Zukunft der Kinderklinik Sankt Augustin Kinderärzte sehen Versorgung in der Region gefährdet

Bonn/Region · Die Obmänner der Kinder und Jugendärzte für Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis schlagen nach dem Weggang von Ärzten aus der Kinderklinik Sankt Augustin Alarm. Sie fordern die Asklepios-Klinikleitung zum Handeln auf.

Nachdem die Asklepios-Geschäftsführung durch den Weggang von zwei Herzspezialisten die Existenz der gesamten Kinderklinik in Sankt Augustin bedroht sieht, schlagen jetzt die rund 100 niedergelassenen Kinderärzte aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis Alarm. Ihre Obmänner Dr. Hubert Radinger aus Bonn und Dr. Michael Weis aus Siegburg schreiben in einem Brief an Asklepios und sehen „die stationäre pädiatrische Basisversorgung“ gefährdet: „Die Schließung der Asklepios Kinderklinik würde eine unzumutbare Verschlechterung der Versorgung der Kinder und Jugendlichen in Bonn und im Rhein-Sieg Kreis darstellen.“ Die Ärzte möchten von Asklepios wissen, welchen Beitrag sie zum Erhalt der Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin leisten können.

Der Betreiber hatte vorgerechnet, dass mit einer Schließung des Deutschen Kinderherzzentrums über 45 Prozent der stationären Erlöse verloren gehen würden, „und das bedroht die Existenz der gesamten Klinik mit ihren hervorragenden Fachabteilungen“.Michael Weis sieht schwerwiegende Konsequenzen. Er berichtet: „Im letzten Winter wurden Patienten, die ich aus meiner Praxis in Siegburg eingewiesen habe, bereits wegen Kapazitätsmangel nach Neuwied und Düren verlegt. Sollte die Kinderklinik in Sankt Augustin in der Versorgung ausfallen, wird die Versorgung der Kinder und Jugendlichen im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis unzumutbar verschlechtert.“

Die Kinderärzte wenden sich in einem weiteren Brief an NRW-Gesundheitsminister Karl Josef Laumann. Sie verweisen auch hier darauf, dass die stationäre Behandlung von Kindern und Jugendlichen in der Region in den drei vorhandenen Kliniken (Unikinderklinik Bonn, Marienhospital Bonn und Asklepios Klinik) an Grenzen stoße. Besonders im Winterhalbjahr sei die Versorgungskapazität in den vergangenen Jahren knapp gewesen, so die niedergelassenen Kinderärzte.

Weis und Radinger kritisieren auch die Schließung der Geburtshilfe in Sankt Augustin vor zwei Jahren: „Die Qualität der Versorgung von Schwangeren im Rhein-Sieg-Kreis wurde hierdurch massivst und nachhaltig verschlechtert.“ Der Träger habe damit bewiesen, dass er ausschließlich aus ökonomischen Gründen handele und „nicht der Bevölkerung und der Politik gegenüber verpflichtet“ sei. Asklepios hingegen argumentierte auf Anfrage des GA, die Schließung sei 2016 im Rahmen der Schwerpunktbildung und einer Arbeitsteilung mit den beiden GFO-Kliniken in Bonn und Troisdorf erfolgt. Damit sei man dem „politischen Willen nach Spezialisierung in klinischen Bereichen“ nachgekommen. Der Rhein-Sieg-Kreis sei in der Geburtsmedizin sehr gut aufgestellt, so Asklepios.

Das sehen die Kinderärzte anders. „Die Schließung der Entbindungsabteilung hat nach Aussage eines Kollegen zu Geburten auf Parkplätzen geführt“, berichtet Obmann Weis. Die Kinderärzte fordern den Minister angesichts der angedrohten Schließung der Kinderklinik auf, „regelnd einzugreifen, bevor weiterer Schaden an der Versorgungsqualität unserer Patienten entsteht“.

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