"Der Mai ist unser Monat" Junggesellenverein Pleeser Murre stellt Maibaum in Niederpleis auf

Sankt Augustin · Die Junggesellen Pleeser Murre sehen mit Freude den Festen unterm Maibaum entgegen. Am 30. April stellen sie den rund 20 Meter hohen Baum in Niederpleis auf.

Es hat schon was von ursprünglicher Männlichkeit und überbordenden Kräften, die sich an der Natur messen, wenn die Pleeser Murre sich zum Maibaumstellen aufmachen. Immer am 30. April verspricht dieses Spektakel, für einen heiteren Abend zu sorgen. Sie sind stolz darauf, dass sie wohl im Rhein-Sieg-Kreis der einzige Jungessellenverein sind, der den rund 20 Meter hohen Baum samt Paias nur mit Muskelkraft und der Unterstützung von zuvor selbst gefertigten Baumscheren aus langen Fichtenstämmen mit geeinter Willenskraft auf dem Jakob-Fußhöller-Platz aufstellen.

Ein Trecker zieht die mächtige Birke, die von den Junggesellen von der Burg Niederpleis, wo sie zunächst zwischengelagert wurde, abgeholt wird. Das Dorf weiß Bescheid, die Autofahrer nehmen Rücksicht, und die alt eingesessenen Pleeser haben den Termin ohnehin schon vorgemerkt. Los geht es auf dem Platz schon um 18 Uhr – mit der Musik. Steht der Baum, ist das Ambiente geschaffen, um neue Mitglieder zu „taufen“.

Dann folgt ein geselliger und feuchtfröhlicher Abend, der ebenso zum festen Terminplan wie das Maifest am 19. Mai gehört. Dann begrüßt das neue Maikönigspaar im Festzelt die Gäste. Dieses ist bereits gekrönt, denn schon am 29. März haben die Junggesellen ihre Mailehen – das sind die unverheirateten Damen – ersteigert. Die „teuerste“ Frau und ihr Ersteigerer sind dann das Maikönigspaar für das gesamte Jahr. Zudem gibt es ein Prinzen- und ein Grafenpaar. Diejenigen, die nicht zu Ruhm und Ehren gekommen sind, verbringen das Jahr eben als „Rötzchen“. Da die Versteigerung mit 20 Cent beginnt, sich die Einsätze dann aber über 50 Cent, ein oder zwei Euro steigern, am Ende aber schon mal mehr als 1000 Euro im Pott sind, „braucht man starke Nerven, Geduld und darf seinen Einsatz nicht verpassen“, sagt Patrick Wolf, Beisitzer im Vorstand des Vereins, der als ältester aktiver Verein in der Stadt geführt wird.

Verein ist 159 Jahre alt

1859 gründeten die Junggesellen den Verein, der seinen Namen dem Möhrenanbaugebiet in Niederpleis verdankt. Mitglied wurde man damals bei den Pleeser Murre, um die Zeit bis zur Heirat zu überbrücken, sagt Wolf. Das ist sicher auch heute noch ein Motiv für viele der aktuell 130 Mitglieder, um sich der Tradition, der Gemeinschaft und dem Spaß am Feiern hinzugeben. Wer heiratet, wechselt automatisch in die Männerei und kann so bis ins hohe Alter Mitglied bleiben. Das älteste Mitglied ist 85 Jahre alt.

„Wir sind alle im Dorf groß geworden, fühlen uns daher auch der Tradition verpflichtet und haben viel Spaß miteinander“, fasst der stellvertretende Vorsitzende Dennis Wolf die Motivation, den Junggesellenverein mit Leben zu füllen, zusammen. Der JGV sei ja auch ein riesiger Freundeskreis, auf den man immer zurückgreifen könne. Als besonders befriedigend empfinden es die Junggesellen, wenn sie zum Beispiel Spenden für die Weckmänner beim Sankt Martinszug sammeln können.

Tradition, Spaß und Zusammenhalt

Attribute wie langweilig, verstaubt oder altbacken lassen die Pleeser Murre nicht gelten. Sascha Wagner ist seit einem Jahr mit dabei. Sein Motiv beizutreten: Die Traditionen des Vereins wie eben das Aufstellen des Dorfbaums mit reiner Muskelkraft. „Das finde ich toll“, sagt der Fliesenleger, der die Sitten bei den Murren schon durch seinen Bruder kennengelernt hat. Denn erst ab 16 Jahren kann man dabei sein, wenn die Junggesellen ihre Feste feiern, sich im Dorf engagieren oder andere Vereine besuchen und dort mitfeiern. In der Mainacht stellen sie natürlich gemeinsam ihren Liebsten die Maibäume ans Haus und sind dann mit dem voll beladenen Trecker die ganze Nacht unterwegs.

Tradition, Spaß und Zusammenhalt sind wohl die Attribute, auf die sich die Pleeser Murre einigen können, wenn es darum geht, den Grund für ihre Mitgliedschaft zu benennen. Heute machen die Männer vieles auch gemeinsam mit ihren Freundinnen. Das ist sicher anders als vor 159 Jahren bei der Vereinsgründung. Vereinstag, Rotweinwanderung, Paintball, Kegelparty oder aber Polterabende der Superlative sind nur einige Stichworte, die den Junggesellen spontan einfallen.

„Der Mai ist unser Monat“, sagt Dennis Wolf, denn da sind sie jedes Wochenende unterwegs. Über neue Mitglieder in ihren Reihen würden sich die Pleeser Junggesellen natürlich freuen. Voraussetzung dazu sind ein Mindestalter von 16 Jahren, gute Laune, Interesse am Brauchtum und Feierfreude – auch ohne Alkohol. Eben so, wie es ihr Vorsitzender Christoph Wirtz vorlebt.

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