Tour durch den Kräutergarten der Steyler Gegen fast alles wächst ein Kraut

SANKT AUGUSTIN · Rund 20 Besucher haben sich am Wochenende vor dem berankten Torbogen als Eingang des Gartens getroffen, um gemeinsam mit der Apothekerin Annemarie Schwabedal Kräutergeheimnisse zu lüften.

 Viele Geheimnisse rund um die Kräuter lüftete Annemarie Schwabedal bei ihrem Rundgang.

Viele Geheimnisse rund um die Kräuter lüftete Annemarie Schwabedal bei ihrem Rundgang.

Foto: Martina Welt

Das Wasser des kleinen Teiches plätschert beruhigend im Herzen des Kräutergartens als Teil des Klostergeländes der Steyler Missionare. Die Motivation, das Angebot des städtischen Büros für Natur- und Umweltschutz der Stadt zu nutzen, dürfte bei den meisten Anwesenden ähnlich gewesen sein wie bei Christa Giller. "Ich interessiere mich sehr für Kräuter, mache gerne Tees und hoffe, noch ein bisschen was dazuzulernen", begründet sie ihr Kommen.

Die meisten Teilnehmer hatten offenkundig bereits Vorkenntnisse was die Wirkung der oftmals eher unscheinbaren Kräuter anbelangt und ergänzten die Ausführungen der Apothekerin, die gemeinsam mit zehn ehrenamtlichen Helfern den Kräutergarten anlegt und pflegt.

Bevor die Apothekerin jedoch ins Detail ging, erklärte sie den Besuchern, dass es in jedem Klostergarten der Steyler Missionare auch einen Kräutergarten gegeben habe. So habe Arnold Janssen überliefert, "wenn du die Botschaft hören willst, hör auf zu schwätzen und sei ohne Eile". Das taten die Besucher und vernahmen prompt, dass der Kräutergarten nach altem überliefertem Vorbild angelegt worden sei. Er ist quadratisch und mit vier Wegen in Kreuzform unterteilt. Sie führen zur Mitte hin - und damit zu Gott.

Eingefasst sind die Wege mit Buchsbaum. Die Bepflanzung wechselt alljährlich - immer gleich jedoch bleiben die Bananenstaude, die allerdings wegen der zu kurzen Reifezeit in Deutschland keine Früchte trägt, sowie die Bitterorange.

Unterteilt ist der Kräutergarten in einen Bibelgarten, den Garten für heimische Kräuter und einen Missionsgarten, in dem die Pflegegruppe des Kräutergartens versucht, die Samen hochzuziehen, die von Missionaren aus allen Teilen der Welt mitgebracht werden. Der vierte Teil des Gartens ist der Apothekergarten.

Die Passionsblume, die am Torbogen in prächtigen Blütenformen und Farben rankt, lädt zum Eintreten ein. Heimisch ist sie in Brasilien und kann als Tagesberuhigungsmittel verwendet werden. Die wunderschöne Clematis ist aus einem Stoff, der die Haut reizt. Früher hätten sich die Bettler vor den Toren der Stadt damit eingerieben, um dann mit großen Blasen auf der Haut mehr Geld erbetteln zu können, erzählt Schwabedal.

Ob Eibisch als Schleimlöser, Fenchel gegen Blähungen oder Spitzwegerich gegen Husten - im Kräutergarten des Klosters wächst für Beschwerden aller Art ein Kraut.

Wunderschön und wirksam präsentierte sich jetzt auch eine letzte Sonnenhut-Pflanze den Besuchern. "Er ist stachelig und wehrhaft", erläuterte Schwabedal Deshalb wehre sich mit seiner Einnahme auch das Immunsystem. Der Fingerhut, der in zu hoher Dosis zum Herzstillstand führen kann, bewirke in kleinen Dosen genau das Gegenteil und stärke das Herz, so die Apothekerin.

Ob die Wurzel des Baldrians als wirksames Beruhigungsmittel oder Kapuzinerkresse als pflanzliches Antibiotikum - allein der kleine Teil des Apothekergartens bot schier unerschöpfliche Ressourcen für die kleine kräuterinteressierte Gemeinschaft, die sich fast drei Stunden lang mit dem Riechen, Schmecken und Berühren der vielen heimischen und exotischen Kräuter im Klostergarten beschäftigte. Unterstützt wurde Annemarie Schwabedal an diesem Nachmittag von Marita Hilgers, die zum Pflegeteam des Kräutergartens gehört.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort