Ostern im Rhein-Sieg-Kreis Gelbe Farbe der Osterküken ist ein Zuchtergebnis

Rhein-Sieg-Kreis · Flauschig gelbe Osterküken gehören genauso zur Festtagssymbolik wie der Osterhase. Warum manche Küken gelb sind und ob es einen Zusammenhang zum gelben Eidotter gibt, erklären uns Geflügelexperten aus Hennef, Niederkassel und Sankt Augustin.

 Küken gehören zu Ostern ebenso wie der Osterhase. Allerdings sind nicht alle Küken gelb wie auf den meisten Bildern.

Küken gehören zu Ostern ebenso wie der Osterhase. Allerdings sind nicht alle Küken gelb wie auf den meisten Bildern.

Foto: dpa/Waltraud Grubitzsch

Nicht nur süße, braune Hoppelhäschen sind österliche Tiersymbole, auch gelbe, flauschige Küken zählen dazu. „Aus einem Ei, das tot aussieht, tritt mit dem schlüpfenden Küken ein neues Leben heraus, das das Licht der Welt erblickt“, sagt Marcus Tannebaum, Pastoralreferent in Sankt Augustin. Symbolisch erinnere das an die Auferstehung Jesu Christi, der auch aus dem Dunkel herausgetreten sei. „Eine kirchliche Darstellung eines Kükens ist mir zwar nicht bekannt, aber es ist ein Symbol aus der alltäglichen Lebenswelt“, sagt er.

Meist leuchten die symbolisch abgebildeten Küken in gelber Farbe. Doch das ist nur ein Beispiel dafür, wie der Kükenflaum kurz nach dem Schlupf gefärbt sein kann. „Die Färbung ist rassenspezifisch – so sind Putenküken ganz schwarz, wenn sie frisch aus dem Ei kommen“, erläutert Klemens Klein vom Bio-Geflügelhof Hennef. Die Färbung hänge von den Eltern ab. „Wildvögel haben ein braunes Federkleid und ihre Küken weisen auch einen braunen Ton auf“, so Franz-Josef Telohe vom Geflügelhof Wirtz in Niederkassel. Gelb sieht man zwar oft auf Bildern und Symbolen, aber das entspricht nicht der vollkommenen Realität. „Das ist wie bei uns Menschen mit der Haarfarbe: Manche sind blond, aber es gibt auch braune oder rötliche Haarfarben“, sagt er. Gänseküken seien immer gelb, da sie später ein weißes Federkleid bekommen.

Erster Gefiederflaum heißt Dunen

Die Verpaarung einer weißen Henne und eines weißen Hahnes führe höchstwahrscheinlich zu einem gelben Küken, sagt Inga Tiemann vom Versuchsgut der Universität Bonn in Vinxel. Ebenso entwickelten Küken von schwarzen Hühnern einen schwarzen Flaum. „Aber die Beziehung zwischen der Gefiederfarbe von Henne, Hahn und Küken ist keine schwarz-weiße Entscheidung“, erklärt die Forscherin. Elterntiere der Rasse Holländer Rebhuhn haben eine schwarze Gefiederfarbe mit einer weißen Federhaube. „Die Küken jedoch zeigen kein vollkommen schwarzes Federkleid am Körper, sondern eine schwarz-gelbe Scheckung und unterscheiden sich auch in ihrer Struktur von der Feder eines erwachsenen Tieres“, sagt sie.

Den flauschigen Gefiederflaum, den besonders Kinder beim zarten Streicheln der jungen Küken lieben, nennt man Dunen. „Das sind noch keine richtigen Federn, sie fühlen sich ein bisschen an wie Haare“, sagt Geflügelwirt Klein. „Da Hühnerküken Nestflüchter sind, haben sie beim Schlupf bereits ein dichtes Dunenkleid“, erläutert Tiemann. Diese Nestlingsdunen seien relativ einfach aufgebaut und bereits vor dem Schlüpfen fertig ausgebildet. Sobald ein Küken aus dem Ei herauskrieche, beginnen sie bereits, neue Federn „zu schieben“: „Schon 24 Stunden nach dem Schlupf kann man besonders an den Flügeln erkennen, wie sich neue Federn durch das Dunenkeid schieben“, so Tiemann. Diese zweiten Federn führten dazu, dass der Kükenflaum abgestoßen werde und die erste Mauser einsetze. „Nach gut acht Tagen sind die ersten Federn zu erkennen“, beobachtet Geflügelwirt Telohe. Er zieht einen Vergleich zu den Menschen: „Das ist wie bei den Milchzähnen: Die wachsen irgendwann raus und dann kommen die bleibenden Zähne.“ So folge direkt auf den Kükenflaum das richtige Federkleid mit seiner endgültigen Färbung.

Farbe ist genetisch bedingt

„Die Färbung ist genetisch bedingt und wird durch die Einlagerung von Pigmenten in die Federn bereits in der Embryonalphase ab dem zehnten Bebrütungstag umgesetzt“, erklärt Biologin Tiemann. Doch die Entstehung von Gefiederfarben, insbesondere des ersten Daunenkleids, sei wissenschaftlich noch wenig erforscht und würde weiterhin viel diskutiert. „Einige Wissenschaftler führen die gelbliche Färbung der Erstlingsdunen weißer Hühnerrassen auf Karotinoide aus dem Dotter zurück”, fasst Tiemann zusammen. Andere Forscher widersprächen dieser Darstellung jedoch und vermuteten vielmehr, dass Pterin verantwortlich für die gelbe Färbung sei. „Die bräunliche und schwarze Färbung des Kükengefieders wird durch die zusätzliche Einlagerung von Melaninen erreicht“, erklärt Tiemann. Es gebe verschiedene Typen von Melanin, wobei Farben von gelblich, hellbraun, rot-braun, braun bis hin zu schwarz entstehen könnten. „Weiße Hühner und damit auch gelbe Küken sind erzüchtet worden“, sagt die Wissenschaftlerin. Der Ursprung aller heutigen Hühnerrassen sei das Bankivahuhn, und das stamme aus dem Dschungel in Süd-Ost-Asien. „Dort ist wiederum eine bräunliche Färbung von Vorteil, da sie dem Huhn und Küken als Tarnung dient“, sagt sie. Gelb als Tarnfarbe sei aufgrund seiner Eigenschaft als Warnung im gesamten Tierbereich unwahrscheinlich.

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