Kommunen kritisieren Gravierende Mängel bei Bewerbern auf Ausbildungsplätze

RHEIN-SIEG-KREIS · Kerstin Grinik ist eine von sechs neuen Auszubildenden, die die Stadt Sankt Augustin in diesem Jahr eingestellt hat. Als Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste ist ihr neuer Arbeitsplatz primär die Stadtbücherei am Markt. Bei ihrer Bewerbung musste sie sich gegen zahlreiche andere Interessenten durchsetzen, darunter auch viele, die sehr schnell durch das Raster fielen.

 Hat sich gegen zahlreiche Bewerber durchgesetzt: Kerstin Grinik ist Azubi in Sankt Augustin.

Hat sich gegen zahlreiche Bewerber durchgesetzt: Kerstin Grinik ist Azubi in Sankt Augustin.

Foto: ARNDT

Immer häufiger kritisieren die Kommunen die zum Teil gravierenden Mängel einzelner Bewerber bei schulischen Grundfertigkeiten.

"Grundsätzlich ist die Zahl der Bewerber in den Kommunen nicht schlecht, die Quote an brauchbaren Bewerbungen aber niedrig", sagt Stefan Raetz, Bürgermeister von Rheinbach und Sprecher der Bürgermeister im Rhein-Sieg-Kreis. Viele Bewerber fielen schon durch schlechte Vornoten in Mathematik oder Deutsch durch das Sieb der Stadt. "Da erwarten wir als Kommune einfach eine bessere Grundsituation", so Raetz.

Auch Stephan Vehreschild, Niederkassels Bürgermeister, weiß ähnliches zu berichten. "Die Qualität der Bewerbungen hat sich nicht verbessert", sagt er. Dabei kämen deutlich mehr Bewerbungen ins Haus als früher. "Da sind dann sehr gute mit dabei, aber leider auch viele unbrauchbare Bewerbungen." Wie in jedem Jahr stellte Niederkassel auch 2013 eine Auszubildende ein. "Die Qualität der Auszubildenden, die wir dann eingestellt haben, ist aber auf keinen Fall schlechter geworden", betont Vehreschild.

In Siegburg absolvieren gerade 27 junge Menschen ihre Ausbildung bei der Stadt, im September kommen noch einmal vier hinzu. Diese sind überwiegend in der Stadtverwaltung angesiedelt, dazu gibt es noch technische Ausbildungsberufe. "Wir haben in den letzten Jahren gerade bei den Eignungstests und den Vorstellungsgesprächen schon festgestellt, dass die Grundfertigkeiten, also das freie Schreiben und die Grundrechenarten, in der Breite schwächer geworden sind", sagt Bernd Lehmann, Leiter des Haupt- und Personalamtes in der Stadtverwaltung Siegburg.

Anders dagegen die Situation in Hennef, wo 18 Auszubildende gerade angestellt sind. "Die Quote der Einstellungen ist gleich geblieben, und auch bei der Qualität der Bewerbungen haben wir keine großen Veränderungen bemerkt", erklärt Stadtsprecherin Mira Steffan.

In Rheinbach war im vergangenen Jahr die Situation aber so drastisch, dass kein Bewerber genommen wurde. "Wir haben niemanden eingestellt, da die Qualität schlichtweg nicht da war", sagt Raetz. Man habe als Kommune, und das gelte für alle im Kreis, strenge Auswahlkriterien. "Wir wollen auch jeden behalten, der bei uns seine Ausbildung macht."

Das bedeute auch, dass man die Kriterien nicht herabsetzen will, um die Qualität bei den Auszubildenden zu halten. Für die Zukunft sieht Raetz Probleme auf die Kommunen zukommen. "Wenn die Quote an geeigneten Bewerbern weiter abnimmt, könnten wir Probleme bekommen, einzelne Stellen zu besetzen", so Raetz.

Auszubildende bei Stadt und Kreis

Rhein-Sieg-Kreis: In der Kreisverwaltung gibt es derzeit 46 Auszubildende, 20 werden jetzt neu eingestellt.

Siegburg: In Siegburg gibt es 27 Auszubildende, am 1. September kommen vier hinzu. Sechs Auszubildende sind im gewerblich/technischen Bereich eingesetzt, der Rest in der Verwaltung.

Sankt Augustin: 23 Auszubildende hat Sankt Augustin zu verzeichnen. Davon sind 15 im Verwaltungsbereich tätig.

Hennef: Hier gibt es 18 Auszubildende, sieben davon wurden in diesem Jahr eingestellt. 15 sind in der Stadtverwaltung tätig.

Niederkassel: Drei junge Menschen machen derzeit in Niederkassels Stadtverwaltung eine Ausbildung.

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