Bürgermeisterwahl 2020 Rededuell der Bürgermeisterkandidaten in Sankt Augustin

Sankt Augustin · Die Bürgermeisterkandidaten Marc Knülle und Max Leitterstorf stellten sich im Ratssaal den Fragen der Bürger. Die Zuhörer erlebten eine Tour d‘Horizon durch alle wichtigen Themenbereiche der Stadt Sankt Augustin.

 100 Gäste verfolgen auf Abstand das Kandidaten-Duell im Sankt Augustiner Ratssaal.

100 Gäste verfolgen auf Abstand das Kandidaten-Duell im Sankt Augustiner Ratssaal.

Foto: Foto: Martina Welt

Es war ein Duell auf Augenhöhe, bei dem Inhalte zählten, und die waren erstaunlich realistisch – keiner der beiden Bürgermeisterkandidaten versprach den 100 Gästen im Sankt Augustiner Ratssaal das Blaue vom Himmel. Am Tisch saßen neben Max Leitterstorf (CDU) und Marc Knülle (SPD) der FDP-Parteivorsitzende Gerd Kleinvogel sowie dessen Stellvertreterin und FDP-Fraktionschefin Stefanie Jung. Die Liberalen hatten zum in Corona-Zeiten einzigen Kandidatenduell eingeladen, damit Leittersdorf und Knülle sich und ihre Themen vor Publikum präsentieren konnten.

Moderatorin Jung gab die Richtung der Debatte vor, Kandidaten und Publikum folgten. Die Gästezahl war auf 100 begrenzt. „Wir hatten über 160 Anmeldungen und mussten deshalb viele Interessenten abweisen“, bedauerte Jung. Neben den Corona-Regeln gab es für Leitterstorf und Knülle weitere Regeln zu beachten. Das Los entschied, wer beginnen durfte, danach wechselten sie sich ab. Die Redezeiten waren begrenzt.

Die Zuhörer erlebten eine Tour d‘Horizon durch alle wichtigen Themenbereiche der Stadt wie die finanzielle Situation, Bildung und Ausbildung, bauliche Entwicklungsmöglichkeiten oder Freizeitangebote. Die vom Typ her sehr unterschiedlichen Kandidaten waren in manchen Punkten durchaus einer Meinung. Es gab auch unterschiedliche Positionen, und mitunter war das Ziel zwar das gleiche, der Weg dorthin allerdings ein anderer.

Leitterstorf (35) präsentierte sich jung und dynamisch, sprach mit viel Motivation. Mögliche Gedanken an eventuelle Unsicherheiten wischte er so, mitunter sogar etwas übermotiviert, von vornherein vom Tisch. Knülle (48) ließ es etwas unaufgeregter angehen, setzte auf seine Erfahrung und wurde dann emotional, wenn er für seine Ziele warb oder einen Seitenhieb Richtung politische Gegner verteilte.

Als kompetente Gesprächspartner erwiesen sich beide. Das zeigte sich schon bei Jungs Frage nach dem „Warum“ zu ihrer Kandidatur. Eine Steilvorlage für Knülle: „Ich bin mit 19 Jahren in Sankt Augustin politisch aktiv geworden, weil ich etwas bewegen wollte.“ Seit 26 Jahren sitze er für die SPD im Stadtrat und er kenne Verwaltungsstrukturen und Entscheidungsabläufe. „Mich kann man auch nachts um drei Uhr anrufen, ich kann antworten“, so Knülle. „Seit einem Vierteljahrhundert lebe ich für diese Stadt.“

Kandidat wirft nicht mit Vorwürfen um sich

Leitterstorf erinnerte sich an den Anruf des CDU-Vorsitzenden Frank Uhland. „Die CDU und Sankt Augustin brauchen dich, bitte kandidiere“, habe er gesagt. Immer dann, wenn er etwas bewegen könne, sei das eine große Motivation für ihn. An vielen Themen sei er nah dran, so zum Beispiel an Kitas und Schulen durch seine beiden Kinder, und er könne Wirtschaftskompetenz und Expertisen bei der Digitalisierung vorweisen.

Der finanziellen Schieflage der Stadt wollen beide unterschiedlich begegnen. Leitterstorf will den Wirtschaftsstandort stärken und am Butterberg, nahe der Hochschule, einen Technologie- und Innovationscampus errichten. „Das ist der Königsweg für zusätzliche Einnahmen“, sagte er. Knülle hingegen setzt auf die Reduzierung von Ausgaben etwa durch günstigere Kita-Bauten. „Andere Kommunen bauen Kitas für ein Drittel der Kosten“, verwies er auf Königswinter oder Lohmar. Das Fördermanagement in der Verwaltung müsse gut sein, um Mittel zu generieren.

Auf Fragen aus dem Plenum, wie die Bürger mitgenommen werden sollen, gab Knülle an, bei Planungen zunächst die Expertise der Anwohner einholen zu wollen, bevor dann ein Planer entsprechend beauftragt wird. Leitterstorf will Brückenbauer sein zwischen Verwaltung, Politik und Bürgern. „Ich möchte nicht mit dem Finger auf die Verwaltung zeigen und mit Vorwürfen um mich werfen“, fasste er zusammen.

Es ging weiter mit dem maroden Schwimmbad, fehlenden Hallenkapazitäten oder mehr Bäumen für besseres Klima, Controlling in der Verwaltung oder bessere Möglichkeiten der Straßensanierung. Beide Kandidaten blieben keine Antworten schuldig. So wurde aus dem Duell ein Abend, der durchaus geeignet war als Entscheidungshilfe für die Bürgermeisterwahl am 13. September.

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