Senioren zu Tisch Kontaktbörse mit Gaumenfreuden

SANKT AUGUSTIN · Jeden Dienstag bietet das Evangelische Gemeindezentrum in Mülldorf seinen Senioren ein Drei-Gänge-Menü.

 Schönes Miteinander: Im Dietrich-Bonhoeffer-Haus servieren die Ehrenamtlichen den Senioren das Mittagessen.

Schönes Miteinander: Im Dietrich-Bonhoeffer-Haus servieren die Ehrenamtlichen den Senioren das Mittagessen.

Foto: Holger Arndt

Es duftet köstlich, wenn man dienstags kurz vor 12 Uhr das Dietrich-Bonhoeffer-Haus betritt. Der Grund: In der Küche des Evangelischen Gemeindezentrums in Mülldorf werkeln vier bis fünf ehrenamtliche Köche, um die Senioren zu erfreuen. Punkt 12.30 Uhr steht nämlich das Essen auf den liebevoll gedeckten Tischen.

An diesem Dienstag schwingen Heike Wurm, Rüdiger Bauer, Rotraud Sieberth, Marianne Freytag und Angelika Fritsche die Kochlöffel. Drei Gänge werden jeden Dienstag für 35 bis 40 Personen serviert - und das zum Selbstkostenpreis von drei Euro. Es gibt Haschee mit Bohnen, Salat und Reis. Davor eine Kartoffelsuppe mit Rübstielgemüse und als Nachspeise servieren die Hobbyköche selbst gebackenen Aprikosenkuchen. Dieses Essen, das für viele der Gäste inzwischen zu einem wichtigen Termin in der Woche geworden ist, zu dem man sich trifft, Neuigkeiten austauscht und in entspannter Atmosphäre genießt, wird in der Evangelischen Kirchengemeinde bereits seit über 20 Jahren angeboten.

"Wir sind unendlich stolz darauf", kommentiert die betreuende Pfarrerin Almut van Niekerk das schon zur Tradition gewordene Angebot. Schließlich sei diese Aktion "Ehrenamt in seiner reinsten Form" und wegen des wöchentlichen Ablaufs ein Selbstläufer. Die Kirchengemeinde versuche lediglich den Rahmen so angenehm wie möglich zu stecken. Dazu zählt nicht nur, dass sie den Raum zur Verfügung stellt. Auch das Absolvieren der Hygieneschulungen wird von der Pfarrerin organisiert.

Außerdem steht dem Team eine FSJlerin (Freiwilliges Soziales Jahr) zur Verfügung - derzeit ist das Anita Günther. Auch gibt es den Gemeindebus, um die Senioren abzuholen, die es nicht mehr selbst zum Gemeindezentrum schaffen.

Viele der ehrenamtlichen Helfer in der Küche der Pfarrgemeinde kommen über die Aktivbörse der Stadt. Ihnen ergeht es oft ähnlich wie der Crew an diesem Dienstag. Sie haben ein Ehrenamt gesucht, und ihre erste Anlaufstelle war die städtische Vermittlungsbörse.

Rentner Rüdiger Bauer fehlte eine sinnvolle Beschäftigung, die er schließlich mit der Zubereitung der Drei-Gänge-Menüs für die Senioren fand. Ähnlich erging es Rotraud Sieberth, die Spezialistin für Salatsoßen im Team ist. Sie ist ebenso wie Marianne Freytag schon seit rund zehn Jahren im Team, und wenn sie nicht gerade in der Gemeinde kocht, bereitet sie für sich selbst jeden Tag frisch gekochtes Mittagessen zu.

Diskussionen gibt es wenige, denn jede Truppe hat einen Chef, dessen Menüvorschlag ebenso wenig angezweifelt wird wie die Vorbereitung, die Einkaufsliste oder aber die Einteilung an den Töpfen.

Kurz vor 12 Uhr ist die meiste Arbeit schon getan. Die ersten Gäste unterhalten sich an den Tischen oder im Vorraum. Grete Zeisler (89) hat bereits einen Platz am Tisch eingenommen und wartet auf die Suppe. "Das ist toll", kommentiert sie das Angebot, das sie seit etwa drei Jahren gerne annimmt. Sie wohnt ganz in der Nähe und kommt zu Fuß zum Gemeindezentrum.

Kunigunde Röttgen (79) und Ursula Velten (80) kennen sich vom Tanzen bei der Arbeiterwohlfahrt, immer donnerstags im Schützenhaus. Seit ungefähr einem Jahr nutzen sie auch gemeinsam das Essen der Evangelischen Kirchengemeinde. Manchmal schmecke es sehr gut, manchmal fehle das eine oder andere Gewürz - aber unterm Strich seien sie sehr zufrieden, fassen die Damen zusammen.

Für die Frauen ist das Essen eine gute Gelegenheit, sich regelmäßig zu treffen und weitere Aktivitäten zu planen. An diesem Dienstag steht nach dem Essen noch Wandern auf ihrem Programm.

Die Ehrenamtlichen können ihre Kochtalente zeitlich ganz frei einteilen. Es gibt keine festen Teams, an der Küchenwand hängt ein Zettel, auf dem sich jeder, der Lust hat zu kochen, eintragen kann.

Die Teamchefs, zu denen neben Heike Wurm und Marianne Freytag auch Norbert Nord und Karin Stollenwerk zählen, geben vor was gekocht wird und planen den Einkauf. Für Wurm keine allzu große Herausforderung, denn sie hat schon mal eine Gaststätte betrieben. "Deshalb sind mir die großen Portionen nicht allzu fremd."

Für das aktuelle Essen hat sie einen Tag zuvor sechs Kilo Fleisch, vier große Köpfe Eisbergsalat, drei Kilo Möhren und 2,5 Kilo Reis gekauft. Zudem zwei Bleche Kuchen gebacken, die genau für 48 gleich große Stücke ausreichen.

Da bleibt auch für die Köche noch ein Stück übrig. Die stehen seit 9 Uhr in der Küche und sind nach dem Essen noch einige Stunden mit Aufräumen beschäftigt. Warum sie sich das antun: "Es macht Spaß und man hat das Gefühl etwas Sinnvolles zu tun", sind sie sich einig.

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