Erweiterung der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Mehr Platz für Studierende am Campus Sankt Augustin
Sankt Augustin · Die letzten Flutschäden am Campus in Rheinbach sind noch nicht beseitigt, da steht die nächste Baumaßnahme der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg an: Der Campus Sankt Augustin soll größer werden.
Mehr als 9000 junge Menschen studieren heute an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die ursprüngliche Prognose ist damit um mehr als 3000 überschritten. Das ist einer der Gründe für den Wunsch der Hochschule nach weiteren Räumen. Im Dezember 2020 beantragte sie deshalb beim Land die Erweiterung. Diesen Antrag hat das nordrhein-westfälische Ministerium für Kultur und Wissenschaft nun genehmigt.
Zwischen dem derzeitigen Campus und dem Rhein-Sieg-Gymnasium sollen auf etwa 6000 Quadratmetern neue Räume für Lehre und Forschung entstehen. Konkrete Pläne gibt es dafür derzeit allerdings noch nicht. Genehmigt wurde ein „Raumprogramm für ein Learning Center mit den Schwerpunkten Digitalisierung der Lehre sowie einem Instituts- und Forschungsgebäude zur fachbereichsübergreifenden Nutzung“.
„Das ist für die Hochschule eine sehr gute Nachricht“, sagt Kanzlerin Angela Fischer. Die Hochschule habe damit die Möglichkeit, sowohl quantitativ also auch qualitativ – unter Berücksichtigung der Erfahrungen der letzten Jahre – ihre räumliche Gestaltung weiterzuentwickeln. „Wir wollen nicht einfach nur mehr von dem bauen, was wir schon haben“, betont Fischer.
Moderne Arbeitsräume geplant
Das Raumprogramm, das die Hochschule im Dezember 2020 zur Genehmigung nach Düsseldorf geschickt hatte, sieht Lehr- und Forschungsflächen in einem Umfang von bis zu knapp 6000 Quadratmetern vor. Dazu kommen weitere Flächen, unter anderem für Flure und sanitäre Anlagen. „Vorgesehen sind flexible, offene und moderne Arbeitsräume mit viel Platz für Kommunikation, zahlreiche Labore für die Forschenden und auch ein Bürgerlabor. Ganz bewusst soll es in dem Gebäude aber keine klassischen Einzel- und Doppel-Büros geben“, erläutert Ute Schmitz, Dezernentin für Facility Management, Bauen und Sicherheit. Den Bedarf ermittelte die Hochschule im jüngsten Hochschulstandortentwicklungsplan. Gute, auf Lernen, Lehren und Forschen optimal ausgerichtete Räume seien eine wichtige Voraussetzung für Studium und Wissenschaft, betont auch Hochschulpräsident Hartmut Ihne.
Die Planung für den dringend notwendigen Neubau südlich des Gebäudeteils G könne nun beginnen, schreibt die Hochschule in ihrer Mitteilung. Vorher soll aber zunächst das Augenmerk weiterhin vor allem auf die Baustelle am Campus in Rheinbach gerichtet sein. „Wir werden uns nach dem flutbedingten Wiederaufbau des Campus Rheinbach nahtlos der Erweiterung unseres Sankt Augustiner Standorts widmen“, macht Kanzlerin Angela Fischer deutlich, dass der Wiederaufbau des Campus Rheinbach auch weiterhin vorrangig ist.
Das hält auch Ute Schmitz für wichtig: „Priorität hat erst einmal Rheinbach“, sagt sie. Sobald das für die Erweiterung notwendige zusätzliche Personal gewonnen werden konnte, wird ihr Dezernat in die konkrete Planung der Erweiterung am Standort Sankt Augustin einsteigen. Denn die sei dringend erforderlich.
Bis das Gebäude steht, wird es nach Auskunft der Hochschule noch einige Jahre dauern. Mit der vorliegenden Entscheidung habe das Land erst einmal anerkannt, dass die Hochschule die beantragten Flächen braucht. Nun werden zunächst die beiden Stellen ausgeschrieben, die das Planungsteam im Dezernat von Ute Schmitz benötigt.
Dann soll die eigentliche Planung beginnen. Dazu gehört unter anderem die Ausschreibung der Planungsbeteiligten, die Erstellung der Haushaltsunterlage Bau und die Einreichung des Bauantrags bei der Stadt Sankt Augustin. Nach Abschluss der Planung können dann die Bauleistungen ausgeschrieben werden.
Hochschule plant und baut selbst
Dass die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg selbst Bauherrin bei den geplanten Maßnahmen ist, ist eine Besonderheit. Neben ihr darf in Nordrhein-Westfalen nur die Universität in Köln selbst bauen. Alle anderen Hochschulen gehören dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, also dem Immobilienunternehmen des Landes.
„Wir haben die gesamte Arbeit, aber auch die Kontrolle über das ganze Bauverfahren“, sagt Dezernentin Ute Schmitz. „Und bis jetzt sind wir immer im Zeitplan geblieben.“ Das Hauptgebäude am Campus Sankt Augustin wurde 1999 fertiggestellt. Erweiterungen gab es in den Jahren 2004 und 2017, ebenso am Campus in Rheinbach.
Das Land NRW hat eine erste Million für die Planung des Neubaus in seinen Haushalt 2023 eingestellt. Es geht von einer Finanzierung des Erweiterungsbaus bis zum Jahr 2030 aus – das ist der Zeitrahmen für den gesamten Bauprozess. Insgesamt wurden im Antrag an das Land 42 Millionen Euro für die Erweiterung veranschlagt.
Das Grundstück, auf dem der Erweiterungsbau entstehen soll, ist ein Teil des ehemaligen Sportplatzes des Rhein-Sieg-Gymnasiums und gehört der Hochschule bereits heute. Die Hochschule kaufte es im März 2022 von der Stadt Sankt Augustin. Die Stadt begrüßt die Genehmigung für die Campus-Erweiterung. „Ich freue mich wahnsinnig, dass der Grundstücksverkauf von der Stadt an die H-BRS in 2022 den Weg für die weitere Entwicklung geebnet hat“, sagt Bürgermeister Max Leitterstorf. Die Hochschule sei seit 1995 ein wichtiger Motor für die Entwicklung Sankt Augustins.