Gespräch mit Ärztin und KV-Vorsitzender „Ein Impfzentrum brauchen wir im Rhein-Sieg-Kreis nicht mehr“

Rhein-Sieg-Kreis · Ein „Standby“-Impfzentrum gibt es im Rhein-Sieg-Kreis nicht. Die Forderung von Bundespolitikern, Impfzentren wieder zu eröffnen, verwundert in der Region. Unterdessen laufen die Booster-Impfungen in den Altenheimen und Arztpraxen.

 Schon seit einem Monat geschlossen: Das Impfzentrum in der Asklepiosklinik in Sankt Augustin ist zurückgebaut.

Schon seit einem Monat geschlossen: Das Impfzentrum in der Asklepiosklinik in Sankt Augustin ist zurückgebaut.

Foto: Dylan Cem Akalin

Eine Wiedereröffnung des Impfzentrums in Sankt Augustin ist aus Sicht von Jacqueline Hiepler, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Rhein-Sieg und Hausärztin in Hennef, nicht nötig. Verwundert äußert sich auch die Sprecherin des Rhein-Sieg-Kreises, Rita Lorenz, darüber, dass der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn dafür plädiert, Impfzentren wieder aus dem „Standby“ zu holen. Landrat Sebastian Schuster sagt: „Ein Impfzentrum wie wir es bisher hatten, benötigen wir sicher nicht mehr. Das Zusammenspiel aus verschiedenen Angeboten sollte hier eher das Ziel sein.“ Das Impfzentrum in der Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin ist komplett zurückgebaut.

Lagerflächen werden auf dem Klinikgelände aktuell noch genutzt, und auch das mobile Impfteam ist dort untergebracht, sagte Stefanie Wied, Geschäftsführerin der Kinderklinik, auf Nachfrage. Das dritte Obergeschoss, wo bis Ende September Impfstraßen eingerichtet waren, könnte, wenn nötig, weiterhin zur Verfügung gestellt werden, so Wied.

„Die niedergelassenen Ärzte im Rhein-Sieg-Kreis haben zwei Drittel der Impfleistung erbracht, da ist eine Reaktivierung des Impfzentrums jedenfalls im Rhein-Sieg-Kreis nicht erforderlich“, stellt Hiepler klar. Zudem habe sich die Gesamtsituation ja verändert. Einmal sei der Impfstoff von Biontech lange nicht so anfällig gegen Transport und könnte mittlerweile gut vier Wochen in den Arztpraxen bei normaler Kühlung aufbewahrt werden. Außerdem sei genügend Impfstoff verfügbar.

Was aber vor allem wesentlich anders sei: „Wir müssen nicht alle Menschen gleichzeitig impfen. Die dritte sogenannte Booster-Impfung erfolgt erst nach sechs Monaten. Da die meisten Impfungen erst im Juni/Juli erfolgten, haben wir also Zeit“, so die Ärztin. Auch Schuster meint, „eine gute Mischung aus Arztpraxen, mobilen Teams beziehungsweise mobilen Angeboten und dezentralen gemeindlichen/städtischen Lösungen“, sei da eher vorstellbar als das Reaktivieren von Impfzentren.

Letzte Impfaktionen in Heimen sind terminiert

Zurzeit würden die Menschen in den Senioren- und Betreuungseinrichtungen geimpft. Von 107 Einrichtungen seien bereits 88 komplett versorgt worden. Die letzten Impfaktionen in den Heimen seien terminiert. Und jene Älteren, die nicht in einer Pflegeeinrichtung untergebracht seien, erhielten ja nach und nach Schreiben aus dem Landesgesundheitsministerium und wendeten sich selbstständig an ihre Hausärzte. Andere erhielten die Spritze gegen Covid 19 gleichzeitig mit der Grippeschutzimpfung. „Das läuft alles“, so Hiepler. Es werde ausschließlich der Impfstoff von Biontech verimpft.

Im Gespräch seien die Impfärzte zurzeit mit dem NRW-Gesundheitsministerium wegen der Impfungen der Lehrer und Kita-Mitarbeiterinnen und –mitarbeiter. „Da gibt es noch keine Empfehlung aus Düsseldorf“, sagte die Medizinerin, die in ihrer Praxis in Hennef zurzeit etwa hundert Booster-Impfungen pro Woche vornimmt.

Parallel laufen Hiepler zufolge auch die Aktionen der sogenannten Koordinierenden Covid-Impfeinheit (KoCI) beim Amt für Bevölkerungsschutz. Sie bieten jede Woche drei Termine im Kreisgebiet an. „Die werden gut angenommen. Das hat deutlich zugenommen“, weiß Hiepler. Bei jedem Einsatz würden etwa 200 bis 300 Menschen erstmalig geimpft. Wie Kreissprecherin Lorenz mitteilt, habe es bislang 36 mobile Termine mit insgesamt rund 5600 Impfungen gegeben, weitere 18 seien noch geplant.

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