SPD-Bürgermeisterkandidat in Euskirchen Kandidat via Fernsehaufruf

EUSKIRCHEN/SANKT AUGUSTIN · Normalerweise fangen junge Leute, die sich politisch in einer Partei und der Kommunalpolitik engagieren wollen, an der Basis an. Im Fußball nennt man das etwa Kreisliga. Der Sankt Augustiner Michael Möwes hat einen anderen Weg gewählt. Er steigt als Bürgermeisterkandidat gewissermaßen oben ein und will gleich ins Profigeschäft.

Der 27 Jahre alte Politikwissenschaftler hat den Bürgermeistersessel im Euskirchener Rathaus im Visier. In der 56 000 Einwohner zählenden Kreisstadt wird am 13. September ein neuer Bürgermeister gewählt, und Sozialdemokrat Möwes fordert den Amtsinhaber Uwe Friedl (CDU) heraus, der seit 1999 auf dem Chefsessel sitzt.

Erst zwei Monate in der Partei

Anfang Mai ist Möwes erst in die SPD Sankt Augustin eingetreten, am 19. Mai von der Euskirchener SPD auf den Schild gehoben worden. Die hatte verzweifelt nach einem Kandidaten gesucht, aber niemanden gefunden, der den Mut aufbringt, gegen den langjährigen Bürgermeister anzutreten. Aus der Not heraus startete der damalige Fraktionsvorsitzende Stefan Schmitz via Fernsehen in der WDR-Lokalzeit einen Aufruf. Wer sich geeignet fühle, solle sich doch melden. Es könne auch ein Bewerber von außen sein. Michael Möwes fühlte sich sofort angesprochen. "Ich habe das gesehen und gedacht, das mache ich. Ich habe immer gesagt, wenn ich mich engagiere, dann für die SPD. Es war eine ganz spontane Entscheidung." Der junge Mann schickte eine einfache Bewerbung nach Euskirchen, wurde eingeladen und überzeugte die Genossen in der Kreisstadt. Jetzt ist er schon unterwegs in der Stadt, geht von Haustür zu Haustür und macht seinen "Bürgerwahlkampf". "Ich gestalte meinen Wahlkampf interaktiv und will die Bürger direkt mit einbeziehen", sagt der Mülldorfer, der seit 20 Jahren im Augustiner Ortsteil lebt, aber Freunde in Euskirchen hat und seine frühe Kindheit im Eifelort Kall-Urft verbrachte.

Bei seinen Touren hat er bisher nur gute Erfahrungen gesammelt. "Die Menschen sind überrascht ob meiner Jugend, erstaunt und dann erfreut", berichtet Möwes. "Das ist für mich eine einmalige Chance. Andere warten da Jahre drauf", sagt er und fängt an zu erläutern, worum es ihm im Wahlkampf geht. Reden kann er schon wie ein Politiker. Er ist kommunikativ, wirkt authentisch und zeigt sich unverstellt und offen. Einen frischen Wind will er in die Politik bringen, neue Energie und einen neuen Stil. "Es ist so schade, dass die Menschen so politikverdrossen sind. Ich möchte vor allem junge Leute motivieren, sich zu engagieren", sagt Möwes. Gerade in der Kommunalpolitik sei man nah dran am Menschen und könne viel bewegen. "Das macht das Ganze doch so spannend." Seine Chancen? Nicht wirklich groß. Seine Motivation? Die Erfolge der junge Bürgermeisterin Nicole Sander, 35, in Neunkirchen-Seelscheid und von Daniel Zimmermann, der im Alter von 27 Jahren Bürgermeister in Monheim wurde.

"Ich sehe schon eine Chance, wenn es zur Stichwahl kommt", sagt Möwes. Das sei sein Wahlziel. "Und dann ist alles möglich." Sollte es anders kommen, sei es auch keine Niederlage. Aber er habe dann wichtige Erfahrungen gesammelt. In seinem Wahlkampfteam fühlt er sich gut aufgehoben. "Ich werde optimal gemanagt."

Michael Möwes hätte sich auch in Sankt Augustin engagiert, kennt den SPD-Vorsitzenden Denis Waldästl gut, mit dem er zur Schule gegangen ist. Aber er hat in Duisburg und Münster studiert und war viel unterwegs. "Wenn, dann will ich mich richtig engagieren, und das hatte sich bisher so nicht ergeben."

"Ganz oder gar nicht", sagt der junge Mann, der nebenbei schon viele Jahre als Schiedsrichter in der Fußballkreisliga unterwegs ist. Sollte er Bürgermeister werden, will er sein Hobby nicht aufgeben. "Wenn es die Zeit zulässt, pfeife ich auch dort." Nicht im Rathaus, nur auf dem Fußballplatz, versteht sich. Sollte er es nicht schaffen, Bürgermeister in Euskirchen zu werden, will er das Gespräch mit den Sankt Augustiner Sozialdemokraten suchen - dann geht es doch wohl erst als Amateur an die Basis.

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