Haus Völker und Kulturen Geschwister Politi tragen sizilianische Lieder vor

SANKT AUGUSTIN · Wissen zur Insel Sizilien half am Sonntag den Besuchern der Konzertreihe Klangkosmos Weltmusik im Museum "Haus Völker und Kulturen" ungemein. Denn mit ihren "Sizilianischen Liedern von Liebe und anderen Dramen" klangen die Werke der Sängerin und Musikerin Matilde Politi eben nicht so, wie man es von "italienischer" Musik erwarten würde.

 Spielen in einem besonderen Klangkosmos: Matilde und Gabriele Politi verstehen sich gut auf große Gefühle.

Spielen in einem besonderen Klangkosmos: Matilde und Gabriele Politi verstehen sich gut auf große Gefühle.

Foto: Heinemann

Sizilien ist zwar geografisch ein Stück Italien, doch legen die Inselbewohner großen Wert darauf, nicht etwa nur Italiener, sondern Sizilianer zu sein. Ihre zentrale Lage im Mittelmeer bescherte der Insel nicht unbedingt immer freundlich gesinnten Besuch der Griechen und der Karthager aus Nordafrika. Auch unter der Flagge Spaniens und sogar Österreichs stand die Insel, die über die Jahrhunderte wieder in italienische Hände fiel und 1946 den Status einer autonomen Region Italiens erhielt.

Dies zu wissen, half am Sonntag den Besuchern der Konzertreihe Klangkosmos Weltmusik im Museum "Haus Völker und Kulturen" ungemein. Denn mit ihren "Sizilianischen Liedern von Liebe und anderen Dramen" klangen die Werke der Sängerin und Musikerin Matilde Politi eben nicht so, wie man es von "italienischer" Musik erwarten würde.

Sizilianisch ist freilich kein italienischer Dialekt, sondern eine eigene Sprache, die rund fünf bis acht Millionen Bewohner im Süden Italiens beherrschen und auch sprechen. Poetische Serenaden, temperamentvolle Folksongs und auch Wiegenlieder hatte Matilde Politi, die von ihrem Bruder, dem Violinisten Gabriele Politi, musikalisch begleitet wurde, dem begeisterten Publikum mitgebracht. Dabei waren es ihre Instrumente - Gitarre, Akkordeon und Tamburin - längst nicht allein, die der Künstlerin dienten, um jene bittersüßen und im traditionellen sizilianischen Liedgut verpackten Gefühle wie Liebe, Eifersucht, Trennung und Verachtung zu transportieren. Die Stimme sei dabei ihr liebstes Instrument, sagt die Multi-Instrumentalistin von sich selbst.

Eine schwere Aufgabe, gilt die sizilianische Musiktradition zumindest als Gesang in der Öffentlichkeit als nahezu verschollen. Nur alte Schriften und Aufnahmen erinnern an die Tradition, den Alltag, die Reisen und das Leben von der Wiege bis zur Bahre singend zu dokumentieren. Mit musikalischen Exkursen zu arabischen, osmanischen und sephardischen Klängen rundeten die Geschwister Politi ihr Augustiner Gastspiel ab.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort