Singender Bäckermeister Liebeserklärung im Dreivierteltakt

SANKT AUGUSTIN · "Heut sind all die Dörfer, die wir lieben, der Stolz von Augustin." Das ist eine Textzeile aus dem "Sankt Augustin Walzer". Der Hangelarer Bäckermeister Robert Herchenbach singt sie und erinnert im Dreivierteltakt und nicht ohne Wehmut an die gute alte Zeit.

Im Hauptberuf Bäcker: Der Hangelarer Robert Herchenbach mit seiner Frau Waltraud.

Im Hauptberuf Bäcker: Der Hangelarer Robert Herchenbach mit seiner Frau Waltraud.

Foto: Franz Riener

Es ist das dörfliche Leben in den acht Ortschaften der Stadt, das so anders war als es heute vielerorts ist. Herchenbach ist am 17. Mai 2005 verstorben, seine Musik jedoch lebt weiter.

Die Erschaffer des Walzers, der von Hans Beuckmann komponiert und von Robert Herchenbach umgeschrieben und gesungen wurde, lieben ihr Sankt Augustin. Die Stadt ist zur neuen Heimat geworden. Immer wenn der Walzer in der Stadt erklang - und das sei heute auch noch so, versichert Beuckmann -, strahlten die Besucher der diversen Feste und schunkelten gleich mit. Beim Karneval ebenso wie beim Tanz in den Mai oder aber bei der Kirmes im Herbst.

"Die Zuhörer stimmen sofort in den Refrain mit ein", erzählt Beuckmann, der dieses Lied mitunter auch heute noch anstimmt. Denn der Refrain stellt melancholisch fest: "Lang, lang ist's her, lang ist's her, Sankt Augustin, Sankt Augustin, nur nach dir steht mir der Sinn." Es ist das Rheinland, das der Hangelarer Bäckermeister in seinen vielen Facetten besingt, und vor allem sein Heimatort Hangelar steht im Mittelpunkt seiner Texte, mit Titeln wie "En joode Noberschaff" oder "Flugplatz Hangelar".

Dass die Menschen den singenden Bäckermeister nicht vergessen, dafür sorgt sein Freund Hans Beuckmann. Sein Elternhaus stand nur fünf Häuser weiter von der Bäckerei Herchenbach in der Hangelarer Kölnstraße 78 (heute Gilgen's Tortenkutsche), und er bewunderte den fast zwölf Jahre älteren Jungen aus der Nachbarschaft. Die beiden verloren sich mit der Zeit zwar aus den Augen, hatten jedoch dann durch den Karneval eine Zusammenführung, die sie umso enger verband.

Seine karnevalistischen Anfänge nahm Beuckmann in der Sankt Augustiner Prinzengarde. 1985/86 war er Karnevalsprinz, und in dieser Zeit hat er auch den "Sankt Augustin Walzer" geschrieben. Als er dann 1988 die Ehrengarde gründete, stieß sein einstiger Kumpel Herchenbach dazu, eine enge Freundschaft entstand. Herchenbach sei sowohl von der Garde als auch vom "Sankt Augustin Walzer" begeistert gewesen, berichtet Beuckmann.

"Der Text war allerdings zu lang, deshalb schrieb Herchenbach ihn um und sang ihn in einem Tonstudio", erinnert sich Beuckmann. Da der Bäcker, der 1934 in Hangelar geboren wurde, seinen eigenen Schallplatten-Verlag, den Herka Verlag, zusammen mit Karl-Theodor Kalentin hatte, wurde die Platte vervielfältigt und nicht nur unter das närrische Volk gebracht.

Herchenbach begann seine Karriere in den 60er Jahren. Der Hangelarer Bäcker schrieb Lieder unter anderem für Maria Hellwig, Marianne und Michael oder Willy Millowitsch. Sein Vorbild, so Beuckmann, sei Heino gewesen. Auch der war mal Bäcker.

Der Text des "Sankt Augustin Walzers"

In Menden einst ein Fährhaus stand, in Hangelar war die Dränk.
So schöne Dinge die man heute nur noch vom Erzählen kennt.
Der Tanzsaal der in Buisdorf stand war überall bekannt.
Und manch einer Trost in der Kapelle von Siegburg Mülldorf fand.

Lang, lang ist's her, lang ist's her
Sankt Augustin, Sankt Augustin, nur nach dir steht mir der Sinn.
Du bist meine Heimatstadt, das Schönste, was der Mensch doch hat.
Und bin ich in der weiten Welt, zieht es mich zu dir hin.
Hab ich auch weder Gut noch Geld, ich hab mein Augustin.
Hab ich auch weder Gut noch Geld, ich hab mein Sankt Augustin.

Niederpleis der dicke Baum, den gab es seit ewger Zeit.
So mancher Bursch zur Maienzeit hat dort seine Maid gefreit.
Zur Furt von Meindorf sah man oft die Leute früher zieh'n
Heut sind all die Dörfer die wir lieben, der Stolz von Sankt Augustin.

Bröhltalbahn sie machte noch in Birlinghoven halt.
Der Bahnhof wie man heut noch weiß, der stand hinter'm Pleiser Wald.
Die erste Wirtschaft in Augustin war die vom Henrosett
Ein uraltes Gasthaus an der Ecke, und doch so richtig nett.

Lang, lang ist's her...

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