Integration in Sankt Augustin Kulturaustausch am Herd

Sankt Augustin · Beim gemeinsamen „Welcome Cooking“ lernen Flüchtlinge und Deutsche sich näher kennen.

 Nina Schug (rechts) schaut den Frauen der Familie Alkawi beim Kochen über die Schulter.

Nina Schug (rechts) schaut den Frauen der Familie Alkawi beim Kochen über die Schulter.

Foto: Paul Kieras

Es herrscht hektische Betriebsamkeit, Geschirr klappert, man schnippelt und rührt, lacht, probiert, geht sich gegenseitig zur Hand. Es ist eng am Herd und an der Arbeitsplatte in der Küche des Paul-Gerhardt-Hauses der evangelischen Kirchengemeinde, wo Salma Alkawi mit ihrer Tochter und den beiden Schwiegertöchtern „Lahma Besiniye“ zubereiten. Dabei handelt es sich um eine Art Auflauf aus ihrer syrischen Heimat, der aus Hackfleisch, Zwiebeln, Tomaten und Kartoffeln besteht. Außerdem werden Hähnchenfleisch und Reis verarbeitet.

Hilfe bekommen die Frauen von ehrenamtlich Tätigen, die seit November letzten Jahres mit Gruppen aus den Flüchtlingsunterkünften der Stadt an einem Tag der Woche zusammen kochen. Salma Alkawi hat neben dem weiblichen Teil der Familie auch ihre drei Söhne mitgebracht. Die Idee zu diesem „Welcome Cooking“ kam von Christian und Nina Schug. Inspiriert wurden sie von einem Projekt in Berlin, das sich „über den Tellerrand kochen“ nennt und die Integration fördern soll. Bei den Flüchtlingen in Sankt Augustin handelt es sich um solche, die noch nicht zugewiesen sind, sondern jeweils nur bis zu sechs Wochen dort leben.

„Uns geht es darum, den Menschen während dieser Zeit etwas Abwechslung zu bieten, sie aus ihren Unterkünften heraus zu holen“, sagt Christian Schug. Man wolle ihnen die Möglichkeit bieten, in Deutschland erste Kontakte zu knüpfen, „einmal durchatmen zu können und eigene Gerichte zu kochen“, ergänzt Pfarrer David Bongartz, der das Ehepaar Schug von Anfang an unterstützt.

„Das deutsche Essen in den Unterkünften ist zwar gut, aber für die Flüchtlinge unbekannt“, erklärt Ehrenamtskoordinatorin Reyhan Demirci von der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE). Deshalb freuten sie sich, Speisen aus ihrer Heimat kochen zu dürfen.

Die jeweiligen Gruppen, die immer aus rund zehn Personen bestehen, stimmen den Essensplan ab, ein Teil von ihnen geht dann einkaufen. Anschließend kochen alle zusammen. Bestehen diese Gruppen aus Menschen unterschiedlicher Nationen, werden auch verschiedene Gerichte zubereitet, erklärt Nina Schug.

Dass die Kirchengemeinde das Projekt überhaupt durchzuführen kann, liegt neben dem großen Engagement der 16 ehrenamtlichen Mitarbeiter auch an einer Spende des Unternehmens „Wertewachstum“, das die Flüchtlingsarbeit in der Gemeinde mit 1500 Euro unterstützt. Ein Großteil des Geldes fließt in den Einkauf der Lebensmittel, der rund 80 Euro pro Kochtag kostet.

Die Schugs suchen zurzeit noch etliche weitere Ehrenamtler, die einen Kochtag organisieren würden und natürlich mit essen möchten. Aber auch Einkaufsspenden oder Kochgeschirr werden gerne für das Welcome-Cooking-Projekt genommen.

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