Qualitätsprüfung in Sankt Augustin Leberwurst vom Wild mit Schokolade

Sankt Augustin · Fachleute der Fleischer-Innung Bonn/Rhein-Sieg testen 120 Fleischprodukte von Wild und Geflügel.

Mit 1500 verschiedenen Wurstsorten steht Deutschland auf Platz eins im Weltmarkt. 120 der verschiedenen Wurstspezialitäten kamen am Sonntag bei der Fleischer-Innung Bonn/Rhein-Sieg in Sankt Augustin auf den Prüfstand. Bei der elften Deutschen Wildwurst- und der siebten Deutschen Geflügelwurstqualitätsprüfung schickten insgesamt 19 Betriebe aus ganz Deutschland ihre Produkte ein. Rohwurst, Brühwurst, Kochwurst, Kochpökelware und Wurstwaren in Glas oder Dosen sowie küchenfertige Gerichte wurden von 21 Jurymitgliedern probiert und bewertet.

Die Jurymitglieder waren in Dreiergruppen aufgeteilt. Jeweils ein Metzgermeister, ein Verbraucher und ein Jäger prüften die Wurstspezialitäten auf Geschmack, Farbe und Konsistenz. Für jede Spezialität vergaben sie Punkte. Maximal konnten sie 50 Punkte vergeben. Jedes Produkt mit voller Punktzahl erhielt eine Goldmedaille.

Der Metzgermeister Emil Müller aus Hattingen, die Verbraucherin Alexandra Zörner aus Bonn und der Jäger Frank Hilfert aus Bad Honnef sind ein eingespieltes Juryteam. Sie haben schon öfter zusammen bei einer Qualitätsprüfung bewertet. Vor ihnen stand am Sonntag eine große rote Kiste mit verschiedensten Wurstsorten. Als nächstes war eine Wildleberwurst mit Schokolade an der Reihe – eine der ausgefallenen Sorten, die geprüft wurden.

Der Geruch sagte allen drei Jurymitgliedern zu. „Die Wurst riecht wirklich nach Schokolade“, so Alexandra Zörner. Schade sei nur, dass keine Schokoladenstücke in der Wurst zu sehen seien. Den Geschmackstest bestand die Schokoladen-Leberwurst auch. „Das ist echt lecker“, so die Jury. Die Wurst bekam volle Punktzahl. Unter allen Produkten, die volle Punktzahl bekamen, suchte eine weitere Jury aus drei Mitgliedern Pokalgewinner der einzelnen Zubereitungsarten aus.

„Die Wildleberwurst mit Schokolade werden wir nicht ins Rennen schicken für einen Pokalsieg. Sie war zwar gut, es geht aber besser“, sagte Emil Müller. Auf die drei wartete eine andere außergewöhnliche Spezialität: Wildschweinfrikadellen mit Pflaumen.

Das Fleischerhandwerk habe mit vielen Klischees zu kämpfen, so Adalbert Wolf, der Obermeister der Innung. „Viele denken an Blut, harte, schwere Arbeit und schlechte Arbeitszeiten.“ Deswegen mangele es dem Handwerk auch an Nachwuchs. „Viele wissen nichts von all den technischen Erneuerungen, die unsere Arbeit erleichtern“, so der Obermeister.

Nicht nur beim Thema Nachwuchs, sondern auch beim Kunden wünscht er sich ein Umdenken. Wer beim Discounter Fleisch kaufe, gebe das Recht auf, sich über Massentierhaltung aufzuregen, so Wolf weiter: „Fleischer achten auf gute Tierhaltung, kurze Wege und gutes Tierfutter.“ Deshalb koste das Fleisch auch mehr im Fachhandel als beim Discounter. „Lieber einmal weniger Fleisch in der Woche essen, und dafür dann ein vernünftiges Produkt auf dem Teller haben“, so Wolf.

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