Altes Bäckerhaus in Menden Heimatmuseum und Begegnungsstätte

SANKT AUGUSTIN · Die Balken krumm und schief, der Holzwurm ein treuer Gast und sämtliche Wände marode - nein, es war kein Traumhaus, welches die Altstadtgemeinschaft Menden im Jahr 1995 übernommen hatte. Doch der Verein hatte einen Traum, den Traum von einer eigenen Heimatstube, einem Heimatmuseum als Begegnungsstätte.

 Ansehnlich und einladend: Das von der Altstadtgemeinschaft Menden umgebaute Fachwerkhaus.

Ansehnlich und einladend: Das von der Altstadtgemeinschaft Menden umgebaute Fachwerkhaus.

Foto: Thomas Heinemann

Nun ist der Verein seinem Traum zum Greifen nahegekommen, sagt Karl-Heinz Baumanns. Der Mendener Ortsvorsteher ist Vorsitzender der Altstadtgemeinschaft, die das alte Bäckerhaus in den vergangenen zehn Jahren weitestgehend in Eigenregie umgebaut hat. Ein wahrer Kraftakt, sagt Baumanns heute: "Die Stunden habe ich nie gezählt, aber ehrlich gesagt, möchte ich das auch lieber nicht. In der aktiven Bauphase waren wir mit sieben bis acht Mann je zehn bis 15 Stunden die Woche hier im Einsatz."

Sämtliche Mauern kamen raus, bis nur noch das nackte Holzgerippe des Fachwerks stand. Zwei Drittel der Balken wurden ersetzt, dann kam der Wiederaufbau - und die Jagd nach den letzten Holzwürmern. Ein Lehmbauer half, aus Lehm, Stroh und Weidenzweigen die Mauern so aufzubauen, wie es zur Bauzeit des Hauses vor gut 200 Jahren üblich war.

"Natürlich wollten wir auf Strom- und Wasserleitungen nicht verzichten. Überall wo geschlitzt wurde, musste später mit speziellem Lehm-Feinputz wieder beigespachtelt werden," sagt Baumanns, dem die Sanierung von alten Immobilien mit der Heimatstube zum Hobby geworden ist. Wenn er sagt "Es hat Spaß" gemacht, meint er dabei die Arbeit im Team und am Haus, weniger aber die Finanzierung: Zwar hatte die NRW-Stiftung mit rund 540 000 D-Mark unter strengen Denkmalschutzanforderungen den Löwenanteil der Sanierungskosten übernommen. Doch weitere 45 000 Euro steckten der Verein und insbesondere einige Mitglieder in die Immobilie. Allein der laufende Unterhalt verschlingt rund 3000 Euro im Jahr.

Gespart werden konnte dank der Hilfe von außen: Ob beim Verputzen, bei der Elektrik oder beim Fliesenlegen - durch Klinkenputzen und eingeforderte Gefallen habe man oft gerade im richtigen Moment die entsprechenden Fachmänner finden können, sagt der Vorsitzende, während er in den Anbau der Heimatstube zeigt. Dort, wo einst gebacken wurde, später die Schweine im Stall hausten, entstand in den vergangenen Wochen der erste vermietbare Raum der Heimatstube.

"Wir wollen Bürgern aus Menden diese 30 Quadratmeter zum Bespiel für kleine Familienfeiern oder auch für Kunst und Kultur anbieten," so Baumanns. Solche kleinen, feinen und gemütlichen Veranstaltungen, für die das benachbarte Haus Menden zu groß wäre, könnten bald in der Heimatstube stattfinden, plant Baumanns, der die angrenzenden Räume derzeit zu einem kleinen Heimatmuseum gestaltet. "Eine kleine Nähmaschinensammlung ist schon da, auch ein alter Ofen und ein alter Küchenherd, der sogar angeschlossen und noch voll funktionsfähig ist."

Zusammentragen will Baumanns nicht nur nostalgische Gegenstände, sondern auch die Geschichte der Bäckerfamilie Hess, der das Haus über viele Generationen gehörte. Wenn alle Bau- und Genehmigungsverfahren abgeschlossen sind, soll die Heimatstube zwei Mal in der Woche für je vier Stunden für jedermann geöffnet sein.

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