Urteil am Landgericht Bonn Siebeneinhalb Jahre Haft für Vergewaltigung der Ehefrau

Sankt Augustin · Zu siebeneinhalb Jahren verurteilte das Landgericht Bonn einen 37-Jährigen aus Sankt Augustin. Der hatte nicht nur seine Ehefrau schwer misshandelt und vergewaltigt, sondern auch versucht, sich dem Prozess mit einer erfundenen Krebserkrankung zu entziehen.

Urteil wegen Vergewaltigung und Urkundenfälschung am Bonner Landgericht. (Symbolbild)

Urteil wegen Vergewaltigung und Urkundenfälschung am Bonner Landgericht. (Symbolbild)

Foto: dpa/Oliver Berg

Vor dem Bonner Landgericht endete am Freitagmittag nach sieben vorausgegangenen Verhandlungstagen ein aufsehenerregendes Verfahren um einen 37-jährigen Mann aus Sankt Augustin, dem die zweifache Vergewaltigung seiner Ehefrau sowie weitere Gewalttaten gegen die Mutter dreier gemeinsamer Kinder vorgeworfen wurden. Zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis wegen besonders schwerer Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung in einem Fall sowie wegen Vergewaltigung und vorsätzlicher Körperverletzung in dem zweiten verurteilten die Richter der 10. Großen Strafkammer unter dem Vorsitz von Marc Eumann den Sankt Augustiner. Dazu kommt noch ein weiterer Fall von vorsätzlicher Körperverletzung sowie Urkundenfälschung.

Das hebt den Fall auch von vergleichbaren Gewalttaten ab: Fast fühlt man sich an den bekannten Hollywoodfilm „Catch me if you can“ erinnert, in dem Leonardo DiCaprio in diversen Berufen Karriere macht, ohne auch nur die geringste Qualifikation dafür erworben zu haben. Der nun Verurteilte beließ es zwar bei einem einzigen Arbeitgeber. Sein letztes echtes Zeugnis datiert allerdings aus dem Jahr 2012 und attestiert dem Mann lediglich eine bestandene Ausbildung als Industriemechaniker. Mit gefälschten Zeugnissen über eine Weiterbildung zum Techniker sowie über frei erfundene Bachelor- und Masterabschlüsse brachte er es aber zunächst zum Werkstattleiter und bald darauf zum Leiter des Entwicklungsbüros eines Siegburger Unternehmens. Seine Arbeit blieb tatsächlich ohne jede Beanstandung, häufige Fehlzeiten begründete der Mann mit einer schweren Krebserkrankung.

Gefälschtes Attest flog auf

Von der berichtete er auch seiner Ehefrau, noch bevor das Paar vor nunmehr gut zehn Jahren heiratete. Er habe einen Hirntumor und nur noch eine Niere. Mit einem ebenfalls gefälschten Attest der Bonner Universitätsklinik versuchte der Mann dann auch, das Vergewaltigungsverfahren vor dem Bonner Landgericht platzen zu lassen: Es seien vier Tumore im Endstadium bei ihm diagnostiziert worden; er habe maximal eine Lebenserwartung von 15 Wochen, hieß es in dem Schreiben. Sein Anwalt begründete so einen Antrag auf Einstellung des Verfahrens.

Offenbar war das im Juni 2021 ausgestellte Attest aber zunächst für einen anderen Zweck bestimmt; jedenfalls fiel der Justiz auf, dass zum Zeitpunkt der Anklageerhebung im März dieses Jahres die 15 Wochen bereits lange vergangen waren. Eine Nachfrage auf dem Venusberg brachte auch schnell Klarheit: Das Dokument war gefälscht und die Krankheiten frei erfunden. Sein Anwalt legte daraufhin sein Mandat nieder, weil er sich getäuscht sah.

Die erste Gewalttat hatte sich bereits im Herbst des Jahres 2014 zugetragen: Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der Verurteilte seine Frau mit einem elektrischen Glätteisen bedroht und geschlagen und sie dann vergewaltigt hatte. Außerdem würgte er sein Opfer noch mit einem Gürtel. Im Jahr 2019 kam es zu einem tätlichen Angriff unter der Dusche, bei dem der Täter seine Frau mit dem Kopf gegen die Wand schlug. Nach der dritten Tat im Februar 2021 ging die Frau schließlich zur Polizei: Ihr Mann hatte sie erneut vergewaltigt, und sie sah keine Chance mehr, die Ehe weiterzuführen. Das hatte sie trotz der vorangehenden Gewalttaten nämlich im Interesse der gemeinsamen drei Kinder über lange Jahre versucht.

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