Herbert Knebel in Menden Keiner regt sich schöner auf

SANKT AUGUSTIN · Zwei Stühle, einen Tisch und ein Sonnenblumenbild wie es zu Tausenden in den guten Stuben Deutschlands hängt, mehr braucht Herbert Knebel alias Uwe Lyko nicht.

 Die Banalitäten des Alltags im Visier: Herbert Knebel gibt in der Aula des Rhein-Sieg-Gymnasiums den nörgelnden Rentner in bizarren Alltagssituationen, flankiert von "Ozzi Ostermann" alias Georg Göbel-Jakobi.

Die Banalitäten des Alltags im Visier: Herbert Knebel gibt in der Aula des Rhein-Sieg-Gymnasiums den nörgelnden Rentner in bizarren Alltagssituationen, flankiert von "Ozzi Ostermann" alias Georg Göbel-Jakobi.

Foto: Paul Kieras

Denn alles um ihn herum ist Staffage und der Blick klebt ohnehin an dem Mann aus dem Kohlenpott mit "Designermütze", Hornbrille, beigefarbenem Sakko und vor allem Kodderschnauze, der vom ersten Betreten der Bühne an losledert, was das Zeug hält. Am Samstagabend hatte das Publikum in der Aula des Rhein-Sieg-Gymnasiums das Glück, Herbert Knebel aus nächster Nähe zu genießen, denn mittlerweile füllt der Essener Hallen, die um einiges größer sind.

Knatsch im Treppenhaus

Der nörgelnde Rentner kam, sah und startete durch. Immer in Bewegung, von einem Fuß auf den anderen wippend und mit linkischen Gesten untermalt, ließ er den Saal an seinen eigentlich banalen Alltagserlebnissen teilhaben. So überspitzt und brüllend komisch, dass schon nach wenigen Minuten erste Papiertaschentücher zum Abtrocknen der Lachtränen gezückt wurden. Sex im Alter, Knatsch im Treppenhaus, Rambazamba beim Seniorentanz - Herbert Knebel steppte auf jedem Parkett.

Er erzählte davon, wie er zum Tierarzt musste, "also nicht ich, sondern meine Enkel Marzel (Marcel) und Jackeliene (Jacqueline), also wegen der ihren Hamster Wolle." Der sei nämlich "bei voller Fahrt aus dem Laufrad gestiegen" und habe auch nicht mehr auf seinen Namen reagiert. Knebel vermutete "Alzhamster" bei dem Tier. Dann kam eine Beschreibung der Situation im Wartezimmer, die wohl jeder kennt: Dort saßen nämlich alle, die beispielsweise einen Hund "als Ersatz für Kinder oder einen Partner" hielten, sich "der Tierwelt zugewandt" hätten.

Dabei sei das doch kein Ersatz, schon "wegen dem Luck (Look) und dem Geruch". Knebel flippte aus, als eine imaginäre ältere Dame ihren Pinscher immer wieder fragte: "Ja wo issa denn?", sprang auf und keifte: "Ja wo soller denn sein, er sitzt doch vor ihnen!" Es ging Schlag auf Schlag, zwischendurch kam sein musikalischer Kollege aus Knebels Band "Affentheater", "Ozzi Ostermann" (Georg Göbel-Jakobi), hinzu.

"Spiel mal wat Schönes aus dein spärliches Repertoire", forderte Knebel den Gitarristen auf, der der Hauptperson einmal fast die Show stahl. Bei einem Hip-Hop-Song bewegte sich Ozzi mit der Grazie einer Haremsdame und ließ die Plauze kreisen, dass jede Bauchtänzerin erblasst wäre. "Meine Fresse" oder "boh, lecko Pfanni", wie Knebel seine Storys oft kommentierte, dachten wohl auch die Besucher. Verdienter Extra-Applaus für Ozzi. "Ich glaub, ich geh' kaputt", rief "Hebät" immer wieder aus. Das Publikum in Sankt Augustin ging auf jeden Fall mit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort