Autor aus Sankt Augustin Georg Schwikart stellt seinen neuen Roman "Öhlweins Sterben" vor

SANKT AUGUSTIN · Dem Tod ganz nahe ist Norbert Öhlwein gleich in zweifacher Hinsicht. Zum einen ist der Protagonist aus Georg Schwikarts neuem Roman "Öhlweins Sterben" Trauerredner und dadurch schon von Berufs wegen mit der Sterblichkeit konfrontiert. Zum anderen ist er an Leukämie erkrankt.

 Buchvorstellung im Haus Menden: Georg Schwikart sieht Humor als Therapiewerkzeug der Trauerbewältigung.

Buchvorstellung im Haus Menden: Georg Schwikart sieht Humor als Therapiewerkzeug der Trauerbewältigung.

Foto: Holger Arndt

Doch der Autor aus Sankt Augustin, selbst auch Trauerredner, hat kein Buch von Traurigkeit geschrieben. Er begegnet dem Thema lieber mit Humor, wie er am Sonntag im Haus Menden bewies.

"Der Tod kann einen hohen Unterhaltungswert haben, wenn er einen nicht selbst betrifft", so beginnt die Geschichte des Grabredners Norbert Öhlwein. Und so geht eines Tages alles schief: Die Trauermusik hakt im CD-Player, eines der Kanthölzer fällt in die Grube, und der Sarg der Verstorbenen verkantet sich im Grab und bleibt in der Diagonalen liegen.

Unfreiwillige Komik, die sich durch Schwikarts Buch zieht und auch der Melancholie des Alltags seinen Stempel aufdrückt. Autor Schwikart hat vergleichende Religionswissenschaft und Theologie studiert und arbeitet seit 17 Jahren ebenfalls als Trauerredner. 60 Trauerreden hat er dieses Jahr bereits gehalten.

Das Thema Tod begegnete ihm früh. Sein Vater starb jung und plötzlich, hinterließ sieben Kinder und eine 33-jährige Frau. "Es war für unsere Familie ein traumatisches Erlebnis, das uns vor Augen geführt hat: Der Tod kommt, wann er will", berichtete Schwikart. Doch warum stellt sich der Autor dem Thema mit Humor?

"Der Tod ist nicht lustig", sagt Schwikart. "Aber weil er so ein starker Gegner ist, können wir nichts anderes als uns über ihn lustig zu machen." Trotz skurriler Momente weiß Schwikart in seinem dritten Roman auch durchaus feinfühlig vorzugehen, und die Trauer hat ebenfalls ihren Platz.

Der Autor erschafft einen Charakter, der dem Thema Tod nicht entfliehen kann und der sich seiner Sterblichkeit stellen muss. Dabei erzählt er viel über den Umgang mit einem Thema, dem sich der moderne Mensch in aller Regel lieber entzieht und preist den Humor als beste Waffe gegen die Gewissheit der eigenen Sterblichkeit.

Als Grabredner werden der Autor und Protagonist häufig dann gerufen, wenn der Verstorbene nicht getauft war, aus der Kirche ausgetreten ist oder er und seine Angehörigen keine religiöse Bestattung wünschen. Dennoch würden 90 Prozent der Angehörigen sich ein gemeinsames "Vaterunser" wünschen, so Schwikart. "Wenn sich aber jemand ausdrücklich nichts Religiöses wünscht, dann akzeptiere ich das natürlich." Die Trauerfeier sei schließlich für die Lebenden da, nicht für die Verstorbenen.

Auch wenn Schwikart gar nicht erst versucht, dem Tod einen Sinn abzuringen, so gibt er den Verbliebenen doch eine Sprache und den Humor als Therapiewerkzeug der Trauerbewältigung. "Ich weiß einfach, dass der Tod auch die beste Chance ist, über das Leben zu reden", so der Autor.

Der Roman "Öhlweins Sterben" ist im Horlemann Verlag erschienen und ist für 17,90 Euro im Buchhandel erhältlich.

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