Kommentar zur Aufsichtsbeschwerde gegen den Bürgermeister von Sankt Augustin Langer juristischer Streit

Meinung | Sankt Augustin · Die Einstellung Benedikt Bungartens als neuen Pressesprecher der Stadt Sankt Augustin hat ein Geschmäckle, findet unser Autor. Und sagt der Stadt einen langen Rechtsstreit vorher

 Im Verwaltungsvorstand der Stadt Sankt Augustin herrscht zurzeit wohl dicke Luft.

Im Verwaltungsvorstand der Stadt Sankt Augustin herrscht zurzeit wohl dicke Luft.

Foto: Dylan Cem Akalin

Es ist abzusehen, dass die Ratskoalition aus SPD, Grünen und FDP in Sankt Augustin und Bürgermeister Max Leitterstorf (CDU) keine Freunde mehr werden. Bis zur nächsten Kommunalwahl sind es noch drei Jahre. Das können sehr lange Jahre werden, wenn die Kontrahenten nicht zu einem Konsens kommen.

Die Ampelkoalition hat ja schon mit der Zurückstufung des parteilosen Rainer Gleß vom Ersten zum Technischen Beigeordneten gleich zu Beginn der Legislaturperiode für einen nicht gerade harmonischen Start gesorgt. Zugegeben, sie hatten schon längere Zeit darauf hingewiesen, dass sie mit der Arbeit des einstigen direkten Vertreters des Bürgermeisters nicht zufrieden waren. Aber es war natürlich eine Kampfansage, als sie Ali Dogan (SPD) mit vielen neuen Kompetenzen zum Ersten Mann der Stadt hinter Leitterstorf machten.

Bewerbung am Sonntag, Zusage am Montag

Leitterstorf mag gute Gründe haben, seinen Parteifreund zum Pressesprecher der Stadt zu machen und sozusagen per Eildekret den Fachbereich Personal und Organisation an sich zu reißen. Er wäre nicht der erste Bürgermeister, der einen engen Vertrauten in die Verwaltung holt. Aber das Vorgehen hat ein Geschmäckle – wie der ganze Ablauf. Da bewirbt sich der Stadtrat Benedikt Bungarten (CDU), dessen Mutter Büroleiterin des Bürgermeisters ist, an einem Sonntag bei der Stadt und bekommt am Montag schon die Zusage. Und dann soll er nach dem Willen des Bürgermeisters gleich einen Vertrag mit einer Erfahrungsstufe bekommen, die er gar nicht vorweisen kann.

Das ist sehr ungeschickt. Leitterstorf wäre gut beraten gewesen, einen Weg einzuschlagen, der weniger anfechtbar gewesen wäre. Was spricht denn gegen eine öffentliche Ausschreibung, so wie es die Stadt Hennef und die Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid gemacht haben? Oder befürchtete Leitterstorf, dass sich besser qualifizierte Frauen und Männer beworben hätten? Wie jeder weiß, gibt es auch da Wege, seinen genehmen Mann vorzuziehen. Und auch mit dem Vorgehen bei der Organisationsverfügung beweist der Bürgermeister wenig Fingerspitzengefühl. Selbst diese Umorganisation hätte er auf einer ordentliche Art und Weise vollziehen können. Jetzt stehen die Zeichen voll auf Krawall. Die Bürger können schon mal das Popcorn rausholen. Das gibt eine langwierige juristische Auseinandersetzung. Ganz sicher.

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