara sind auf einem Sonderkonto des Vereins zur Förderung der Kinderklinik bei der Steyler Bank möglich an VFK e.V., IBAN DE83 3862 1500 0000 1027 60 unter dem Stichwort: Herzkind Sara.

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