Rheinisch-Unterricht in Sankt Augustin Hommage an die Bönnsche Sproch

SANKT AUGUSTIN · Kaum jemand beherrsche noch die Bönnsche Sproch, bedauerten Elisabeth und Karl-Friedrich Schleier vor ihrem rund zweistündigen Unterricht in rheinischer Mundart, in dem sie eine Einführung in den Dialekt gaben, Anekdoten zu berichten wussten und die Mentalität der Rheinländer in der Bonner Region witzig und unterhaltsam beschrieben.

 Die "Lehrer" Elisabeth und Karl-Friedrich Schleier zeigen die Schönheit, aber auch Tücken der Mundart auf.

Die "Lehrer" Elisabeth und Karl-Friedrich Schleier zeigen die Schönheit, aber auch Tücken der Mundart auf.

Foto: Paul Kieras

So erfuhren die Zuhörer, Imis (Zugereiste) und gebürtige Rheinländer, dass auch Ludwig van Beethoven, Karl Simrock und Gottfried Kinkel Bönnsch gesprochen haben. Mit den Preußen kam die Universität und mit ihr fremde Professoren in die Stadt, Hochdeutsch setzte sich immer mehr durch. Als Bonn Bundeshauptstadt wurde und viele Menschen dorthin zogen, geriet der Bönnsche Dialekt immer mehr ins Abseits.

"Heute singt man im Karneval lauthals die Lieder in Mundart mit und fragt sich oft, was singe ich da eigentlich", muss Schleier lachen, als er sich an eine Dame erinnert, die das Lied der Höhner "Ich ben ne Räuber" mochte und bei der Zeile "Ich kann nit treu sin, läv en dr Daach ren (lebe in den Tag rein)" wissen wollte, warum der in der "Dachrinne" lebe. Das Ehepaar Schleier, das sich auch durch seine Themenführungen als Nachtwächter und Brunnenmädchen in Bonn einen Namen gemacht hat, möchte die Sprache lebendig halten und gleichzeitige das Brauchtum bewahren.

In der "Heimatstube" Menden hatten die zwei Sprachexperten dazu den Wonnemonat Mai gewählt und den Abend unter das Motto "Alles neu määt de Mai" gestellt. Bevor es - natürlich in Mundart - den Brauch des traditionellen "Maie holle" (Maibäume im Wald schlagen) erklärte, die "Maivesteijerung" (Maiversteigerung) der "Juffen" (Jungfrauen) in der Dorefswietschaft (Dorfkneipe) und die Krönung von "Maikönich" und Maikönijin", gab es erst einmal eine Lektion in richtiger Aussprache. Und die hat es in sich. "Man muss sehr genau betonen, dazu gehört auch ein feines Gespür", erläuterten die Schleiers.

Sonst landet akustisch verstanden nicht der Braten, sondern der Bruder im Ofen, beide Begriffe werden nämlich "Brode" (mit offenem O) ausgesprochen, verdeutlichten sie an einem Beispiel. Ein einzelner Buchstabe kann sogar dreimal verschieden ausgesprochen werden, wie der "Flugzeugträger" zeigt. Das "G" wandelt sich - in der Reihenfolge - vom "ch" über das "sch" zum "j": Fluchzeuschträjer.

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