Zu Gast auf dem Sofa "Glauben" geht auf verschiedene Weisen

Sankt Augustin · Der Religionssoziologe Hans Joas ist am Freitag "Zu Gast auf dem Sofa" in der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin und plädiert für einen offenen Dialog.

 Austausch, Diskussion und Raum für andere Meinungen: All dies sind für Hans Joas wichtige Bestandteile des Glaubens.

Austausch, Diskussion und Raum für andere Meinungen: All dies sind für Hans Joas wichtige Bestandteile des Glaubens.

Foto: dpa

"Glaube als Option. Zukunftsmöglichkeiten des Christentums" titelt das jüngste Buch von Hans Joas. Am Freitag, 23. November, stellt der Soziologe und Gastprofessor der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung sein Werk als "Gast auf dem Sofa" in der Kreis- und Hochschulbibliothek Sankt Augustin vor. Der General-Anzeiger ist einer der Kooperationspartner bei der Veranstaltung.

Zwei Thesen bestimmen den Diskurs, dem Joas sich auf 250 Seiten widmet: Erstens sei zwar richtig, dass in Zeiten von wirtschaftlichem Wachstum und technischem Fortschritt eine von vielen empfundene "Schwächung der Religion" innerhalb einer Gesellschaft zu bemerken sei, dieses aber empirisch eher auf einem "wackeligen Fundament" stehe.

Zweitens widerspricht Joas der Annahme, dass ohne die "Richtlinien" einer Religion oder eines Glaubens eine Gesellschaft zerfalle, Moralvorstellungen über Bord geworfen würden. Es gebe auch ohne Religion einen sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft.

Joas möchte, dass der religiösen Vielfalt der Welt Rechnung getragen wird: Durch Austausch, Diskussion und Raum für andere Meinungen - auch von Nicht-Gläubigen. "Mein Plädoyer gilt also der These, dass heute nur eine solche Form der Glaubensvermittlung zeitgemäß ist, die sich diesen Dialogaufgaben stellt, die aber auch umgekehrt die eigene Glaubenstradition nicht einklammert, sondern geradezu als notwendige Voraussetzung für eine produktive Konfrontation mit dem Anderen betrachtet", schreibt Hans Joas.

Der 63-Jährige, der selbst sagt, dass er in einem "sehr katholischen Milieu" aufgewachsen ist und früh seinen Vater verloren hat, sieht keineswegs ein "Aus" für die christliche Kirche in Europa. Gleichwohl müsse sie sich öffnen - und den Staub abschütteln, der sich über die Jahrhunderte angesammelt hat. Eigentlich wollte er sein Buch "Religion in Zeiten der Kontingenz" nennen, wobei der Begriff "Kontingenz" historische Prozesse - wie die Säkularisation - meint, die durchaus auch wieder umgekehrt werden können.

Wer heute für das Thema "Glauben" offen sei, habe aber nun einmal eine Fülle an Möglichkeiten, diesen zu leben - oder eben auch nicht. Joas möchte daher nicht nur zum Dialog zwischen den verschiedenen Religionen anregen, sondern auch zu dem zwischen Gläubigen und Nicht-Gläubigen. Mit den Besuchern diskutiert er darüber am Freitag, 23. November. Beginn ist um 19.30 Uhr in der Kreis- und Hochschulbibliothek an der Grantham-Allee 29 in Sankt Augustin.

Karten für die Lesung, die die Bibliothek gemeinsam mit der Bücherstube Sankt Augustin und Unterstützung des General-Anzeigers anbietet, gibt es für acht, ermäßigt vier Euro in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen, in der Bücherstube am Markt und an der Abendkasse.

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